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In vielfacher Hinsicht hoben sich mittelalterliche Städte von der sie umgebenden Lebenswelt ab. Ob Zünfte, Mauer oder Markt – Städte hatten damals einiges zu bieten, was sie zusammen als einzigartige Gebilde erscheinen ließ. Gleichwohl gibt es auch innerhalb der europäischen Städte in diesem Zeitraum zahlreiche Unterschiede. Ganz in diesem Sinne thematisiert Bernd Fuhrmann in seinem neuesten Werk sowohl die Gemeinsamkeiten des mittelalterlichen Städtewesens und -lebens als auch die regionalen Unterschiede.
Das Buch reiht sich ein in eine Vielzahl aktueller Neuerscheinungen zur mittelalterlichen Stadt, zum Beispiel "
Aufstand der Pfeffersäcke" (Theiss Verlag, 2014) von Karin Schneider-Ferber oder auch "
Deutsche Stadt im Mittelalter" (Böhlau Verlag, 2014) von Bernd Isenmann. Kein Unbekannter ist auch der Verfasser des vorliegenden Bandes. Denn Bernd Fuhrmann, der an der Universität Siegen lehrt, hat bereits zahlreiche Publikationen zur mittelalterlichen Stadtgeschichte veröffentlicht, beispielsweise "
Die Stadt im Mittelalter" (Theiss Verlag, 2006).
Gegliedert ist der Band in sechs Abschnitte. Während sich das erste Kapitel mit dem spätantiken Erbe sowie den Neuanfängen des mittelalterlichen Städtewesens beschäftigt, thematisiert das zweite Kapitel die Herausbildung der urbanen Zentren vom 10. bis 13. Jahrhundert. Anschließend folgt im dritten Kapitel "Die Entfaltung des städtischen Lebens" im Spätmittelalter, welches durch das vierte Kapitel "Armut und Reichtum – die kommerzielle Revolution im Spätmittelalter" sowie das fünfte Kapitel "Städtische Sozialstrukturen – die Geschlechterherrschaft wird abgelöst" ergänzt wird. Den Abschluss bildet ein kurzer Ausblick ins 16. Jahrhundert, in dem die städtische Gesellschaft vornehmlich durch bedeutende Handelsfamilien wie die Fugger geprägt war. Letztlich wird das Buch noch durch einen nicht allzu ausführlichen Anmerkungsapparat sowie durch ein Literaturverzeichnis ergänzt.
Es ist beeindruckend, welch ein vielschichtiges Bild dieser Band anhand von Fallbeispielen (zum Beispiel Köln, London oder Venedig) sowie durch allgemeinere thematische Unterkapitel (zum Beispiel "Jahrmärkte und Messen" oder "Bauen und Wohnen") zeichnet. Auch wenn die Konzeption die Herausarbeitung klarer Linien verhindert, so ist der Band insgesamt dennoch ein Gewinn, da er die ungeheure Vielfalt des mittelalterlichen Städtewesens und -lebens abbildet. Als nützlich erweist sich bei der Lektüre, dass zentrale Begriffe wie "statutarische Gesetzgebung" oder "Stapelrecht und Stapelzwang" außerhalb der eigentlichen Darstellung in Form von Informationsboxen nochmals separat erklärt werden. Dabei wird dem Leser so mancher Begriff klar, der ansonsten vielleicht einfach überlesen worden wäre. Der Darstellungstext ist grundsätzlich gut lesbar und lenkt den Leser auf sachliche Art und Weise durch die Thematik, sodass der Band eine breite Leserschaft anspricht. Sicherlich wird dem einen oder anderen Leser die Darstellung zu trocken und nüchtern sein, da Fuhrmann beispielsweise nur selten persönliche Eindrücke von Zeitgenossen darlegt oder zitiert. Fachlich fundiert ist die Darstellung jedoch allemal.
Die Aufmachung des großformatigen Bandes wirkt durch die zahlreichen, hochwertigen Farbabbildungen sowie durch das robuste Glanzpapier edel. Nicht zuletzt kann auch die Auswahl der Bildmotive überzeugen, da der Darstellungstext durch eine gelungene Mischung aus zeitgenössischen Bilddokumenten und Fotografien, welche zumeist erhaltene Gebäude aus dem Mittelalter abbilden, ergänzt wird.
Fazit: Ein hochwertiger Band, der auf sachliche Art und Weise die ganze Vielfalt des mittelalterlichen Städtewesens und -lebens ausbreitet.
Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlags