Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Milly ist achtzehn, ein bisschen naiv und will etwas vom Leben haben. Deshalb ist sie entzückt, als sie in Oxford an einem sonnigen Nachmittag zufällig zwei charmante, weltgewandte und auch noch attraktive Herren kennenlernt und mit ihnen ins Plaudern kommt. Schnell findet Mily heraus, dass Alan und Rupert ein Liebespaar sind, doch das tut der spontanen, aber herzlichen Freundschaft der drei keinen Abbruch.
Als Alan dann Milly ein paar Tage später mehr scherzhaft als im Ernst bittet, ihn zu heiraten, damit er eine Aufenthaltserlaubnis erhält, stimmt sie ohne Zögern zu. Zwar ist es ja keine richtige Liebeshochzeit, aber Milly genießt den wunderbaren Tag, den goldenen Ring an ihrem Finger und das Hochzeitskleid.
Zehn Jahre später: Der Kontakt zu Alan und Rupert ist schon lange abgebrochen, und nun hat Milly auch endlich ihren wahren Traummann fürs Leben kennengelernt. Simon Pinnacle sieht gut aus, ist nett und intelligent und wird außerdem – nicht ganz unerheblich für Millys Mutter – eines Tages das Vermögen seines Vaters erben. Die Hochzeit findet schon bald statt, doch da gibt es einen kleinen Haken: Milly ist ja bereits verheiratet …
Die Liebeskomödie "Die Heiratsschwindlerin" erscheint als Neuauflage im Goldmann Verlag und wird unter dem Autorennamen Sophie Kinsella vermarktet. Damit wird bei den meisten Leserinnen wahrscheinlich der Eindruck erweckt, es handle sich um ein neues Buch der erfolgreichen Chick-Lit-Autorin, die die witzige und kultige "
Shopaholic"-Serie schreibt und auch andere lustige und unterhaltsame Romane wie "Kennen wir uns nicht" oder "Göttin in Gummistiefeln" geschrieben hat. Wenn man aber genauer hinsieht, ist unter "Sophie Kinsella" auf dem Umschlag kleiner gedruckt der Zusatz "Madeleine Wickham" zu lesen – Kinsellas richtiger Namen, unter dem sie früher ihre Romane veröffentlichte.
"Die Heiratsschwindlerin" erschien zum ersten Mal bereits 1999 und hat leider nicht viel Ähnlichkeit mit Sophie Kinsellas neueren Romanen: Es scheint, als hätte die Autorin damals ihren Stil noch nicht ganz gefunden. Die Story um die bereits verheiratete Milly ist insgesamt leider etwas langatmig und brav geraten und plätschert knapp 350 Seiten lang belanglos vor sich hin. Von dem treffsicheren Witz und den vielen chaotisch-liebenswerten Szenen, die zum Beispiel die Becky-Brandon-Reihe ausmachen, ist hier (noch) nichts zu spüren. Der Roman ist insgesamt nicht schlecht und die Ausgangsidee – bereits verheiratete Frau steht vor einem Dilemma, als ihre "echte" Hochzeit ansteht – ist auf jeden Fall originell und wäre eine richtige Kinsella-Chaos-Steilvorlage gewesen. Der biedere Stil und die relativ belanglosen Ereignisse, die sich durch den Roman ziehen, reichen aber nicht aus, um aus dem Buch richtig unterhaltsamen Lesestoff zu machen. Das Buch wandert daher schnell auf Nimmerwieder-Lesen ins Regal.
Fazit: "Die Heiratsschwindlerin" lebt von einer guten Idee und ist insgesamt eine recht nette, aber harmlos seichte und kein bisschen spritzige Liebeskomödie. Auch wenn hier vorne dick "Sophie Kinsella" draufsteht – drin ist eigentlich Madeleine Wickham und damit ein völlig anderer Stil und eine ganz andere Art von Frauenroman. Wüsste man nicht, dass hinter den Namen ein und dieselbe Autorin steckt, würde man es eigentlich kaum glauben. Also besser zu den "Shopaholic"-Romanen greifen und sich damit köstlich amüsieren!