Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Extras | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Ton | |
Horror- und Gruselfilme aus der Ego-Perspektive sind momentan modisch, man denke an "Cloverfield" oder "REC". Auch "Invasion" fällt in diese Kategorie. Hier sieht man zwar nicht das, was die Figuren sehen, aber ungeschnitten und immer aus der gleichen Perspektive das, was passiert.
Es ist die Perspektive einer Überwachungskamera in einem Polizeiwagen auf Patrouille im Forest Service Parkland nahe der kleinen Stadt Lawton in Kalifornien. Ein Police Officer dreht dort einsam seine Runden und unterhält sich über Funk mit seinem Deputy. Er trifft auf einen Wagen, in dem sich ein Pärchen streitet, und auf den Wagen des alten Jenkins, der zuvor in der Polizeizentrale gemeldet hat, herabstürzende Meteoriten beobachtet zu haben. Tatsächlich gehen immer wieder leuchtende Feuerbälle auf die Erde nieder.
Die Begegnung mit Jenkins entpuppt sich als fatales Ereignis: Der alte Mann greift den Officer unverhofft an und pflanzt ihm ein wurmartiges Wesen ins Ohr. Der Polizist, daraufhin selbst in eine Art intelligenten Zombie verwandelt, sucht wieder das Pärchen auf, um es ebenfalls zu infizieren. Bei Timmy hat er Erfolg, aber dessen Freundin Cheryl kann mit dem Polizeiwagen entkommen. Und nun beginnt für sie ein Alptraum, denn die Zombies blockieren die einzige Ausfahrt aus dem Parkgelände und machen Jagd auf sie ...
Das klingt doch eigentlich nicht schlecht. Allerdings ist das eine möglichst objektive Inhaltsangabe. Folgende Notizen wurden während der Sichtung gemacht.
Ah, Verschwörung der US-Regierung, die etwas vertuschen will. Öfter mal was Neues.
Mann fährt durch Park, unterhält sich über Funk mit anderem Mann. Was hat der Off-Sprecher zu Beginn noch gesagt? "63 Minuten ungeschnittenes Videomaterial". Schon nach fünf Minuten ist es langweilig.
Musik! Passiert gleich endlich was? Oh, Meteoriten fallen vom Himmel, welch Effekt-Feuerwerk.
Wenig später. Frau sitzt am Steuer. Zitiert panisch die Bibel. "Und ob ich auch wanderte im finsteren Tal ..." Sie ist hysterisch. Sie will aus dem Alptraum aufwachen. Die Frau nervt.
Bäume. Sträucher. Weg. Bäume.
Laaangweilig.
Ernst bleiben. Durchhalten. Bei Filmen wie diesem stählt ein Rezensent seinen Geduldsfaden.
Beinahe ist Cheryl zu beneiden, denn aus ihrer Sicht scheint es in der Tat ein Alptraum zu sein - aber nur, weil sie nicht aus ihrer Hysterie aufwacht, sondern ständig weiterflennt und zu keinem klaren Gedanken fähig ist. Der Zuschauer muss sich das alles anhören, während er vom Anblick der links und rechts vorbeiziehenden Bäume hypnotisiert wird und langsam einlullt. Die meiste Zeit über sieht man tatsächlich nichts als Weg und Wegesrand im Suchscheinwerferlicht und selbst ein Blinder erfährt, was passiert, weil Cheryl alles, was sie sieht, dem Deputy über Funk beschreibt. Dummerweise passiert nicht viel, obwohl Cheryl viel redet, jedenfalls nicht im Park. Der Deputy wird, so erfährt man über Funk, irgendwann gezwungen, die Wache zu verlassen und im Dorf unter den Zombies aufzuräumen. Das wäre mal sehenswert gewesen. Der Film setzt jedoch weitgehend auf psychologischen akustischen Nervenkitzel, allerdings hat Cheryls Gejammer nichts mit Psychologie zu tun, und so werden höchstens die Gähnnerven gekitzelt.
Nichts ist an diesem Film interessant. Das bisschen Zombie-Gestakse hat die Welt schon hundertmal besser gesehen, die paar Geistererscheinungen, albernen Special Effects und nachträglich ins Bild kopierten Schockeffekte machen es auch nicht besser, die Musik ist eintönig, was man sieht, schläfert einen ein, und das Erschreckendste an diesem Gruselfilmchen ist, dass man irgendwann tatsächlich Stellen wiedererkennt, an denen Cheryl schon mal vorbeigefahren ist, obwohl der Park eigentlich überall gleich aussieht. Wenigstens ist es nicht auch noch eine wackelige Handkamera, mit der versucht wird, Hektik zu erzeugen.
Von Schauspielerleistung kann man hier nicht reden, weil man zu mindestens achtzig Prozent der Spielzeit keine Schauspieler, sondern nur Park sieht und Stimmen und niedlich-gruselige Geräusche vernimmt. Und so ist das Beeindruckendste an diesem mit wenig Aufwand und noch weniger Crew gedrehten Film der Abspann, der doch tatsächlich annähernd zehn Minuten dauert. Wenn man nicht viele Informationen hat, dann blendet man die wenigen eben umso länger ein.
Extras? Ein nichtssagender Teaser, eine Biografie in Textform zu Regisseur Albert Pyun, der nach seinem größten Erfolg "Cyborg" mit Jean-Claude van Damme und seiner Zusammenarbeit mit dem berühmten Akira Korusawa scheinbar ziemlich abgestürzt ist, und eine Trailershow. Dürftiger geht es kaum.
"Invasion" wirkt höchstens auf solche Leute verstörend, denen schon die Fernsehwerbung mit dem sprechenden Sandwich zu unheimlich ist, und es fällt schwer, ihn sachlich zu besprechen. Dieser Film hätte wenigstens raffiniert sein können, denn die Idee ist zumindest ungewöhnlich. Mit einem (guten) Drehbuch und dem Hauch einer Ahnung von dem Phänomen Spannungsbogen hätte es ein Werk werden können, über das man sagen könnte: ja, gut choreographiert, tolle Leistung für einen Film ohne Schnitt. So aber ist dieser Film nicht mehr als eine Kombination aus Hörspiel und Bildschirmschoner. Aber der Park ist recht hübsch.