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 Gegenwende

Ein deutsch-deutscher Krimi


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Das positivste deutsche Ereignis im letzten Jahrhundert war sicherlich der Mauerfall in Berlin und die anschließende friedliche Wiedervereinigung beider deutschen Staaten im Jahr 1990. Exakt dieses historische "Wunder" ist Grundlage für diesen Roman.

Besteht ein Zusammenhang zwischen der Entführung zweier Männer, die auf ihrer Segeljacht unterwegs nach Helgoland sind, und dem Fund eines männlichen Skeletts auf einer Autobahnbaustelle in Bremen? Die Reporterin Svenja Windisch, die das Skelett gefunden hat, wittert als freischaffende Reporterin die Story ihres Lebens. Aber als die Ermittlungen weiter vorangehen, wird Svenja immer mehr mit ihrer eigenen Vergangenheit als Sekretärin des Bürgerrechtlers Robert Bigalke konfrontiert. Ihn unterstützte sie bei seinem Ziel bei der ersten freien Wahl in der damaligen DDR in die Volkskammer einzuziehen. Und dann erfährt sie von der geplanten Gegenwende.

Fast 20 Jahre nach den historischen Ereignissen werden die damaligen Vorkommnisse um Robert Bigalke und Ludger Rotgerber, einem Angehörigen der Volksarmee, der zwischen seinem Verantwortungsgefühl gegenüber seiner dortigen Aufgabe und dem Wunsch bereits im Jahr 1989 in den Westen zu gehen, hin- und hergerissen war.

Für Svenja bedeutet die Verwicklung in diesen Fall eine Wiederbegegnung mit vielen ehemaligen Bekannten, die sie allerdings nur zum Teil wiedersehen wollte. Längst verdrängte beziehungsweise vergessene Vorkommnisse werden wieder ausgegraben und das bedeutet für alle Beteiligten nicht nur die Erinnerung an schöne gemeinsame Stunden im Handballverein.

Zunächst verwirrt der Krimi den Leser. Es dauert lang bis Zusammenhänge deutlich werden. Erst langsam wird klar, dass die Geschichte sowohl in den Jahren 1989 und 1990 als auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts spielt.

Dann aber fühlt man sich richtig hineinversetzt in die jüngste deutsche Vergangenheit. Die Mauer war gefallen, es stehen die ersten freien Wahlen zur Volkskammer der ehemaligen DDR an. Wie werden sich die Wähler entscheiden? Hat das alte Regime noch eine Chance? Was wird geschehen, wenn die SED die Wahl verliert? Beeindruckend beschreibt Hans- Jürgen Rusch die Stimmung im letzten Jahr der DDR. Viele, die von der SED profitiert haben, können sich mit der neuen Situation nicht anfreunden und versuchen die alte Ordnung aufrecht zu erhalten. Doch sie müssen merken, dass die Methoden der Einschüchterung, die über so viele Jahre hinweg funktioniert haben, nicht mehr die gleiche Wirkung haben. Bürgerrechtler werden aktiv und auch, wenn der ein oder andere ausgeschaltet werden kann, so müssen die bisherigen Systemtreuen doch zusehen, wie die gewohnte Ordnung zerfällt. Aber nicht alle Bürgerrechtler waren gut und nicht alle Systemtreuen schlecht. Auch das gibt uns der Krimi deutlich zu verstehen.

Dennoch ändern diese Menschen ihre Überzeugung nicht. Selbst Anfang des 21. Jahrhunderts sind sie noch bereit für ihre Sache zu kämpfen und scheuen auch vor Mord und Verleumdung nicht zurück.

Ein spannender und lebendiger Krimi, der zumindest all diejenigen in den Bann zieht, die das "Wunder" der friedlichen Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten miterleben durften.

Petra Schott



Taschenbuch | Erschienen: 8. Februar 2010 | ISBN: 978-3839210444 | Preis: 11,90 Euro | 374 Seiten | Sprache: deutsch

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