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"Worauf es im Grunde ankommt, ist, dass wir uns immer wieder fragen, worauf es im Grunde ankommt ..." - Was im ersten Moment nach einem wunderbar philosophischen Ausspruch klingt, ist tatsächlich Teil eines sogenannten "Nonsens-Gedichts" Lewis Carrolls mit dem Titel "The Hunting of the Snark", das 1996 von Oliver Sturm übersetzt und als Hörspiel vertont wurde.
Als ein Captain mit seiner Mannschaft auf einer einsamen Insel landet, die in irgendeinem fernen Ozean liegt, spüren die zehn Mannen, dass sie dem Schnatz ganz nahe sind. Schon seit einiger Zeit jagt die illustre Mannschaft diesem sagenumwobenen Wesen hinterher, doch abgesehen vom Captain, der sein Wissen jedoch mehr oder weniger für sich behält, weiß keiner, was ein Schnatz eigentlich nun genau ist. Und obwohl der Captain sie immer wieder vor der Gefährlichkeit eines Schnatzes warnt, versteht er es, seinen Kameraden stets neuen Mut zu machen. So folgen dem Captain ein Billard Markör, ein Makler, ein Hutmacher, ein Liftboy, ein Anwalt, ein Bankier, ein Biber, ein Schlachter und ein Bäcker. Vor allem der Bäcker, der von seinem Großvater belehrt wurde und der stets sieben Jacken und drei Paar Schuhe trägt, weiß um die Gefahr, die von diesem unbekannten Wesen ausgeht, doch gerade er soll es sein, der dem Schnatz schlussendlich gegenüber steht - und daraufhin spurlos verschwindet. Denn der Schnatz ist ein Buhdscham ...
Lewis Carroll, auf den das dem Hörspiel zugrunde liegende Gedicht zurückzuführen ist, führte zwei verschiedene Leben, die er strikt voneinander trennte. Zum einen arbeitete Charles Lutwidge Dodgson als Dozent für Mathematik und Logik am Christ Church College in Oxford, zum anderen lebte er unter dem Pseudonym Lewis Carroll in seiner eigenen Fantasie-Welt und wurde vor allem durch seinen Roman "Alices Abenteuer im Wunderland" weltberühmt, welchen er 1864 für Alice Pleasance Liddel schrieb, die Tochter seines Dekans. Die Eingebung zu "The Hunting of the Snark" hatte Lewis Carroll nach eigenen Angaben bei einem Spaziergang an einem schönen Sommertag, denn bei diesem schoss ihm plötzlich eine Verszeile durch den Kopf: "Denn der Schnatz war ein Buhdscham, nicht wahr?". Er selbst schrieb dazu: "Ich wusste damals nicht, was sie [die Verszeile] bedeutet; ich weiß es heute noch nicht. [...]" Verwundert es da noch, dass "Die Jagd nach dem Schnatz", wie Carrolls Gedicht in der deutschen Übersetzung heißt, zur Gattung der "Nonsens-Literatur" zählt?
Das vorliegende Hörspiel, das auf eine Übersetzung und Bearbeitung von Oliver Sturm zurückgreift und unter dessen Regie entstanden ist, bietet dem Hörer vor allem eines: Chaos. Ein großes Durcheinander und Verwirrung sind die vorherrschenden Gefühle, die sich seitens des Hörers während dieses kurzen Hörspiels einstellen, die "Handlung" - eine wirkliche Handlung hat die Produktion nicht - besteht aus einer unsinnigen Aneinanderreihung sinnloser Dialoge und Verszeilen. Dennoch: Teilweise ist das Hörspiel so blödsinnig, dass es schon wieder witzig scheint, doch leider heben diese Abschnitte den chaotischen Aufbau und das große Durcheinander nicht auf. Auch die sehr professionellen Sprecher, die ihre Rollen hervorragend interpretieren, können hier nichts mehr retten, ebenso wenig wie die überaus glaubhafte Geräuschkulisse, die durch eine Musikunterlegung begleitet wird. Diese erscheint zwar passend, drängt sich aber viel zu oft in den Vordergrund und sorgt für einige Längen, zum Beispiel zwischen den einzelnen "Krämpfen", die in der Antike wohl als "Gesänge" bezeichnet worden wären.
Die Aufmachung der CD präsentiert sich ansprechend und äußerst kindgerecht -
zu kindgerecht, denn "Die Jagd nach dem Schnatz" ist sicher kein Hörspiel, das für jüngere Hörer besonders geeignet wäre. Diese könnten nämlich vermutlich das Hörspiel überhaupt nicht verstehen, auch wenn sie vielleicht ihren Spaß an den Stimmen, Geräuschen und der Musik finden würden. Zudem findet sich kein für den Käufer ersichtlicher Hinweis, dass es sich bei "Die Jagd nach dem Schnatz" um die Vertonung eines Nonsens-Gedichts handelt, sondern der Verlag scheint vielmehr darauf abzuzielen, dass der Käufer den Namens Lewis Carroll und die Erwähnung von "Alice im Wunderland" mit einem kaufanregenden Gedanken assoziiert. Im Booklet des Hörspiels hingegen findet der interessierte Hörer einen aufschlussreichen Text über Lewis Carroll und seine Arbeit an "The Hunting of the Snark". So bleibt zu sagen, dass die Gestaltung zwar überaus gelungen ist, jedoch fälschlicherweise auf Käufer ausgerichtet ist, die mit der vorliegenden Produktion wohl nur wenig anzufangen wissen.
Fazit:
Die Vertonung von Lewis Carrolls Nonsens-Gedicht "The Hunting of the Snark" bietet dem Hörer genau das, wonach es sich anhört: Nonsens. Selbst hervorragende Sprecher und eine überzeugende Geräuschkulisse können das Hörspiel nur bedingt aufwerten, obwohl stellenweise für witzige Momente gesorgt ist. Sinn machts jedoch keinen.