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Die Idee ist so simpel und doch so genial, dass man sich fragt, warum sonst noch niemand drauf gekommen ist. Vor allem Kenner von Sammelkartenspielen der Marke "Magic: The Gathering" sind mit dem Prinzip vertraut: Vor jeder Partie muss man sich einen Kartenstapel, ein Deck, zusammenstellen, das ganz bestimmte Karten enthält, die die Strategie des Spielers ausmachen. Der Rest ist nur noch das Ziehen und Spielen der Karten in diesem Deck, wo sich zeigen wird, wer die bessere Zusammenstellung und vielleicht auch ein bisschen mehr Glück hat. Was nun also, wenn man aus dem Basteln eines starken Decks selbst ein Spiel macht? Genau so funktioniert "Dominion", das aktuell am meisten umjubelte, süchtig machende und beste Kartenspiel auf dem Markt.
Jeder Spieler hier versucht tatsächlich, sich während des Spiels ein möglichst starkes Deck zusammenzustellen, was vor allem über das Kaufen neuer Karten funktioniert. Anders als bei den lieben Sammelkartenspielen liegen jedoch netterweise sowohl die zu kaufenden Karten als auch gleich das Geld der für ein Kartenspiel sehr großen Schachtel mit ihrem durchdachten Schachteleinsatz bei.
Anfangs schaut der Kartenstapel eines jeden Spielers noch sehr mickrig aus. Gerade mal drei Siegpunktkarten und sieben Karten mit Kupfermünzen machen das Deck jedes Spielers aus, von dem Karten nachgezogen und ausgespielt werden. Von diesem Deck hat man am Anfang fünf zufällige Karten auf der Hand; ist man am Zug, darf man sich eine neue Karte für den Stapel kaufen. Für Shopping-freudige Deckbauer gibt es aber eine große Auswahl an neuen Karten, die man sich anschaffen kann, um den mickrigen Kartenstapel nach und nach zu einer dicken Geld- und Siegpunktmaschine auszubauen. Kaufen darf man sich neue Geldkarten, Aktionskarten und Siegpunktkarten. Diese braucht man natürlich, um zu gewinnen - während der Partie selbst bringen sie einem jedoch gar nichts und "verstopfen" nur den eigenen Stapel.
Und während man am Anfang nur vereinzelte Karten kaufen kann, geht es nach ein paar Zügen dann so langsam richtig los. Denn sobald man alle Karten des eigenen Decks nachgezogen hat, werden diese Karten und alles, was man sich bisher so gekauft hat, zusammengemischt und bilden einen neuen Nachziehstapel, sodass man ab sofort von den gekauften Karten profitieren kann, wenn man sie auf die Hand bekommt. Denn vor allem die zehn in jedem Spiel zur Verfügung stehenden Aktionskarten machen den Reiz von "Dominion" aus. Da gibt es welche, mit denen man einfach mehr Karten nachzieht, in der Hoffnung, noch mehr Geld auf die Hand zu bekommen, um sich noch bessere Karten kaufen zu können. Dann gibt es Karten wie den "Jahrmarkt", mit dem man gleich noch mehr Aktionskarten ausspielen kann und zusätzlich automatisch mehr Geld zum Kaufen zur Verfügung hat, oder Angriffskarten wie den "Dieb", der gegnerischen Spielern das Geld aus den Stapeln klaut, oder den "Burggraben", der gegen genau solche fiesen Aktionen verteidigt.
25 Aktionskarten sind in der Schachtel mitgeliefert, in jeder Partie verwendet man jedoch nur zehn Stück. Das sorgt für ordentlich viel Abwechslung, denn die verschiedenen Kombinationen sorgen für das Formulieren immer neuer Strategien. Wenn beispielsweise der "Dieb" im Spiel ist, wird man sich lieber keine Silber- oder Goldkarten holen, denn die könnten geklaut werden. Wenn andere Spieler die "Hexe" kaufen, die einen mit negativen Siegpunktkarten verflucht, kann man mit vielen "Kapellen" kontern, die einen ungeliebte Karten für immer entsorgen lassen. Wenn viele Angriffskarten im Spiel sind, wird man sich wahrscheinlich mit einer ganzen Masse an "Burggräben" eindecken wollen, um nicht dauernd einstecken zu müssen.
Besonders befriedigend ist es dann, wenn man eine besonders starke Kombination aus Karten gefunden hat und diese locker aus der Hand runterspielt - sehr beliebt beispielsweise eine Kombination aus "Jahrmarkt" und "Schmiede", mit der man im Idealfall immer mehr Aktionen bekommt und immer mehr Karten nachzieht, mit denen man dann noch mehr Aktionen erhält und hoffentlich noch mehr Karten nachziehen kann. Irgendwann im Spiel kommt nämlich der Moment, ab dem diese Combos stark genug werden, um sich die wichtigen Siegpunktkarten zu kaufen - dann ist das Wettrennen auf die Punkte eröffnet, und spätestens hier wird sich zeigen, wer sein Deck am besten zusammengestellt und vielleicht ein bisschen mehr Glück hat. Denn sobald der Stapel der besten Siegpunktkarten oder drei beliebige andere Stapel zum Nachkaufen leer sind, endet das Spiel und es gewinnt derjenige, der die meisten Siegpunkte im eigenen Kartenstapel hat.
Zugegeben, das Thema von "Dominion" ist eher aufgesetzt, die Grafik ist nicht so dolle, nach ein paar Dutzend Partien hat sich die Originalität des Prinzips abgewetzt und die Strategie, sich nur Geldkarten zu kaufen, scheint genauso stark wie langweilig zu sein, wenn der Dieb nicht im Spiel ist - aber nichts ändert die Tatsache, dass "Dominion" ein kurzes, einfaches, spannendes und doch süchtig machendes Kartenspiel ist, mit dem man, wie bei einer guten Skatrunde, schon mal ganze Nächte durchmachen kann. Anfangs braucht es eine kurze Eingewöhnungszeit, bis man die Geschichte mit dem eigenen Kartenstapel verstanden hat, und bei der ersten Partie wird man unweigerlich merken, dass man viel zu spät angefangen hat, sich Siegpunktkarten zu kaufen, aber das nächste Spiel lässt nie lange auf sich warten. Dann schaffen es auch neue Spieler recht häufig, alten Hasen ein Schnippchen zu schlagen - "Dominion" ist nämlich immer noch Karten- und damit Glücksspiel. Und dennoch, und darin liegt ja die Genialität, sind immer noch Strategien möglich, die auch funktionieren, wenn einem die Nachziehfee hold ist. Dank der vielen verschiedenen Kartenkombinationen lässt sich so immer etwas Neues ausprobieren, ob man nun auf einen besonders dicken oder einen besonders effektiven Kartenstapel spielt, ob man angreift, umbaut, entsorgt, verflucht oder nachzieht.
Davon abgesehen ist das Potential für Erweiterungen von "Dominion" enorm - und dank der Popularität des Spiels werden diese auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Damit wird dieses Kartenspiel noch lange alle möglichen Arten von Spielern lange Zeit erfreuen, seien es Hardcore-Zocker oder Gelegenheitsspieler. Denn hier ist aus einer simplen Idee ein schlichtweg geniales Spiel gestrickt worden.