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Professor Challenger stellt die aberwitzige Behauptung auf, es gäbe im südamerikanischen Amazonas-Dschungel ein Plateau, auf dem urzeitliches Leben noch immer existiere. Selbstverständlich wird diese These von seinen Wissenschaftler-Kollegen aufs Heftigste diffamiert. Gemeinsam mit seinem ärgsten Kritiker Dr. Summerlee, einem abenteuerlustigen Großwildjäger namens Lord John Roxton und dem Journalisten Edward Malone startet Challenger eine Expedition, die unvorstellbare Wunder, aber auch mörderische Gefahren birgt ...
Arthur Conan Doyles berühmter Abenteuer-Roman als hervorragend inszeniertes Hörbuch. Die Vorlage inspiriert seit ihrem Erscheinen im Jahr 1912 Filmemacher und Schriftsteller zu Dutzenden dazu, den Stoff neu zu interpretieren beziehungsweise eine ähnlich gelagerte Story zu erfinden. Während das Label Ripper Records die Geschichte bereits als bahnbrechendes Hörspiel vertonte, machte sich der Audiobuchverlag an die Umsetzung als erste deutsche Lesung. Auf eine musikalische und soundtechnische Unterstützung wurde gänzlich verzichtet, was dem Hörspaß allerdings keinen Abbruch tut. Hubertus Gertzen macht einen erstklassigen Job und bietet dem Hörer eine Lesung, welche die knapp 460 Minuten Spielzeit im Fluge vorbeirauschen lässt. Dem Kenner des Romans werden die Kürzungen natürlich auffallen, die zwar nur selten vorgenommen wurden, doch wenn, dann in erheblichem Umfang. So fehlt in der Hörbuchfassung die äußerst witzige Entdeckung einer Riesenzecke, welche Challenger nach ihrem Entdecker Malone benennen will, der von solcherlei Gedenken überhaupt nicht erfreut ist. Malone ist zugleich der Berichterstatter der Expedition und damit auch der Erzähler, der die Geschehnisse aus der Ich-Perspektive schildert. Gertzen verleiht den Figuren unterschiedliche, ihren Charakteren angepasste Stimmlagen. So dröhnt Challenger selbstbewusst, teilweise überheblich, in tiefem Bass, während Summerlee der typisch steife, britische Gelehrte ist. Lord John Roxton ist ein wagemutiger Großwildjäger, der von Gertzen sehr draufgängerisch dargestellt wurde, genau so wie Doyle ihn vermutlich vor Augen hatte, als er diesen grandiosen Roman schrieb. Dem Skript liegt die wunderbare Übersetzung von Werner Engel zugrunde, die dieser für Bertelsmann vorgenommen hat und die den Wortwitz und das erzählerische Talent Doyles vortrefflich widerspiegelt.
Das Cover zeigt die Illustration eines Buitreraptors, gezeichnet von Jorge Gonzalez für das Field Museum in Chicago. Die Fossilien des flinken Räubers sind 90 Millionen Jahre alt und wurden in Argentinien entdeckt - also tatsächlich in Südamerika, wo Challenger auch die vergessene Welt fand. Der Buitreraptor stützt die These, dass die Dinosaurier mit den Vögeln verwandt sind, eine wissenschaftliche Behauptung, die auch im Roman Erwähnung findet.
Eine ausführliche Biografie des Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle, inklusive einer Liste aller publizierten Challenger-Romane, vervollständigt die hochwertige CD-Box.
Fazit:
Hubertus Gertzen erweckt "Die vergessene Welt" zum Leben! Der wandelfähige Schauspieler verleiht den Figuren etwas Einzigartiges und vermag Dramatik und Wortwitz gleichermaßen intensiv zum Ausdruck zu bringen. Leider fiel den Kürzungen eine äußerst humorvolle Passage zum Opfer.