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Aristarch ist ein junger, wissbegieriger Schüler. Selbst als er im Alter von Anfang 20 nach Alexandria kommt, um dort seine Studien weiter fortzuführen. Die vor kurzem von Alexander dem Großen gegründete Stadt beginnt sich zu einer Metropole in der antiken griechischen Welt aufzuschwingen. Dazu trägt auch das Museion bei, an dem viele namhafte Wissenschaftler in Forschung und Lehre tätig sind. Zunächst ist Aristarch überwältigt von allem. Doch auch dank seines Mentors und einiger Freunde lebt er sich schnell in Alexandria ein und darf sogar an einer Expedition ins ägyptische Hinterland teilnehmen. Doch er hat nicht nur Freunde. Seine Gegner sind einflussreich und neiden ihm seinen Triumph. Denn durch die weite Reise gelingt es Aristarch zu berechnen, wie groß der Erdumfang ist. Außerdem wendet er in einem Geniestreich die geometrischen Gesetzmäßigkeiten auf den Kosmos an und kann nicht nur berechnen, wie weit Sonne und Mond von der Erde entfernt sind, sondern auch deren Größe. Doch als er tatsächlich behauptet, dass nicht die Erde, sondern die Sonne im Mittelpunkt der Welt steht und die Erde sich um sie dreht, sehen seine Gegner endlich den lang ersehnten Zeitpunkt der Rache gekommen und klagen ihn wegen Gotteslästerung an. Und das kann im günstigsten Fall Verbannung, im schlimmsten aber den Tod bedeuten.
In dem Buch
Die Sonne im Zentrum schildert der Autor das Leben des heute eher unbekannten Aristarch von Samos. Da kaum etwas von diesem griechischen Mathematiker und Astronom überliefert ist, ist auch ein Großteil der geschilderten Ereignisse fiktiv. Der Autor stellt dies sehr schön in einem Nachwort zusammen, so dass der Leser gut zwischen gesicherten Fakten und dichterischer Freiheit unterscheiden kann. Denn nur wenig ist belegt. Selbst dass Aristarch ein revolutionäres heliozentrisches Weltbild aufstellte, ist nur durch fremde Überlieferungen und Randbemerkungen bekannt. Demnach hat der Autor großen Spielraum für eigene Interpretationen, welche aber stets schlüssig sind. Er schildert die Geschehnisse, wie sie auch tatsächlich hätten ablaufen können.
Der Autor nutzt (wie seine antiken griechischen Kollegen) insbesondere das Mittel des Dialogs und insbesondere des Streitgesprächs, um die Wissensthemen dem Leser zu erörtern. Allerdings bleiben die meisten handelnden Charaktere etwas blass. Zwar bemüht sich Bührke jedem Individualität zu verleihen. Doch begegnen dem Leser eine Vielzahl von Personen, die nicht immer im Gedächtnis bleiben. Ist die Schilderung des Alltags zu dieser Zeit noch interessant, so ist es fragwürdig, warum in die Handlung eine nicht notwendige Liebesbeziehung eingeflochten ist, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Diese wirkt wie ein Fremdkörper in der eigentlichen Erzählung. Auch wenn der Autor einmal das Thema Erotik ins Spiel bringt oder die gar nicht so grauenhafte Schilderung einer Vivisektion oder Einbalsamierung ägyptischer Leichen einfügt.
Dies sind nicht die Ursachen dafür, dass man das Buch nur einem älteren und vor allem interessierten Publikum empfehlen kann. Vielmehr ist es die Aufbereitung des Themas. Die Darstellungen der wissenschaftlichen Grundlagen sind stets informativ, jedoch nur mäßig spannend. Was dem Buch weiterhin fehlt, sind Karten, um sich leichter mit den Ortschaften vertraut zu machen. Insbesondere die Nilexpedition würde dadurch anschaulicher sein. Leider sind auch nur zwei beschreibende Grafiken enthalten. Bei den ganzen Erklärungen zu den Naturphänomenen hätten es auch mehr begleitende Zeichnungen geben müssen. So bleibt der vermittelte Stoff sehr trocken. Ein Glossar mit wichtigen Fremdwörtern fehlt ebenfalls. Zumindest gibt der Autor in einem Nachwort einige Erläuterungen zu Aristarch und seiner Zeit und weist auf die Unterschiede zwischen Fiktion und historischen Fakten in der Erzählung hin.
Fazit: Eine interessante Erzählung, die dem interessierten Leser den eher unbekannten Astronomen und seine bahnbrechende Theorie sehr gut näher bringt. Leider ist kaum ein Spannungsbogen vorhanden.