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W. Somerset Maugham gehört nicht zu den viel gelesenen englischsprachigen Autoren hierzulande. Dabei gehören seine vielen Kurzgeschichten sicherlich zum Kanon der Weltliteratur. Diogenes hat diese nun modern übersetzen lassen und in einer Auswahl in zwei Bänden neu herausgegeben.
Auf über 2600 Seiten sind hier fast einhundert Kurzgeschichten abgedruckt, darunter bekannte wie "Die Dschungelresidenz", "Honolulu", "Das ewig Menschliche", "Der Feigling" oder "Am Ende der Welt". Insbesondere im zweiten Band findet der Leser viele weniger bekannte Geschichten, die häufig kurz sind, bisweilen mal nur zehn Seiten lang.
Beide Bände werden mit einem Vorwort von Maugham über sein Schaffen eingeleitet und werden zusammen in einem Pappschuber geliefert.
Diogenes schafft mit dieser sehr gelungenen Neuauflage der Kurzgeschichten Maughams neue Lust auf diesen Autor. Nicht nur, dass Leser die bekannteren Erzählungen des Autors hier in neuer moderner Übersetzung gesammelt finden, diese Zusammenstellung mit vielen bisher noch weniger bekannteren Geschichten, weckt die Lust mehr von diesem Autor zu entdecken. Wer eine Erzählung gelesen hat, will gleich die nächste angehen, bis er schließlich alle verschlungen hat.
Da alle Geschichten einen Umfang von zehn bis maximal fünfzig Seiten haben, bietet Maugham die geeignete Lektüre für zwischendurch, gerade auch im Sommer am Strand. Außerdem bietet er eine Fülle an Themen, Motiven und Orten wie nur wenige andere Autoren. Das liegt nicht zuletzt an seiner Biografie, die ihn im 19. Jahrhundert als in Frankreich geborener Brite, der in vielen Berufen tätig war, um die damalige koloniale Welt brachte. Seine Geschichten handeln von Menschen aller Berufe an allen Orten der Welt. Ob Arzt, Spion oder Arbeiter, ob London, Peking oder Delhi, alles scheint in Maughams Werk vorzukommen. Dadurch sind seine Geschichten wie ein Spiegel seiner vom Kolonialismus geprägten Zeit.
Gleichzeitig interessiert er sich immer für die Motive hinter den Handlungen der Menschen. In seinen Erzählungen geht es oft, darum herauszuarbeiten, was seine Figuren eigentlich bewegt und treibt. Dabei wird er nie wertend, vielmehr versucht er als guter Beobachter und Menschenkenner unter die Oberfläche zu schauen. So lesen sich die meisten Geschichten deshalb spannend und kurzweilig, weil der Leser erfahren möchte, was hinter der Fassade steckt. Die Geschehnisse treten dabei gerne in den Hintergrund und überraschende Wendungen werden nicht benötigt.
So ist Maugham für alle Fans klassischer Erzählungen zu empfehlen, die Autoren schätzen, denen es darum geht, menschliches Verhalten zu verstehen, etwa wie Tolstoi. Dazu kommen sein leichtgängiger Sprachstil und seine in der Regel nüchterne Erzählweise ohne große Effekthascherei. Alles zusammen machen Maugham zu einem Autoren, dessen Lektüre nicht anstrengt, aber doch Tiefgang hat.
Es bleibt daher zu hoffen, dass Diogenes mit dieser neuen Edition seiner Werke, Maugham zahlreiche neue Leser zuführt.
Weitere Informationen zur Sammlung sind auf der Webseite von
Diogenes zu finden.