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 Guerilla Gardening

Ein botanisches Manifest

Autoren: Richard Reynolds
Übersetzer: Max Annas
Verlag: Orange Press

Cover
Gesamt +++++
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
“(...) von heimlichen Einzelattacken bis hin zu spektakulären gärtnerischen Feldzügen gut organisierter, politisch bewusster Gruppen. Guerilla Gardening ist: die unerlaubte Kultivierung von Land, das jemand anderem gehört.“

Es gibt vor allem zwei Gruppen unter den gärtnernden Guerillas: Ziergärtner, die verschönern wollen, und Nutzgärtner, die ernten wollen, was sie anbauen. Vernachlässigte öffentliche Beete, privates Brachland, unansehnliche Verkehrsinseln - überall gibt es Land, für das sich offenbar niemand interessiert und das Guerillagärtner ohne Genehmigung bewirtschaften. Die Motivation der gärtnernden Guerillas ist dabei so unterschiedlich wie vielfältig. Während es für die einen überlebenswichtig ist, auf Boden, der ihnen nicht gehört, Gemüse und ähnliches anzubauen, ist für andere die politische Aussage wichtig: dass es möglich ist, etwas zu verändern, dass wir verantwortungsbewusster mit unserem Planeten umgehen müssen oder dass die Erde allen Bewohnern gehört und dass jedes Fleckchen Land, das nicht genutzt wird, jedem der es nutzen will, zur Verfügung stehen sollte. Wieder andere wollen einfach nur ihre nähere Umgebung verschönern oder lieben das Gärtnern, besitzen aber leider keinen eigenen Garten.

Was die unterschiedlichen Guerillagärtner antreibt, worum es beim Guerilla Gardening geht und worauf man achten sollte, wenn man selbst zum Guerillagärtner werden will, das beschreibt der Engländer Richard Reynolds in seinem Buch, das in zwei Teile mit je vier Kapiteln gegliedert ist. Während er im ersten Teil die Bewegung vorstellt, Begriffe erklärt, historische Hintergründe erläutert, Motivationen und Ziele verständlich macht, ist der zweite Teil ganz der Praxis gewidmet und unterstützt mit praktischen Anleitungen all jene, die als Guerillagärtner ihre Umgebung verändern wollen. Hier erfahren sie beispielsweise, welche Areale sich für Anfänger gut eignen, mit welchen Schwierigkeiten man zu Beginn oder im Verlauf zu rechnen hat, welche Pflanzen sich für welche Böden und Bedingungen eignen und wie man seine Mitmenschen motiviert, selbst Hand an Böden zu legen, die ihnen nicht gehören.

Die meisten Menschen leben in Städten. Und auch wenn die meisten von ihnen keinen Garten besitzen, haben doch viele den Wunsch, ein Stück Natur selbst zu bewirtschaften - egal ob in Form eines Nutz- oder Ziergartens. Wem es dabei vor allem um den Akt des Gärtnerns an sich geht, um das Arbeiten in und mit der Natur, der sollte sich beim Gärtnern nicht von der Tatsache abhalten lassen, dass er keinen Garten besitzt. Denn wer mit offenen Augen durch die Welt geht, wird viele Orte entdecken, für die sich niemand zu interessieren scheint. Diese Orte sind die perfekte Gelegenheit, zum Guerillagärtner zu werden. Auch wem die verwahrloste Verkehrsinsel am Ende seiner Straße nicht gefällt, kann Hand anlegen und diese verschönern, ohne jemanden fragen zu müssen; auch das ist Guerilla Gardening. Doch natürlich muss man sich über manches im Klaren sein: Hat man aus einem scheinbar verwahrlosten Stück Land ein kleines Gartenparadies erschaffen, kommt vielleicht der Besitzer und erkennt endlich das Potenzial, das bisher verborgen war. Vielleicht wird die gerade wunderschön blühende Verkehrsinsel auf Geheiß der Stadt komplett gemäht. Vielleicht aber wird aus einem Garten, der von gärtnernden Guerillas angelegt wurde, auch ein öffentlich anerkannter und damit geschützter Gemeinschaftsgarten.

Die Möglichkeiten und Ausgänge des Guerilla Gardening sind vielfältig und Richard Reynolds beschreibt in seinem Buch verschiedenen Projekte und deren Ausgang auf der ganzen Welt. Da liest man Motivierendes und Frustrierendes, aber vor allem liest man von einer stetig anwachsenden Gemeinschaft von Guerillagärtnern, die weltweit tätig sind (und von denen man einige mitsamt ihren Projekten auf GuerillaGardening.org finden kann). Doch Reynolds stellt nicht nur die Menschen und ihre Projekte vor, sondern gibt zudem allen Neueinsteigern hilfreiche Tipps an die Hand, die beim Einstieg ins Guerilla Gardening helfen. So sollte man natürlich zunächst auf kleinere Areale zurückgreifen und nicht gleich in den nächstbesten Baumarkt fahren und teure Pflanzen kaufen. Vielleicht kann man auch zunächst anfangen, kleine Saatbomben zu bauen, die man dann auf dem Weg zur Arbeit an geeigneter Stelle abwirft und im Verlauf der Zeit beobachtet, ob etwas davon gedeiht. Denn letztlich muss ein Guerillagärtner noch viel mehr als ein „normaler“ Gartenbesitzer im Einklang mit der Natur gärtnern, wenn er Ergebnisse erzielen will, und dazu ist sowohl Wissen über die Bedingungen vor Ort als auch die passenden Pflanzen wichtig. All das erhält der beginnende Guerillagärtner in diesem Buch und als zusätzliches Schmankerl findet er hier 64 Seiten mit Fotos verschiedener Projekte.

Eine bunte Anleitung zu zivilem Ungehorsam, die Lust macht, die nächstbeste Verkehrsinsel zu verschönern, und gleichzeitig die Augen für gärtnerisches Potenzial im öffentlichen Raum öffnet.

Katja Maria Weinl



Softcover | Erschienen: 1. Mai 2009 | ISBN: 9783936086447 | Originaltitel: On Guerrilla Gardening: A Handbook for Gardening without Boundaries | Preis: 20,00 Euro | 269 Seiten | Sprache: Deutsch

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