Die junge Hotaru kehrt aus dem großen Moloch Tokyo in ihre Heimatstadt zurück, nachdem sie von ihrem Geliebten - einem verheirateten Mann, mit dem sie eine intensive, mehrjährige Beziehung hatte - verlassen wurde. Nun steht sie vor dem Nichts. Die Rückkehr zu ihren Wurzeln scheint zunächst mehr Flucht zu sein, doch sie erweist sich als Glücksfall. Da ist einmal ihr Vater, ein Universitätsprofessor, zu dem Hotaru noch immer aufblickt; dann Großmutter, die ein eigenwilliges Café in einem Gewächshaus betreibt; und nicht zuletzt ihre Freundin Rumi aus Kindheitstagen, die sich im Lauf der Jahre kaum verändert hat. Und ein junger Mann, Mitsuru, der wie sie an einem Scheideweg seines Lebens steht ...

In ihrer Heimat Japan ist Banana Yoshimoto, geboren 1963, längst ein Star. Mit ihren Romanen und Erzählungen, die sich mit Japans jüngerer Generation auseinandersetzen, hat sie einen Nerv getroffen. Tausende finden sich in ihren verträumten Schilderungen wieder. Auch der vorliegende Roman beschäftigt sich mit typischen Problemen junger Erwachsener, die ihren Weg durch das Leben noch nicht gefunden haben. Hotarus Flucht in ihre Heimatstadt umschreibt ein Lebensgefühl, das nicht wenige Menschen kennen dürften, und sicher nicht ausschließlich in Japan. Die Beobachtungen der Autorin, wenn es um Beziehungsgeflechte, Abhängigkeiten und emotionale Bindungen geht, sind von außergewöhnlicher Schärfe. Da verzeiht man Banana Yoshimoto auch ihren gelegentlichen Hang zum Übersinnlichen, zumal er sich im Rahmen hält.

"Federkleid" ist auf jeden Fall ein gelungener Roman; leichtfüßig, aber nicht oberflächlich, ruhig, aber durchweg spannend. Wer japanische Gegenwartsliteratur fern aller Klischees erkunden will, kommt an Banana Yoshimoto nicht vorbei.