In einem Stück von William Shakespeare mitzuwirken ist ein Traum, den jeder Schauspieler hat. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der unbekannte britische Darsteller Marcus Wayland sofort zugreift, als er ein entsprechendes Angebot aus Amerika erhält. Zusammen mit seiner Frau Lara und den gemeinsamen Kindern Bella, Olly und Jack macht er sich auf den Weg nach Trout Island, wo die kleine Familie den Sommer verbringen wird. Doch das fantastische Angebot entpuppt sich schon bald als mittelmäßiges Arrangement und die für sie bereitgestellte Unterkunft als verschmutzte Bruchbude. Zustände, denen Lara mit Putzmitteln und guter Laune zu Leibe rückt und gerade als sie denkt, die unangenehme Situation in den Griff zu bekommen, beginnen merkwürdige Begebenheiten alles auf den Kopf zu stellen.

"Hautnah" ist nach "Angsthauch" der zweite Thriller der englischen Autorin Julia Crouch, die sich auf subtil erdachte Geschichten spezialisiert hat. Dazu stellt sie ganz normale Familien in den Mittelpunkt des Geschehens, lässt diese mit täglichen Problemen kämpfen und ganz allmählich, wenn der Leser alle Facetten ihres Zusammenlebens kennengelernt hat, konfrontiert er sie mit seltsamen Begebenheiten. Lange dauert es nicht, bis die Ruhe ins Wanken kommt und Missverständnisse, Streitigkeiten und Unzufriedenheit ihren Weg in die kleine Gemeinschaft finden. So war es in "Angsthauch" die beste Freundin der Mathematiklehrerin Rose, die sich plötzlich in das Leben der jungen Familie drängte, während es in "Hautnah" ein einstiger Verehrer der Ehefrau ist, dessen erneutes Auftauchen Schwierigkeiten beschert.

Ein angenehm flüssiger Schreibstil und eine bildhafte Beschreibung der Ereignisse führen dazu, dass der Leser vom Geschehen gefesselt wird. Dabei ist es vor allem die Figur der Lara Wayland, die ausreichend Potential besitzt, um den familiären Verstrickungen einen packenden Anstrich zu verleihen. Denn wie die junge Mutter mit immer wieder neu auftretenden Herausforderungen zurechtkommt, ohne auf ihren exzentrischen Ehemann bauen zu können, ist schon lesenswert. Aber auch ihre pubertierenden Zwillinge haben einige Konflikte zu bestehen, die allerdings nichts mit der Bedrohung der Familie zu tun haben. Insgesamt sollte der Leser von diesen Buch aber nicht zu viel erwarten. Denn ein nervenaufreibender Thriller ist "Hautnah" nicht, eher eine gut geschriebene Familientragödie.

Fazit:
"Hautnah" ist ein angenehm zu lesender und mit vielen Konflikten angereicherter Roman, der mit unterschwelliger Spannung in Erscheinung tritt, als angekündigter Thriller aber seine Wirkung verfehlt.
Eine gute Empfehlung für Leser, die undurchschaubare Handlungsverläufe, angereichert mit Familienzwistigkeiten und nicht zu erklärenden Ereignissen, mögen.