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In Zeiten von Sakrilegen und Illuminaten ist der Heilige Gral dann doch mal wieder in aller Munde, es gibt mal wieder eine Gralsmode, wie es sie schon so oft in der Geschichte der Menschen gab. John Matthews hat die Geschichte des Grals aus den verschiedensten Quellen zusammengesucht, hat jede Menge Verweise gefunden, denn der Gral ist viel älter, als man sich das so denkt.
Die ersten Gralsgeschichten stammen laut Matthews schon aus prähistorischer Zeit. Später gab es eine Menge Geschichten über Burgen, in denen ganz besondere Dinge gehütet wurden, über große Suchen nach Steinen oder Kesseln, die ein ewiges Leben versprachen, oder sonstige Erfüllung. In frühchristlicher Zeit kam dann die Geschichte um Joseph von Arimathia dazu, der nicht nur Jesus vom Kreuz holte, sondern auch den Speer, mit dem man Jesus in die Seite gestochen hatte, und den Kelch des letzten Abendmahls mit nach Britannien nahm - in französischer Literatur kam er nicht ganz so weit, da war schon in Südfrankreich Schluss mit Reisen. Der Kelch wurde dann ganz schnell zum Heiligen Gral.
Aber zur Gralsmystik gehört viel mehr als nur der heilige Gral. Bekannt ist erst mal die Überschneidung mit dem Sagenkreis um König Artus und seine Tafelrunde. Erzählt man die Geschichte von König Artus, so ist der Gral und die Suche nach ihm eigentlich nicht unbedingt der wichtigste Teil, allerdings gibt es besonders in der Hochzeit der Gralsliteratur im zwölften Jahrhundert sehr viele Romane und Erzählungen, die sich nur lose an die Tafelrunde anknüpfen und hauptsächlich über die Gralssuche erzählen. Andere Geschichten erzählen von Gralsrittern, die eigentlich gar nichts mit Artus zu tun haben.
John Matthews erzählt auch von den Geschichten rund um die Gralsburg, um die Gralshüter, die vielen Männer und wenigen Frauen, die auf Suche gehen. Und diese vielen Geschichten tauchen in der Geschichte zu allen möglichen und unmöglichen Momenten auf, sind mal für ein Jahrhundert fast vergessen, um dann wunderbare Wiederauferstehung zu feiern. Fest verbunden ist die Gralsmystik laut Matthews auch mit verschiedenen mehr oder weniger gnostischen Strömungen des Christentums. Bei Albigensern oder Katharern war dieser Mythos stark, auch die Templer hatten einen besonderen Zugang dazu, und später brachten die sagenumwobenen Rosenkreuzer die Geschichten durch die Jahrhunderte. Letztendlich, um heute in Literatur und Film wieder aufzutauchen, siehe "Der König der Fischer", "Excalibur" oder "Der Da Vinci Code".
"Der Gral" ist ein sehr umfassendes Buch, aber leider auch ein sehr trockenes, aufzählendes Buch. Anstatt die Zusammenhänge dem Leser interessant zusammenzufassen, arbeitet sich John Matthews mit beamtischer Gründlichkeit durch die Jahrhunderte, und die Faszination des Grals kommt in eigentlich keinem Moment auf. Und damit vergibt sich Matthews eine ganze Menge Chancen, ist doch das Gralsthema überhaupt nicht tot zu kriegen. Bei ihm reicht es aber nur zu einer großen Aufzählung von Quellen, der man den Sachverstand des Autors anmerkt, der sich aber nicht auf seine Leser einstellt und so nur ein Werk für das Hintergrundwissen, ein Werk für Spezialisten schafft.