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Im Eidalon Verlag kam 2008 mit "Geisha" des Briten Andi Watson ein weiterer in schickem Hardcover verpackter und mit Schutzumschlag versehener Comic heraus.
Jomi Sohodo ist vieles: Sie ist erfolglose Künstlerin, unfreiwilliger Bodyguard und künstliche Androidin - aber kein Mensch. Das macht es ihr nicht leicht, in der Kunstszene Fuß zu fassen, denn die Kritiker halten ihre Werke für ebenso leblos wie sie selbst. Aus Geldnot heuert sie also bei ihrem menschlichen Adoptivvater an, dessen Agentur Leibwächter vermittelt und bei der sämtliche ihrer drei Brüder arbeiten. Doch ihr Vater traut den Fähigkeiten seiner Adoptivtochter nicht über den Weg. Fortan bekommt sie nur die leichten Aufträge und wird dazu noch von ihren Brüdern überwacht.
Dann aber überschlagen sich die Ereignisse. Jomis aktuelle Auftraggeberin, ein berühmtes Model, wird von einem Stalker verfolgt, der Kontakte zur Unterwelt hat, gleichzeitig aber von Auftragskillern verfolgt wird. Zudem gerät ihr Lieblingsbruder Cherry ins Visier der Drogenhändler. Und wäre das nicht genug, bekommt Jomi noch Ärger mit einem Kunden, dem sie die Fälschung eines berühmten Gemäldes malen muss - da hat Jomi also alle Hände voll zu tun!
Optisch präsentiert der Eidalon Verlag die Neuerscheinung "Geisha" absolut vorbildlich. Ein hübsches Cover, eine feste Bindung und griffige Seiten lassen keine Wünsche aufkommen. Leider verliert sich die Geschichte in ihren selbst auferlegten Themen. Dass Jomi eine Androidin ist, bekommt gerade genug Raum, um deutlich zu machen, dass die Gesellschaft künstlichen Lebensformen nicht wirklich zugeneigt ist, etwa wenn Jomi aufgrund ihrer Nicht-Menschlichkeit nicht in den Club eingelassen wird, in dem ihr Bruder Cherry ein Konzert gibt. Aus diesem interessanten Aspekt hätte definitiv mehr gewonnen werden können.
Die Geschichte ist durchweg unterhaltsam, die Handlungsstränge werden geschickt verknüpft und einzelne Aspekte gut miteinander in Zusammenhang gebracht. Dennoch wird nicht das ganze Potenzial ausgeschöpft, die Story nicht fokussiert, sondern auf verschiedenen Baustellen belassen. Jomis Versuch, als Künstlerin Fuß zu fassen, ihr Nebenjob als Bodyguard, die Familienverhältnisse, der Stalker, die Drogengangster, das alles wird zwar gut zusammengeführt, erhält jedoch nie den nötigen Raum. So hinterlässt der Comic einen unausgegorenen Eindruck.
Die Zeichnungen indessen können überzeugen. Die stilisierten Figuren sind asiatisch angehaucht, die Schwarzweißzeichnungen lebendig und dynamisch. Andi Watson versteht sein Handwerk, das er bereits in zahlreichen Veröffentlichungen unter Beweis stellen konnte.
Neben der eigentlichen Geschichte gibt es am Ende des Comics noch einige kurze Episoden von Jomi, die sich im Stil allerdings voneinander unterscheiden und qualitativ hinter der Hauptgeschichte zurückbleiben.
Mit "Geisha" liegt ein unterhaltsamer Comic vor, der durch viele angeschnittene, aber nicht befriedigend ausgeschöpfte Themen hervorsticht. Wer von Andi Watson bisher noch nichts gelesen hat, dem sei ein anderer seiner Comics zum Einstieg empfohlen.