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Ed Kennedy lebt in einer Kleinstadt irgendwo in Australien. Er ist Taxifahrer, was jedoch eher das „Alibi“ für sein eintöniges, richtungsloses Dasein zu sein scheint, soll heißen: das Einzige, was ihn von dem noch sinnloseren und öderen Leben seines arbeitslosen Freundes Ritchies trennt. Ed verbringt seine Tage also damit, Taxi zu fahren, mit seinem stinkenden Hund, dem „Türsteher“, zu sprechen und mit seinen drei Freunden Ritchie, Marv und Audrey, seiner heimlichen großen Liebe, Karten zu spielen. Irgendwo ist ihm auch bewusst, dass da irgendwas schief läuft, dass er erfolgreich sein sollte wie sein kleiner Bruder Tommy, der aufs College geht, oder eine Familie gründen, wie seine Schwestern, aber ändern tut er daran nichts. Warum sollte er auch?
Dann jedoch geraten die vier Freunde in einen aberwitzigen Bankraub: Plötzlich steht Eds eintöniges Dasein Kopf und nichts wird mehr so sein, wie es vorher war.
Kurze Zeit später findet er nämlich in seinem Briefkasten eine Spielkarte, verbunden mit einer unterschwelligen Drohung: hier geht es um Eds Leben. Die Karte ist das erste von vier Assen, auf denen jeweils drei Adressen oder auch nur Hinweise stehen. Was ihn dort erwartet, sind Erfahrungen und damit verknüpfte Aufgaben. Manche sind einfach und angenehm, wie zum Beispiel einem jungen Mädchen zu helfen, das eine leidenschaftliche Läuferin und ewige Verliererin ist. Bei anderen sind Eds ganze Kreativität und all seine Fähigkeiten gefragt - und manche sind ziemlich gefährlich, so dass er auch ganz schön viel Mut aufbringen muss (von dem er vermutlich gar nicht wusste, dass er ihn hat). In allen Aufgaben muss Ed auf irgendeine Art und Weise seinen Mitmenschen helfen und lernt so nicht nur ganz unterschiedliche Leute kennen, sondern vor allem viel über sich selbst.
„Der Joker“ ist ein recht außergewöhnlicher Roman, was an den interessanten, zum Teil auch witzigen Ideen liegt, die ihm zu Grunde liegen. Das heißt auch, dass die Handlung (anders als bei vielen Geschichten) von vorn bis hinten vollkommen unvorhersehbar bleibt und damit sehr spannend. Als Leser weiß man da eigentlich nie genau, was Ed bei der nächsten Adresse erwartet oder was ihm als nächstes zustößt. Und wenn man glaubt, man hätte das ganze Spiel so langsam durchschaut, dann kann der Roman mit seinen Drehungen und Wendungen einen doch immer wieder überraschen. Und auch Ed selbst birgt einiges unvorhergesehenes Potential, wirkt er anfangs doch wie der langweiligste durchschnittlichste Protagonist, der in letzter Zeit über die Buchseiten gestolpert ist: Er ist Taxifahrer, er hat keine geheimen Kräfte oder Fähigkeiten, er ist weder sehr intelligent noch dumm, er ist nicht sehr mutig, zumindest nicht mutiger, als der Durchschnittstyp wohl wäre, und seine Eltern wurden auch nicht von einem bösen Zauberer ermordet...
Doch so nach und nach stellt man als Leser fest, dass Eds Schicksal einen unheimlich in den Bann schlägt, vielleicht gerade weil man sich auf irgendeine Art und Weise immer mit ihm identifizieren kann. Auch die anderen Charaktere sind nicht im geringsten stereotyp, sie wirken so lebendig und verschroben, dass man glauben könnte, sie würden einem am nächsten Tag auf der Straße begegnen.
Auf jeden Fall ist „Der Joker“ ein absolut empfehlenswerter Jugendroman, der vor allem zeigt, dass auch der durchschnittlichste Typ immer noch sehr viel in sich stecken haben kann. Eds Heldentaten sind keine, die für Schlagzeilen in der Zeitung sorgen würden, und trotzdem absolut beeindruckend.