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Huy ist ein wahres Glückskind, als Sohn eines Bauern hätte ihm solch eine Möglichkeit eigentlich nicht zugestanden und doch ist Huys Onkel Ker bereit, es seinem Neffen zu ermöglichen: Ein Jahr nach seiner Namensgebung, also mit fünf Jahren, wird Huy an die Tempelschule nach Iunu geschickt. Huy ist natürlich gar nicht begeistert, würde er doch lieber die Frösche im Gartenteich zusammen mit seiner Freundin, der Sklavin Ischat, beobachten.
Doch die Ausbildung zum Schreiber ist ein echter Glücksfall für den jungen Huy, denn er erweist sich als äußerst gelehriger Schüler und entwickelt sich zu der reinsten Freude seiner Lehrer, und das trotz seiner Herkunft. Denn all die anderen Schüler sind oft Kinder von hochgestellten Persönlichkeiten, sogar Huys bester Freund Thutmosis gehört einer Adelsfamilie an.
Gerade deswegen erweckt seine Begabung auch den Neid seiner Mitschüler, allen voran Sennefer. Als die beiden zwölf Jahre alt sind, kommt es zu einer Auseinandersetzung, bei der Huy von Sennefer erschlagen wird. Doch nach fünf Tagen erwacht Huy von den Toten, allein für sich schon ein Wunder, aber die Anwesenheit im Reich der Toten hat ihn auch verändert, denn in dem Jungen schlummert plötzlich eine göttliche Gabe. Dieses Ereignis soll seinen weiteren Werdegang bis an sein Lebensende prägen.
Pauline Gedge versetzt ihren Leser mit „Der Seher des Pharao“ zurück in die glorreiche Vergangenheit Ägyptens um 1400 vor Christus. Die Hauptfigur ist ein kleiner Junge, der zum Manne wird, doch statt als Schreiber einem wohlhabenden Mann zu dienen, sorgen die Götter durch einen Unfall dafür, dass Huy zu etwas Besonderem wird.
Obwohl das Buch „Der Seher des Pharao“ heißt, berichtet das Buch eigentlich nur über die Kinder- und Jugendjahre der Hauptfigur Huy, und der Pharao tritt nur auf den letzten Seiten in Erscheinung. Immerhin muss man dem Roman zugute halten, dass dieser Handlungsverlauf auch im letzten Satz auf dem Buchrückentext zu ersehen ist.
Die Geschichte an sich kann man als farbenprächtig beschreiben, man erfährt viel über das Ägypten dieser Zeit, seine politischen Strukturen und das alltägliche Leben. Präsentiert wird das Ganze aus der Sicht der Hauptfigur Huy, die einem einen unmittelbaren Einblick in das Gefühlsleben und Denken von Huy gewährt. Und ganz nebenbei erfährt man noch etwas über die Götterkultur dieser Zeit, denn ihr Eingreifen verändert das Leben des kleinen Huy vollkommen. Geprägt wird die Handlung ansonsten nur von den kleinen Dramen, die Huy auf dem Weg zum Erwachsenwerden zustoßen; aber den Tod sowie die Auferstehung darf man getrost als den spannungstechnischen Höhepunkt bezeichnen, danach ist eigentlich klar, was im Großen und Ganzen irgendwann kommen muss.
Damit ist „Der Seher des Pharao“ durchaus als interessantes Buch zu bezeichnen, auch wenn es einen eher unspektakulären Charakter hat, aber man erfährt einiges über die damalige Zeit. Bedauerlich ist nur, dass die Handlung eine ganz andere ist, die man bei dem Titel erwarten würde; Ereignisse, die dem Seher an der Seite des Pharaos passieren und durch die er das Schicksal des Königreichs beeinflusst, sucht man hier umsonst. Hält man sich bei seinen Erwartungen an den Originaltitel „The Twice Born“, hat dieses Buch aber durchaus etwas zu bieten.