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Mit "Die schwarze Spinne" als Lesung hat Hörbuch Hamburg ein Werk von Jeremias Gotthelf aus dem Jahr 1842 als Hörbuch herausgebracht. 37 Tracks mit einer Gesamtlaufzeit von 218 Minuten erzählen dem Hörer mit der Stimme von Fritz Lichtenhahn die auf einer fiktiven Taufe erzählte Geschichte.
Eine Taufe steht an und alle Beteiligten begegnen dem Fest mit großer Aufregung. Sowohl Gastgeber als auch Gäste fürchten, ein falsches Bild von sich abzugeben, etwas falsch zu machen, von etwas zuviel oder zuwenig zu tun ... doch irgendwann kehrt dann doch Ruhe in die Gesellschaft ein, als diese sich unter einem Baum niederlassen, um sich zu unterhalten.
Jemand fragt den Großvater, wieso bei dem Haus, in dessen unmittelbarer Nähe sie nun sitzen, ausgerechnet ein schwarzer Holzbalken zu sehen sei. Der Großvater erzählt bereitwillig die Geschichte, die schon Jahrhunderte überdauerte:
Einst litten die Bauern des Dorfes unter einem Tyrannen und dessen den Bauern gestellten Aufgaben. Es blieb kaum Zeit, die Felder zu bestellen und somit den Lebensunterhalt zu sichern, da alle Bauern für die dekadenten Wünsche des Tyrannen eingespannt wurden. Eines Tages bot sich ihnen ein Fremder an, die aktuelle Aufgabe, innerhalb eines Monats hundert bestimmte Buchen zu einer Allee zu pflanzen, zu übernehmen. Als Lohn verlangte er ein ungetauftes Kind.
Die Bauern erkannten, dass sie sich direkt auf den Handel mit dem Teufel einlassen würden, doch eine Frau namens Christine war schließlich bereit, zum Wohle aller in den Pakt einzuwilligen.
Der Teufel tat seine Arbeit, doch die Bauern versuchten, sich um ihren Anteil zu drücken. Schließlich verwandelte der Teufel Christine in eine schwarze Spinne und brachte mit ihr den Tod über die Bauern. Die Spinne konnte schließlich in ein Loch in einem Holzbalken verbannt werden ... und dort, so der erzählende Großvater, lebt sie noch immer.
Die mit diesem Hörbuch erzählte Geschichte weist einige interessante Aspekte auf. Sie zeigt die gesellschaftlichen Erwartungen in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts anschaulich auf, verweist aber vor allem auf zwei besonders wichtige Elemente: Gottglauben und -treue sowie der Umgang mit dem Tod.
Wer sich gottesfürchtig verhält und nicht zweifelt, alle ihm auferlegten Bürden trägt und sich nicht beklagt, der kann auf Gott vertrauen und sich sicher fühlen, so lautet das Fazit, das sich aus dieser Geschichte ziehen lässt.
Auf der anderen Seite ist die schwarze Spinne als Todbringer auch leicht in Verbindung mit dem Schwarzen Tod, der Pest also, zu bringen, die einst viele Tote forderte. Ein Grund mehr, sich vor dem Tod zu fürchten.
Die Umsetzung des Hörbuches ist jedoch als sehr anstrengend zu bezeichnen. Der Hörer darf einer ungeänderten Fassung lauschen, was zugleich jedoch bedeutet, dass die verwendete Sprache für einen Menschen der heutigen Zeit sehr fremdartig erscheint. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch zahlreiche Begriffe, die dem Schweizer Deutsch entstammen, die dem "Standarddeutschen" einfach unbekannt sind.
Mit Fritz Lichtenhahn wurde ein gebürtiger Schweizer als Sprecher gefunden, der die Geschichte zwar so unverändert transportieren kann, wie sie aufgeschrieben wurde, da ihm all diese Begriffe leicht von den Lippen gehen, doch dem Hörverständnis hilft dies nicht. Auch das eben durch die Kenntnis aller Begriffe recht hohe Sprechtempo von Lichtenhahn und der für das Schweizerische typische Singsang der Sprache, der Wort- und Satzenden anders betont, als man selbst es als Nichtschweizer gewohnt ist, machen dieses Hörbuch zu einer recht anstrengenden Veranstaltung.
Die drei CDs des Hörbuches werden in einer aufklappbaren Pappverpackung ausgeliefert, die etwas stabiler hätte ausfallen können. Bedruckt ist der knappe zur Verfügung stehende Platz der Verpackung mit Informationen zu Autor und Sprecher sowie einem Vorwortauszug der Taschenbuchausgabe von "Die schwarze Spinne".
Insgesamt eine Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts, die aufgrund einiger Aspekte durchaus Beachtung verdient, deren Hörbuchumsetzung durch die Nähe zur Vorlage für viele Hörer jedoch ein anstrengendes Ereignis sein wird.