England im Jahr 2015: Der siebzehnjährige Hiro ist eigentlich ein ganz normaler Junge. Vor drei Jahren kam er aus Japan nach London und hat sich in dem fremden Land gut eingelebt und dort Freunde gewonnen. Als dann noch die gleichaltrige Penny, in die er seit einiger Zeit verliebt ist, diese Liebe erwidert, könnte sein Glück perfekt sein. Doch Hiro wird fast jede Nacht von unheimlichen und verstörenden Albträumen geplagt. In ihnen durchstreift er merkwürdige fremde Welten, die wie die Level in einem Computerspiel aufgebaut sind und in denen er von grausamen und übermächtigen Gegnern attackiert wird.
Seine Eltern fürchten bald um Hiros geistige Gesundheit, denn die Träume werden immer heftiger. Ein Besuch bei einem Psychologen bringt keine Ergebnisse, doch dann sieht Hiro zufällig im Fernsehen einen Bericht über den berühmten katalanischen Architekten Antoni Gaudí. Voller Staunen erkennt er, dass seine Albtraumwelten vollkommen mit den architektonischen Werken von Gaudí übereinstimmen, dass er dessen Gebäude Nacht für Nacht im Traum durchwandelt. Doch was ist der Sinn dieser Träume, wohin führen sie ihn? Um dieses Geheimnis zu lüften, reist Hiro mit seinen Eltern zunächst nach Barcelona, um die Bauten Gaudís in echt zu erleben. Doch hier ist Hiros Reise noch nicht zu Ende. Seine Nachforschungen führen ihn zurück in sein Heimatland Japan, hin zu seinen Wurzeln. Die Wahrheit ist erschreckender und bizarrer als alles, was Hiro sich je hätte ausmalen können ...

In "Gauditronix" hat der katalanische Autor Jordi Sierra i Fabra ungewöhnliche Ideen zu einem spannenden Jugendroman verknüpft. Im Mittelpunkt des Buches stehen die Werke des Architekten Antoni Gaudí, der durch seine ungewöhnlichen Schöpfungen noch heute weltberühmt ist und der das Gesicht Barcelonas ganz entscheidend geprägt hat; noch heute strömen tausende Touristen in die Hauptstadt Kataloniens, um seine faszinierenden Bauten, vor allem die berühmte Kathedrale Sagrada Família, zu bewundern. Obwohl das Buch nur wenige Jahre in der Zukunft spielt, gibt es in dieser Welt bereits einige reizvolle technische Neuerungen, zum Beispiel holografische Filme und eine ganz neue Art von Rockmusik. Hier trifft Alt auf Neu, und obwohl es nicht zusammenzupassen scheint, hat Sierra i Fabra Science-Fiction-Elemente sehr gelungen mit den Werken des bereits 1926 verstorbenen Künstlers Gaudí verknüpft. Ein weiteres zentrales Element des Romans ist Aikido; eine Sportart, die Hiro leidenschaftlich betreibt und die die treibende Kraft in seinem Leben ist, die ihm Ruhe und Stärke schenkt. Doch in seinen beunruhigenden Albträumen nützen ihm all seine Kampfkünste nichts ...

Der Roman liest sich ausgesprochen schnell, leicht und unterhaltsam, er ist spannend und originell. Durch die relative Kürze ist das Buch mit knapp 270 Seiten auch für weniger routinierte Leser gut geeignet, es reißt einfach mit. Die Sprache ist leichtfüßig, selten etwas unbeholfen, aber sie sorgt dafür, dass man dieses Buch kaum zur Seite legen mag, bis man endlich hinter Hiros Geheimnis gekommen ist. Die Auflösung ist unerwartet, clever und bietet jüngeren Lesern auf jeden Fall einigen Stoff zum Nachdenken.
"Gauditronix" ist eine gelungene Zukunftsvision, eine surreale Verknüpfung von Kunst, Science-Fiction, fernöstlicher Kampfkunst und spannendem Jugendabenteuer. Das Einzige, was man hier wirklich vermisst, sind Abbildungen der erwähnten Bauten von Gaudí, die im Roman sehr detailliert beschrieben sind, so dass man danach mit Sicherheit im Internet den Park Güell, das Collegi de les Teresianes oder die Casa Batlló nachschlagen wird.