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Die "Elfenjagd" zieht aus, um dem Menschen Mandred im Kampf gegen ein Untier beizustehen, das dessen Dorf bedroht. Der kämpferische Farodin und der etwas melancholische Nuramon werden mit auf diese Jagd gesandt. Die Elfenmänner werben seit Jahrzehnten um die schöne Elfe Noroelle, die sich nicht zwischen den beiden zu entscheiden vermag und diese Wahl drum dem Schicksal überlässt. Das Untier entpuppt sich als Dämon, der Nuramon, Farodin und Mandred nach verlustreichem Kampf in eine Falle lockt, aus der sie nicht entkommen können. Derweil zeugt der Dämon in Nuramons Gestalt mit Noroelle ein Kind. Sie widersetzt sich dem Willen der Elfenkönigin, ihren dämonischen Sohn zu töten, und versteckt ihn in der Menschenwelt. Als Strafe dafür wird sie auf ewig in eine trostlose Welt ohne Wiederkehr gebannt.
Die drei Männer können Jahre später aus der Falle befreit werden. Sie ziehen aus, um Noroelles Sohn zu finden, der inzwischen eine Art Prophet in der Menschenwelt ist. Sein Tod macht ihn zum Märtyrer. Die Menschen ziehen in den (heiligen) Krieg gegen die Elfen, und die grausamen Trolle aus dem Norden sehen ihre Chance zur Rache für vergangene Niederlagen und ziehen eine zweite Front gegen die Elfen auf.
Für Nuramon, Farodin und Mandred beginnt derweil eine Reise, die auf der Suche nach Hinweisen über Noroelles Verbleib durch Jahrhunderte führt, viele Welten berührt und scheinbar aussichtslos ist ...
Welches Fantasyvolk eignet sich besser als die Elfen, um den Minnesang in eine Fantasywelt zu transportieren? Dies ist nur eine der zahlreichen Facetten, in denen die Autoren dieses geheimnisvolle Volk präsentieren. Bernhard Hennen und James Sullivan stellen zu Beginn einen scharfen Kontrast zwischen Menschen- und Elfenwelt her: Kurze, hektische (und für den Leser bisweilen anstrengende) Hauptsätze beschreiben im ersten Kapitel Mandreds karge, raue Fjordlandschaft, während das Elfenreich als Zauberwelt voller wundersamer Wesen, Orte und Naturgesetze in entspanntem, nebensatzträchtigem Gewand präsentiert wird. Jedoch werden auch dunkle Facetten offenbart, die sowohl den vorgestellten elfischen Charakteren als auch der elfischen Gesellschaft als Ganzem anhaften und bisweilen fast menschliche Züge annehmen. Der Leser erhält weiterhin ein gutes Bild davon, wie andere Völker das der Elfen sehen, und trotz aller (tendenziell menschlichen) Schattenseiten wird deren Welt keineswegs entzaubert.
Die epische Geschichte ist geschickt aufgebaut und spannend erzählt, der Leser wird über den Plan des Dämons, die Handlungsmotive der Elfenkönigin und Noroelles Schicksal lange im Unklaren gelassen. Die Autoren scheuen weder vor märchenhaftem Kitsch - den sie in ein stimmungsvolles Ambiente einfügen - bei den Elfen noch vor grotesker Grausamkeit bei den Trollen zurück und bieten handfeste, gut ausbalancierte Fantasy. Die verschiedenen Kapitel sind immer aus der Sicht einer der Figuren geschildert, so dass der Leser immer nah am Geschehen ist und die Gedankenwelt aller Figuren kennenlernt. Die gelegentlichen Einschübe, die Passagen fiktiver Sagen aus der Menschenwelt, wichtige Berichte oder Briefe präsentieren, machen die Geschichte noch eine Spur größer, als sie ohnehin ist, und lassen die vorgestellten Welten zugleich sehr lebendig erscheinen.
Das Cover zeigt, im Gegensatz zu "Die Orks" und "Die Zwerge", keine Axt - auch wenn sie zu Mandred gepasst hätte -, sondern ein elfisch-filigranes Schwert. Im Innern befindet sich eine anschauliche schwarzweiß gezeichnete Karte des Elfenreiches.
"Die Elfen" bietet alles, was das Fantasy-Herz begehrt: Gefahrvolle (Raum- und Zeit-) Reisen aus romantischen und heroischen Gründen, verschiedenste Völker und Wesen, Dämonen, Zauberei, magische Waffen, große schicksalhafte Pläne, epische Schlachten und vieles mehr, darüber hinaus viel Interesse für die Charakterausprägungen der einzelnen Figuren und Liebe fürs Detail, ohne dass es auf einer der mehr als 900 Seiten jemals langweilig würde. Hennen und Sullivan ist ein fesselndes und kreatives Werk gelungen, aber es ist sicher nicht die "definitive Geschichte" über die Elfen, die auf der Rückseite angekündigt wird. Weiterhin ist es schlicht und ergreifend anders als "Der Herr der Ringe", zu dem einen Bezug herzustellen ohnehin keine Aussage mehr hat, seit dieses Schicksal nahezu jeden größer angelegten Fantasyroman ereilt. Dieses Buch ist einfach gut und seinen Preis mehrfach wert.