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Weißer Hai, Löwe, Eisbär - und nach ein wenig Überlegen wohl auch einige Schlangen und Spinnen: dies sind die Tiere, die man spontan als die gefährlichsten einstufen würde. Doch es gibt noch viel mehr davon, und das hier besprochene Buch aus dem Verlag ars Edition präsentiert sie.
Die ersten Abschnitte des Buchs befassen sich mit verschiedenen Schlangenfamilien wie Vipern, Ottern und Kobras, mit Krokodilen und Echsen. Es folgen wenige Amphibien, dann sind etliche Fische an der Reihe, die dem Menschen gefährlich werden können; ihnen schließen sich weitere Wassertiere aus diversen Ordnungen und Familien an, ebenso Meeresbewohner wie Wale und Robben. Danach geht das Buch zu den Landbewohnern zurück: Bären, Großkatzen, Wölfen und Wildhunden, Mardern, Pflanzenfressern und anderen Säugetieren, gefolgt von einer Fülle an Vögeln und schließlich Insekten und Spinnentieren. Gegen Ende sind es unterschiedlichste Parasiten, die den Leser das Gruseln lehren. Und schließlich erscheinen die Top 100 der gefährlichen Tiere. Wer der Anführer der Wertung ist, wird hier nicht verraten, wohl aber, dass Glossar, Register und Bildnachweis natürlich nicht fehlen.
Ganz anders als unsere niedlichen Haustiere haben viele Wildtiere kein gutes Verhältnis zum Menschen. Wenn sie sich bedroht fühlen oder im Extremfall unsereins als leckere Beute ansehen, beißen, stechen, würgen oder trampeln sie drauflos. Diesen Tieren ist das hier besprochene Buch gewidmet. Es wendet sich an Kinder im Alter von etwa neun bis elf Jahren. Und ähnlich wie bei "Survival-Handbuch für Kids" [lieber Lektor, den Link füge ich ein, wenn selbiges durch ist und es funzt] geht es um Themen, die auch die meist eher lesefaulen Jungen ansprechen: Hier ist nichts putzig, glitzerrosa oder kuschelig, sondern im Gegenteil alles schlicht gefährlich.
Insgesamt ähnelt das Buch einem Husarenritt, denn die einzelnen Steckbriefe sind sehr knapp gehalten, mit einem Foto und einer auf das Wesentliche reduzierten Beschreibung: Länge, schärfste Waffe, Spezialität (hierzu gehören etwa bestimmte Angriffs- oder Verteidigungstaktiken). Jedes Kapitel, also etwa jenes zu den Großkatzen oder Spinnen, umfasst eine Doppelseite, die auch eine "Hammer-Info" zu einem Tier enthält - hier wird schlicht Erstaunliches zu der Art vermittelt. Die Tiere werden zudem auf unterschiedlichen Stufen des "Panik-Levels" eingestuft, der von 1 bis 5 reicht.
Das Buch ist zweifellos spannend zu lesen und spricht nicht zuletzt Jungen an. Gefahr und Abenteuer sind auch heute - und zum Glück - Themen für sie. Auf wenig Raum wird viel Information geboten, darüber hinaus natürlich auch Sensation und Nervenkitzel. Was dabei völlig fehlt, ist der Aspekt des Artenschutzes, denn viele dieser Tiere sind für den Menschen nur bedrohlich, weil er ihren Lebensraum erbarmungslos einengt, andernfalls würde er ihnen gar nicht begegnen. Darüber hinaus gibt es fast nie Angaben zur geografischen Verbreitung der Tiere, sodass der völlig falsche Eindruck einer Bedrohung durch sie auch für mitteleuropäische Kinder aufkommen kann, der völlig absurd ist. Wenn dann Stechmücken als topgefährlich eingestuft werden, weil sie potenziell tödliche Krankheiten wie Gelbfieber und Malaria auslösen können, sind schlaflose Nächte auch für Eltern vorprogrammiert, sobald es mal im Kinderzimmer diskret summt. Hier fehlt es völlig an einer Differenzierung über die Lebensräume! Leider können solche nicht ausreichend aufbereitete Informationen zu einer Phobie führen, die dem Schutz heimischer (und überwiegend für den Menschen völlig harmloser) Arten nicht förderlich ist.
Insgesamt also ein zwar spannendes und gut aufgemachtes Buch, das aber nicht ohne kritische Begleitung der Eltern gelesen werden sollte.