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 Die Tore der Welt

Spiel zum Buch

Autoren: Michael Rieneck, Stefan Stadler
Illustratoren: Michael Menzel
Verlag: Kosmos

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Nachdem schon Ken Folletts Meisterwerk „Die Säulen der Erde“ vom Kosmos Verlag in ein Brettspiel umgesetzt wurde, war es wohl nur eine Frage der Zeit, wann eine Brettspielvariante von „Die Tore der Welt“ erscheinen würde. Literatur in Brettspiele zu adaptieren, ist immer ein Wagnis. Einerseits kann es hervorragend funktionieren, die vorgegebene Story in ein spannendes und anspruchsvolles Spiel umzusetzen, andererseits kann es aber auch passieren, dass die Geschichte das Spiel total eingrenzt und dieses dadurch nicht reich genug an Abwechslung ist.

„Die Tore der Welt“ ist in vier große Kapitel unterteilt, wovon jedes Kapitel in sechs Runden gespielt wird. Die Hauptaufgabe der Spieler innerhalb dieser Runden besteht in erster Linie darin, die Abgaben, die jeweils am Ende eines Kapitels anliegen, zusammen zu bekommen. Diese Abgaben sind zwei Getreide – als Nahrung, zwei Frömmigkeitsplättchen – als Glaubensbeweis sowie zusätzlich noch die Steuern. Um diese Abgaben jeweils in seinen Vorrat zu bekommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die Runden beginnen immer mit dem Aufdecken einer Ereigniskarte. Auf dieser Karte stehen verschiede Aktionen, die einen Spieler mehr oder weniger stark beeinflussen können. Viel wichtiger sind aber meist die Symbole, die auf den vier Ecken der Ereigniskarten abgedruckt sind. Je nachdem, wie die Karte auf dem dafür vorgesehenen Platz abgelegt wird, bekommen die Spieler ein Stein oder Plättchen des jeweiligen Symbols. Dies kann beispielsweise ein Getreide, ein Baustoff oder aber auch ein Siegpunkt sein. Siegpunkte zu bekommen ist das eigentliche Ziel des Spiels, denn am Ende gewinnt derjenige, der die meisten Siegpunkte gesammelt hat. Doch auf der Jagd nach diesen sollten die oben erwähnten Zwangsabgaben am Ende eines Kapitels nicht außer Acht gelassen werden.

Eine Runde beginnt also mit dem Aufdecken einer Ereigniskarte. Nachdem alle Spieler ihren Rohstoff erhalten haben, werden reihum von jedem Spieler Aktionen in Form von Aktionskarten ausgespielt. Mit diesen Aktionskarten kann der Spieler zum Beispiel an Bauvorhaben arbeiten, Wolle oder Tuch verkaufen, sich Baumaterial verschaffen oder auch Frömmigkeitsplättchen verdienen. Am Ende eines Kapitels gilt es, die Zwangsabgaben zu „bezahlen“. Sollte ein Spieler es nicht geschafft haben, die nötigen Abgaben beisammen zu bekommen, verliert dieser immer Siegpunkte und bekommt zusätzlich noch eine weitere Strafe. Bei zu wenig Geld, um die Steuern zu bezahlen, muss derjenige zu Beginn des nächsten Kapitels beispielsweise zwei Aktionskarten ablegen. An dieser Stelle kommen die „Loyalitätsplättchen“ ins Spiel. Dies Plättchen kann man während den Runden immer mal wieder bekommen, zum Beispiel durch Ereigniskarten. Mit Hilfe der „Loyalität“ lassen sich Strafen verhindern. Als weiteres Ereignis bricht im Kapitel III die Pest aus. Diese kann ein Spieler mit Hilfe von erworbenen medizinischem Wissen bekämpfen und erhält dafür dann zwei Siegpunkte und ein Geschenk des Geheilten: zum Beispiel ein Rohstoff. Am Ende von Kapitel IV gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten, wobei diese noch durch gesammelte Rohstoffe ergänzt werden.

„Die Tore der Welt“ gehört, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, nicht zu den komplexen Spielen. Wer sich die Zeit nimmt und die relativ kurze, siebenseitige Spielanleitung durcharbeitet, der wird schnell in das Spiel finden. Die Anleitung muss wirklich positiv hervorgehoben werden. Es ist nicht immer selbstverständlich, dass ein Spieler nach dem Lesen der Anleitung das Spiel auch wirklich verstanden hat: Bei „die Tore der Welt“ kann man direkt loslegen und muss nur selten erneut in die Anleitung schauen. Allerdings ist dies auch durch die fehlende Komplexität des Spiels zu begründen. Zwar sind durch Pest, Ereigniskarten, Zwangsabgaben oder Bauvorhaben verschiedenste Faktoren in das Spiel eingebaut worden, um dieses abwechslungsreich zu gestalten, doch leider ist dieses Vorhaben nur mäßig gelungen. In vielen Phasen des Spiels wirken die Abläufe sehr ähnlich bis nahezu gleich. Hier fehlt es in den einzelnen Runden an Abwechslung, beispielsweise hätten für jedes Kapitel eigene Aktionskarten entwickelt werden können. Dadurch, dass am Ende eines Kapitels immer die Zwangsabgaben gezahlt werden müssen, „hecheln“ die Spieler in jeder Runde immer den dafür benötigten „Waren“ hinterher - und dies in jeder Runde und jedem Kapitel von neuem.

Das Spiel hat viele nette Ideen, bei denen die Spieler aber oft denken, dass diese besser hätten umgesetzt werden können. Hier kommt die schon erwähnte Problematik hinzu, dass man als Spieler oft das Gefühl hat, dass Fakten des Buchs auf jeden Fall in das Spiel aufgenommen werden mussten und dadurch das Spiel an sich nicht richtig „ausgefeilt“ erscheint.

Wer ein Liebhaber von Brettspielen ist, die auf literarischer Grundlage basieren, der sollte „Die Tore der Welt“ trotz der erwähnten Kritik einmal spielen, um es auf seiner „Liste“ abzuhaken. Dies sollte dann aber auf jeden Fall mit vier Spielern geschehen, da der Spaßfaktor mit sinkender Spielerzahl abnimmt. Auch Personen, die schon mit ganz viel Freude „Die Säulen der Erde“ gespielt haben und nun den Drang verspüren, unbedingt auch den Nachfolger spielen zu müssen, sollten sich ein eigenes Bild hiervon machen. Wobei zu betonen ist, dass „Die Tore der Welt“ völlig unabhängig davon gespielt werden kann, ob man den Vorgänger kennt oder nicht.

Für alle anderen Freunde von Brettspielen gibt es empfehlenswertere Spiele.

Daniel Lund



Brettspiel | Erschienen: 17. Juli 2009 | Preis: 31,99 Euro | für 2 - 4 Spieler | Sprache: Deutsch

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