Mit seinem Erstling im Motorbuch-Verlag hat Fachautor Sören Sünkler sich schon eindrucksvoll profilieren können. Nun legt er ein neues, knapp zweihundert Seiten umfassendes Buch vor, das sich ausschließlich mit europäischen Spezialeinheiten beschäftigt.

Den Einstieg bilden ein kurz gehaltenes Vorwort und die Definition der vielfach verwechselten Begriffe Commandos, Rangers, Special Forces, Spezialkräfte und Paras. Es schließt sich ein mehrseitiges Interview mit dem Gründer der GSG9, Ulrich Wegener, an. Im Anschluss werden 33 verschiedene europäische Spezialeinheiten vorgestellt. Die Vorstellung erfolgt alphabetisch sortiert nach den Herkunftsländern. Somit macht Belgien den Anfang, gefolgt von einem sehr ausführlichen Blick auf die verschiedenen Verbände der Bundesrepublik Deutschland. Hier kommt natürlich das Kommando Spezialkräfte (KSK) zur Sprache, aber auch den Kampfschwimmern aus dem schleswig-holsteinischen Eckernförde, den Fernspähern der Aufklärungstruppe und den Fallschirmspezialzügen der Fallschirmjägertruppe wird viel Platz eingeräumt. Dieses Kapitel ist mit Abstand das umfangreichste, es umfasst sehr reichhaltig bebilderte 57 Seiten. Im Durchschnitt sind jedem Land sechs bis zehn Seiten gewidmet.
Es folgen die mal mehr, mal weniger detaillierten Vorstellungen verschiedener militärischer Spezialeinheiten oder Milizkräfte der übrigen europäischen Staaten. Hier werden auch Exoten wie Lettland, Serbien oder Kroatien vorgestellt, deren Spezialkräfte in der öffentlichen Wahrnehmung nicht präsent sind.

Das Buch ist sehr übersichtlich gegliedert, das Auffinden der Einheiten eines bestimmten Landes wird durch die alphabetische Sortierung stark erleichtert. Grundsätzlich sind fast alle Kapitel reichhaltig bebildert, ein Großteil der Bilder wurde vom Autor persönlich zur Verfügung gestellt. Dieser Umstand sorgt dafür, dass wesentliche Teile des soliden Hardcovers einen exklusiven Charakter haben. Wie bereits erwähnt, ist der deutsche Anteil unverhältnismäßig groß ausgefallen - hier scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite erhält der Leser einen interessanten Einblick in Ausrüstung, Bewaffnung und Vorgehensweise von KSK, Kampfschwimmern oder Fernspähern. Auf der anderen Seite bringt Sünkler mehr als einmal seine persönlichen Ansichten in den Text ein. Hier kann der Leser erneut Parallelen zu "Die Spezialverbände der Bundeswehr" aus demselben Verlag ziehen. Dieses wiederholte Einbringen seiner Auffassung passt leider nicht zum ansonsten objektiven Stil des Buches.

Die Bilder liegen alle in sehr guter Qualität vor, die Bildunterschriften passen zum jeweiligen Bild und sind erfreulicherweise auch nicht nur ein Wiederkäuen des Begleittextes. Leider sind einige Kapitel nicht ganz vollständig, hier gab es augenscheinlich beim Satz einige Probleme, die hoffentlich in der zweiten Auflage behoben sind. Gelegentlich wurde viel Platz verschenkt, sodass der Leser fast leere Seiten vorfindet.

Das Buch besticht durch exklusive und detaillierte Fotos sowie eine lesenswerte und gut recherchierte Übersicht der oftmals nur wenig beachteten europäischen Spezialeinheiten. Doch gerade im Bereich der unbekannten, zumeist osteuropäischen Einheiten hätten mehr Text und mehr Bilder dem Gesamtwerk gut zu Gesicht gestanden. Dennoch gehört Sünklers Zweitling im Motorbuch-Verlag zu den empfehlenswerten Neuerscheinungen 2008 und sollte in keiner gut sortierten Sammlung fehlen.