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Marek aus Polen und Mimmo aus Italien verdienen im lothringischen Bergbau ihr Geld. Der Job ist hart und verdient den Begriff Maloche, ein Vorarbeiter hat es auf beide abgesehen und jeder von ihnen kennt einen aus der Familie, der seine Gesundheit unter Tage ruinierte. Mareks Vater ist tot, gestorben bei einem Grubenunglück, sein Großvater hat eine Staublunge.
Doch solange die Kumpel zusammenhalten, sagen sich die beiden Freunde, kann nichts zu schlimm sein.
Aber eben diese Freundschaft steht plötzlich auf der Kippe, als sich die Situation der Arbeiter verschlechtert. Das Weihnachtsgeld soll gekürzt werden, die Gewerkschaft ist sich uneins, wie sie darauf reagieren soll. Auch die Presse ist involviert. Das deutsche Fernsehen berichtet, wird aber von den Kumpeln geschnitten, da sie auf die Medien nicht gut zu sprechen sind.
Inmitten der schwelenden Unruhen platzt dann auch noch der Mädchenhändler Jäger in die kleine Bergbausiedlung, der das lokale Freudenhaus mit Frauen aus Polen versorgt. Manche der Huren arbeiten gerne in Frankreich, andere werden bewusstlos aus dem Kofferraum von Jägers Wagen getragen.
Aber gerade Mimmo ist es, dem das Leben, vor allem aber das Geld des Menschenhändlers gefällt. Er sucht seine Freundschaft und entfremdet sich mehr und mehr von seinen Freunden, die inzwischen zur großen Schlacht gegen die Minengesellschaft blasen. Eine Demonstration auf dem Firmengelände soll den Bossen klar machen, dass es so nicht geht. Als die Kumpel dann erfahren, dass das Weihnachtsgeld nur ein Vorwand für sehr viel schlimmere Einschnitte ist und sich die Polizei rüstet, das Firmengelände notfalls mit Gewalt zu räumen, scheint ein kleiner Krieg unvermeidlich ...
Florent-Emilio Siri zeigt in seinem Film "Ende der Geduld" schonungslos und ohne Pathos das Leben der Kumpel in Lothringen sowie deren Kampf um ihre Rechte. Dabei schweift er jedoch oftmals von der eigentlichen Handlung ab. Durch die Konzentration auf zwei Personen und deren Familien verliert er das eigentliche Thema aus den Augen, was zum einen zwar menschlich berührende Momentaufnahmen ermöglicht, zum anderen aber auch das Thema zerfasert. Fast scheint es, als habe der Regisseur nicht gewusst, was er wirklich mit seinem Film erzählen will, und so kommt am Ende ein Gemisch heraus, das über die gesamte Zeit unterhalten kann, nicht aber den Wunsch des Zuschauers nach tieferen Einblicken in das Grundthema befriedigt. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben, die Ignoranz dem Leid anderer gegenüber, wenn man selbst vom Schicksal geprügelt wird - all das vermittelt der Film. Die um die Hauptpersonen gruppierten Charaktere bleiben dabei jedoch zu blass, ihre Handlungen teilweise unmotiviert.
Überbetont wird hingegen die Figur des Menschenhändlers, der allzu stereotyp gezeigt wird. Hier hat der Regisseur den Sinn für Realismus aus den Augen verloren. Ganz abgesehen davon, dass er mehrfach andeutet, nun zu fahren und niemals wieder in den Ort zurückzukehren - drei Einstellungen später aber noch immer oder schon wieder da ist; so genau weiß man das nicht.
Die Leistung der Darsteller ist durchweg sehr gut und glaubwürdig, die gezeigten Bilder unterstützen die Tristesse, die der Film vermitteln will. Was hingegen ganz und gar nicht gelingt, ist die Darstellung der Gewaltspirale und der sich zuspitzenden Situation. Sie wird im Grunde nur von den Kumpels betrieben, scheint aus dem Alkohol geboren und führt dazu, dass der Zuschauer keine sonderliche Sympathie für die Arbeiter hegt. Bedenkt man jedoch, dass es sich bei "Ende der Geduld" um das Regie-Debüt von Florent-Emilio Siri handelt, kann man etwas nachgiebiger sein und über diese Schwächen hinweg sehen.
Die Extras auf der DVD sind spärlich - die Biografien von Florent-Emilio Siri, Benoît Magimel, Rüdiger Vogler und dem Macher der Filmmusik, Alexandre Desplat - sind zwar nett, aber nicht mehr. Und auch die Bilder der Aushangposter oder die unvermeidliche Epix-Trailershow können hier nicht punkten. Unglücklich ist zudem, dass lediglich die deutsche Tonspur auf der DVD zu finden ist, auf Untertitel wurde völlig verzichtet. Das ist unverständlich, bieten doch gerade DVDs die Möglichkeit, mehrere Sprachen auf einer Scheibe zu vereinen. So ist die Ausstattung leider nicht einmal Durchschnitt.
Fazit: ein unterhaltsamer Film ohne Schnörkel, der sich leider hin und wieder in Nebengeschichten verliert und das Hauptthema aus den Augen lässt. Dennoch ein gutes Debüt des Regisseurs.