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Der bekannteste historische Handelsweg ist zweifellos die Seidenstraße. Dass es aber auch weiter südlich und schon deutlich früher eine ähnlich wichtige Route gab, die Weihrauchstraße, wissen nur wenige Menschen, da deren Bedeutung schon geschwunden war, als die Seidenstraße massiv zu florieren begann.
Joachim Willeitner stellt die Weihrauchstraße in einem kompakten und sehr umfassenden Buch vor. Es geht darin um die Geografie der Gegenden, durch die der Weg führt – sowohl auf arabischer als auch auf afrikanischer Seite, das Rote Meer inklusive -, um die geheimnisumwitterten Güter und Reiche, die damit zu tun hatten, um die gesamte Historie Südarabiens und der anderen betroffenen Regionen und schließlich auch um angrenzende Länder bis zum Mittelmeer. Im Anhang finden sich nebst weiterführender Literatur und Bildnachweis auch antike Autoren, die sich mit der Weihrauchstraße befasst haben.
Unmittelbar nach dem Inhaltsverzeichnis findet sich eine Übersichtskarte zum behandelten geografischen Raum, sprich: der arabischen Halbinsel mit den angrenzenden Gebieten, die sich während der Lektüre als hilfreich erweist, da die in Erscheinung tretenden Städte, Reiche und Regionen dort sämtlich zu finden sind. Und die Geschichte der Seidenstraße ist durchaus komplex. Der bibelfeste Leser wird manche Dynastie, manchen Ort aus dem Alten Testament kennen, während der übliche deutsche Geschichtsunterricht diese historisch bedeutsame Region im Allgemeinen ausspart. Wie wichtig die Weihrauchstraße bereits für die alten Ägypter, doch vor allem für die Römer war, zeigt sich indes schon auf den ersten Seiten. Die großen alten Reiche investierten eklatante Summen in das Baumharz, dessen Herstellung und Vorkommen im Buch natürlich ebenfalls beschrieben wird.
Nicht nur die sehr gut und aufwändig recherchierten und aufbereiteten Inhalte überzeugen, sondern auch der Aufbau. So lernt der Leser zunächst den Verlauf des Handelswegs über dessen Geografie kennen, den Weihrauch als Handelsgut und schließlich, wie erwähnt, die geschichtlichen Abläufe, nicht zuletzt anhand herausragender Herrscherpersönlichkeiten. Der Abschnitt "Die Route zum Mittelmeer" behandelt die zuvor noch nicht eingeführten, jedoch für die Karawanen relevanten Bereiche.
Das Buch bietet nicht nur auch für den interessierten Laien sehr ansprechend und informativ verfasste Texte, die das Thema aus den unterschiedlichsten Perspektiven abbilden – nur fehlt letztlich der Fort- und Niedergang nach dem Siegeszug des Islams -, sondern auch zahlreiche aussagekräftige Abbildungen, die in angemessenem Format die Ausführungen ergänzen und illustrieren.
Ganz unwillkürlich kommt ein exotischer Zauber auf, dem sich der Leser kaum entziehen kann, findet er doch Anknüpfungen zu den ihm bekannten Hochkulturen seitens alter und hoch entwickelter Reiche, die er vermutlich noch nicht kennt, und deren Faszination Teil dieses Buches ist. Die sagenumwobene Königin von Saba erweist sich als nur einer von vielen spannenden Aspekten. Es zeigt sich, dass die antike Welt wesentlich intensiver vernetzt war, als der Geschichtsunterricht glauben macht. Mangelndes Wissen um die Weihrauchstraße erscheint nach der Lektüre als regelrechte Bildungslücke.
Ein vielseitiges und sehr gut verfasstes und aufgemachtes Buch!
Eine
Leseprobe ist auf der Verlagsseite zum Buch zu sehen.