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Marce wurde auf den Planeten Almagiel geschickt, um dort die Verhandlungen der Bewohner mit der Bruderschaft zu führen. Es ist ein Planet, auf dem es noch Sklavenhaltung gibt. Wenn sie sich der Verbindung anschließen, soll das jedoch ein Ende haben. Das ist zwar im Sinne all der unterdrückten Arbeiter, die Herrscherklasse, Master genannt, ist sich jedoch noch nicht im Klaren darüber, ob sie den Neuankömmlingen wirklich trauen können und die nicht einfach ihre Macht übernehmen wollen. Alles hängt von der Meinung des Grossmasters der Hornen ab. Er will, ganz zum Leidwesen seines misstrauischen und hinterhältigen Sohnes Orval, für die Aufnahme in die Bruderschaft stimmen. Der Abgesandte Marce ahnt, wer die Probleme macht, und will den Hornen einen Besuch abstatten, doch dort wartet eine unangenehme Überraschung auf ihn.
Jatred gehört zu den Sklaven der Hornen und muss Tag für Tag hart schuften. Der junge Mann hat sich jedoch immer tapfer in den Sümpfen geschlagen und zeigt sich loyal gegenüber seinen Freunden. Als einer von ihnen stirbt, widersetzt er sich der ausdrücklich Anweisung, die wertvollen, frisch geernteten Pflanzen des Verstorbenen zu transportieren und birgt stattdessen den Leichnam. Damit macht er sich bei Orval äußerst unbeliebt, der ihn für diese Tat am liebsten hart bestrafen würde, sein Vater sieht das jedoch anders und lobt sogar den Teamgeist des Sklaven. Von diesem Moment an sind Orval und Jatred erbitterte Feinde.
"Horlemonde" ist eine Romanadaption, allerdings sind die französischsprachigen Science Fiction-Bücher von Julia Verlanger bisher leider nicht auf Deutsch erschienen. Als Comic ist der Band auf jeden Fall optisch ziemlich eindrucksvoll, auch wenn eine ganz klassische Geschichte erzählt wird, die nicht viel Neues zu bieten hat. Im Großen und Ganzen ist es eine schlichte Erzählung, die von Sklaven handelt, die um ihre Freiheit kämpfen. Dies hätte so auch als historische Geschichte erzählt werden können, die auf der Erde spielt. Optisch ist es aber das genaue Gegenteil, nämlich feinste Science-Fiction mit Raumschiffen, einer fremden Welt voller einzigartiger Flora und Faune und modernster Technologie.
Umgesetzt wurde "Horlemonde" von Patrick Galliano, der den Text geschrieben und Cédric Peyravernay, der die Bilder gezeichnet hat. Es ist eine düstere Welt entstanden, die sehr gut zur Handlung passt. Die Optik orientiert sich zwar an modernen Dystopien, hat aber trotzdem etwas Einzigartiges. Es gibt riesige Maschinen, gefährliche Tiere und einen mehr als interessanten Kleidungsstil. Hohe Krägen und Anzüge, die bis über das Gesicht gehen, erzeugen einen fremdartigen Eindruck, sind aber trotzdem äußerst ästhetisch. Raumschiffe, Waffen, Fabriken und Züge haben ebenfalls ein interessantes Aussehen. Die Fauna stellt einen weiteren Höhepunkt dar: Zwar ist da nichts, was man so ähnlich nicht schon gesehen hätte, aber gerade für Fans von klassischen SF-Comicwelten ist das genau das Richtige.
Leider bleibt die Geschichte dahinter ein wenig zurück. Keine Frage, sie ist solide und spannend erzählt und die Handlungen der einzelnen Charaktere sind zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar, trotzdem fehlt irgendetwas. Man wird einfach nicht richtig gepackt, zu sehr drängt sich das Gefühl auf, all das in leicht abgewandelter Form schon zu kennen. Zu jedem Zeitpunkt ahnt der Leser schon sehr genau, in welche Richtung es weitergeht und wird einfach nicht überrascht. Die klassische Geschichte der Sklaven, die sich gegen ihre Herren auflehnen, des abtrünnigen Sohnes der herrschenden Klasse und des heldenhaften Helfers von außen birgt alles in allem leider keine Überraschungen. Das heißt mitnichten, dass es sich um einen schlechten Comic handelt, nur eben um keinen innovativen. Die Handlung ist bodenständig und bietet genau das, was eine klassische SF-Geschichte an Erwartungen weckt, die sich an der realen Vergangenheit der Menschheitsgeschichte orientiert. Alles andere ist Geschmackssache.
Für Sammler dürfte interessant sein, dass mit diesem "Splitter Double" zwei Bände zusammengefasst wurden, die eine in sich abgeschlossene Geschichte ergeben. Für einen ersten Eindruck empfiehlt sich die ausführliche Leseprobe auf der Webseite des Splitter-Verlags.