"Ich will kein glückliches Ende. Ich will mehr Geschichten!"
Diese Aussage stammt von Mosca Mye, einem intelligenten und wortbegeistertem Kind. Sie wächst in einer Welt auf, die von seltsamen Heiligen gesteuert wird, wie zum Beispiel dem heiligen Klatschweg, dem Beschützer der Stubenfliegen, in der Geschichten verboten sind, sofern sie nicht von der Schreibergilde stammen und die zerrissen ist, durch die jahrzehntelange Suche nach einem König, der das Land einen soll.
Moscas Vater war ein berühmter Gelehrter, der viele Schriften verfasste - leider ohne die Erlaubnis der Schreiber. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Mosca bei ihrem Onkel und ihrer Tante aufwächst. Doch sie ist keinesfalls dankbar für die Sorge der beiden Menschen, sondern brennt gleich zu Anfang des Buches die Mühle ab und flieht mit dem berüchtigten Wortmeister Clent, einem Lügner, Geschichtenerzähler, Hochstapler und … Spion der Schreibergilde.

Nach und nach erkennt Mosca auf ihrer Reise, auf der sie außer von Clent noch vom Sarazenen, einer kämpferischen Gans, begleitet wird, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Clent ist egoistisch und will mehr als einmal Mosca opfern, um selbst mehr für sich zu haben, doch er hat nicht mit Moscas Willen gerechnet und so muss er sich mit ihr abfinden und erkennt langsam ihren Nutzen. Mosca nämlich ist ebenfalls äußerst gut im Spionieren.

So erreichen die beiden gemeinsam die Hauptstadt, doch hier geht der Ärger erst richtig los. Sie landen im Zentrum von höfischen Intrigen, Machtkämpfen zwischen den Gilden der Schlosser und der Schreiber und vor allem im Mittelpunkt der Suche nach einer Druckerpresse, die aggressive Schmähschriften gegen den Herzog druckt. Doch langsam erkennen sie, dass man genauer hinsehen muss, wer Freund und wer Feind ist, wer lügt und wer die Wahrheit sagt und vor allem: nicht jeder, der gut wirkt, ist auch gut im Herzen.

Der Schreibstil des Buches ist wohl zunächst befremdlich, da er wirklich wie aus einem Kinderbuch wirkt. Doch blättert man weiter, fällt auf, dass dies alles, aber kein reines Kinderbuch ist. Die Thematik erstreckt sich von höfischen Machtkämpfen über verbotene Bücher und Bücherverbrennungen bis hin zu der Gefahren der Religionsunterdrückung und daraus resultierender Kriege. Also wirklich starker Stoff für ein Buch für Leser ab zwölf Jahren!
Doch keinesfalls ist diese Empfehlung falsch, da sehr behutsam und aus Moscas Sicht an alles herangeführt wird.

Was den meisten Jugendlichen sehr gut gefallen wird, ist, dass der moralische Zeigefinger, der sich so oft in Jugendliteratur findet, fast gänzlich fehlt. Mosca ist kein liebes Mädchen, das fängt an beim Anzünden der Mühle und hört mit ihrem Verrat an einer illegalen Straßenschule noch lange nicht auf. Aber auch sie entwickelt sich im Verlauf der Geschichte weiter und wird doch noch erwachsener, erkennt, dass kindische Reflexe einen nicht immer weiterbringen.

In diesem Roman wird gezeigt, wie weit man es eigentlich bringen kann, wenn man auf seine eigenen Fähigkeiten vertraut und sie einzusetzen weiß. Auch die Macht der Worte wird veranschaulicht: Einerseits können Worte einen Krieg auslösen, doch sie können ihn auch verhindern. Es liegt in der Macht derjenigen, die diese Worte sprechen oder schreiben, Gutes zu tun oder die Welt ins Verderben zu stürzen.

Frances Harding verbindet in diesem Buch die Schilderung einer Welt, die dem England des 18. Jahrhunderts sehr ähnelt, mit ihren eigenen Vorstellungen einer Welt mit verrückten Heiligen und großer Angst vor Worten. Diese Angst kommt aus einer alten Zeit, in der Worte zu einem Krieg führten, der den Alltag, wie er bekannt war, komplett veränderte und auch das Angesicht des Landes auf Jahrzehnte hinweg veränderte.