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Die Hochzeit von Tracy Cord ist das Ereignis in Newport. Die High Society von Rhode Island trifft sich zu diesem Anlass auf dem Anwesen der reichen und ansonsten abgeschotteten Cords. Der erste Ehemann von Tracy, der Schlagerkomponist C. K. Dexter-Haven, erscheint zu ihrem Entsetzen bei den Hochzeitsvorbereitungen. Sie hat ihm seine Alkoholeskapaden und seine in ihren Augen prinzipienlose Lebensweise nicht verziehen und hat Angst, dass Dexter ihren Bräutigam, den immer korrekten und sie vergötternden George Kittredge, verärgern könnte. Nur ihre kleine Schwester, die Dexter furchtbar gern mag, freut sich.
Tatsächlich hat Dexter den Plan, seine Ex-Frau, in die er immer noch verliebt ist, zu sich zurück zu holen. Kompliziert wird die Sache durch die Anwesenheit von zwei Reportern und die Abwesenheit des Brautvaters. Der hält sich eine junge Geliebte und ist immer für einen Skandal gut. In ihrer Angst, dass die Reporter ihren Vater und die ganze Familie kompromittieren, gibt Tracy ihren Onkel Willie, einen alternden Schwerenöter, als ihren Vater aus. Eine Katastrophe bahnt sich an, als die von Dexter tief verletzte Tracy sich gemeinsam mit dem Reporter Mike Connor betrinkt und von ihrem Mann der Untreue verdächtigt wird. Die Nacht vor der Hochzeit scheint in eine Katastrophe zu münden.
Im Jahre 1956 versuchte der Regisseur Charles Waters die wundervolle Gesellschaftskomödie aus dem Jahre 1940 ("Die Nacht vor der Hochzeit) mit Katherine Hepburn, Cary Grant und James Stewart neu zu verfilmen. Seine Schauspielerriege bestand aus Grace Kelly, Bing Crosby, Frank Sinatra und in einer Nebenrolle gar Louis Armstrong.
Entsprechend dieser Truppe konzipierte er den Film als Mischung aus Komödie und Musical. Es wird viel gesungen, Sinatra, Crosby und Armstrong geben ihr Bestes. Aber leider entsteht aus dieser Mischung ein sehr schlechter Film. Denn neben den unzähligen Liedern vergisst Walters, die Geschichte mit aussageträchtigen Dialogen, Wortwitz und Spannung zu versehen. Der Film wirkt wie eine Aneinanderreihung von Liedern mit mäßiger Überleitung dazwischen. Es kommt weder Spannung auf, noch werden die unterschiedlichen Charaktere auch nur annähernd ausgeleuchtet.
Einziger Lichtblick ist Louis Armstrong. Dieser Mann ist einfach fantastisch. Zwar gibt er nur zwei Lieder und ein Trompetensolo zum Besten, das aber mit einer Verve und Präsenz, dass sich allein dafür der Film schon lohnt. Nut die Einbindung dieses Mannes und seiner Band gelingt leider nicht. Nur notdürftig wird ein Jazz-Festival, zur gleichen Zeit wie die Hochzeit stattfindend, in die Handlung eingebaut.
Wer den Film mit Grant und Hepburn kennt, wird maßlos enttäuscht sein. Wurde hier auf wundervolle Dialoge und ein irrwitziges Tempo geachtet und bis in die Nebenrollen hinein perfekt agiert, sind es im Nachdreh 1956 allenfalls Frank Sinatra und Celeste Holm als Reporter, die wirklich überzeugen können. Schlimm ist die Vorstellung des blasiert wirkenden Crosby als Ex-Mann der schönen Tracy Cord und des sehr blasse John Lund als Bräutigam. Schwierig ist die Bewertung von Grace Kelly. Sie gibt eigentlich eine wundervoll neurotische und innerlich zerrissene Tracy Cord ab. Leider aber sind die Dialoge und Möglichkeiten, die ihr der Regisseur und das Drehbuch lassen, so begrenzt, dass zu wenig dabei herauskommt, um gut genannt zu werden.
Hauptmanko dieser allzu leichten Musical-Komödie ist der Vergleich, dem er sich aussetzen muss. Denn einen wundervollen Film toppen zu wollen, erfordert Mut und Ideen. Beides findet man in dieser Komödie leider nicht.
Fazit: Was für eine Enttäuschung. In fast allen Belangen ist dieser Film überflüssig. Einzig Armstrong, Sinatra und Holm machen diesen Film zu einem gerade noch ertragbaren Beispiel der Manie Hollywoods, alte Filme neu und vermeintlich schwungvoll wieder in die Kinos zu bringen. Hier ist dies nicht gelungen.
Die Extras sind leider grottenschlecht, einzig der Preis von nicht mal acht Euro kann sich sehen lassen. Besser angelegt ist das Geld für "Die Nacht vor der Hochzeit", von George Cukor. Er ist in der SZ-Cinemathek für unter zehn Euro erhältlich.