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Die junge Ärztin Frieda May plant nach ihrer erfolgreichen Dissertation in die Entwicklungshilfe zu gehen, als ein unschlagbar gutes Angebot ihres Doktorvaters die bereits gefassten Vorsätze kurzerhand über den Haufen wirft. Fasziniert von dem charismatischen Arzt folgt sie ihm an die Eisbachklinik nach München, wo der erfolgreiche Internist seit Kurzem eine Chefarztstelle bekleidet. Doch zu der ersehnten Zusammenarbeit kommt es nicht. Denn kaum ist Frieda May in München angekommen, erfährt sie, dass Professor Gabor Nader auf der hauseigenen Intensivstation liegt und nach einem üppigen Mahl mit dem Tode ringt. Gemeinsam mit dessen Studienfreund, dem grantigen Toxikologen Quirin Quast, dem beherzten Computerspezialisten Karl Zitzelsperger und der couragierten Leiterin der Intensivstation macht sie sich daran, hinter die Ursache für Naders lebensbedrohlichen Zustand zu kommen. Nachforschungen, die dem zwischenzeitlich Verstorbenen nicht mehr helfen, dafür aber ein Komplott offenbaren, das ungeahnte Ausmaße besitzt.
Mitten aus dem Leben gegriffen ist Bettina Plechers Debüt, das neben ausreichend krimineller Fantasie, auf wahre Begebenheiten und bekannte Orte zurückgreift. So radelt der Leser gemeinsam mit der jungen Assistenzärztin Frieda May durch Münchens Englischen Garten, wo Bärlauch und Herbstzeitlose direkt nebeneinander wachsen. Ein leidlicher Zustand, der ab und an dazu führt, dass ein vergifteter Pestofreund um sein Leben kämpft und eine ambitionierte Autorin daraus auch noch einen Kriminalfall strickt. Aber nicht nur das geschmackvolle Wildgemüse wurde in „Giftgrün“ benutzt, um mit der verzwickten Suche nach einem perfiden Mörder kurzweilig zu unterhalten. Auch weiter Straßen, Brücken und Plätze der bayerischen Hauptstadt kommen vor und bieten eine Kulisse, die wie geschaffen für einen medizinisch angehauchten Kriminalroman ist. Und so landet der Leser schneller als gedacht in der frei erfundenen Eisbachklinik und wird Zeuge, wie persönliche Interessen mit medizinischen Grundsätzen kollidieren und Götter in Weiß ihre Macht missbrauchen.
Erzählt werden die teilweise doch sehr erschreckenden Geschehnisse aus der Sicht von Frieda May und Quirin Quast, die abwechselnd in Erscheinung treten und nicht immer einer Meinung sind. Denn während der vom Leben gebeutelte Toxikologe seine noch unerfahrene Mitbewohnerin und Neu-Kollegin vor brenzligen Situationen bewahren will, stürzt sich diese voller Zuversicht in immer neue Schwierigkeiten. Ein ungleiches Team, das schnell die Sympathie seiner Leser gewinnt und diese wegen seiner Ecken und Kanten auch bis zum Schluss behält. Deshalb stört es auch nicht, dass die Ermittlungen viel zu oft planlos verlaufen oder von ausreichend Zufällen und absonderlich Umständen begleitet sind. So zählt am Ende nur der Erfolg und den können die beiden medizinisch ausgebildeten Hobbydetektive für sich verbuchen. Ergänzt, um einen lockeren Schreibstil, humorvolle Dialoge und bayerische Köstlichkeiten verspricht "Giftgrün" genau das, was von einem Regionalkrimi erwartet wird: ein locker leichtes Lesevergnügen, ausreichend Lokalkolorit und ein nachvollziehbarer Fall.
Fazit:
"Giftgrün" ist ein kurzweiliger Kriminalroman, der vor allem von seinen gut gezeichneten Figuren lebt und trotz abstrus geführter Ermittlungen mit einem nicht zu unterschätzenden Medizinskandal aufwarten kann.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website.