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Ismael Leseur fiebert der Geburtstagsparty von Sally entgegen. Denn dort wird er Kelly sehen. Kelly Faulkner, die fleischgewordene Göttin seiner Träume und Wünsche. Doch wie soll er, der Loser, der Junge, dessen Gehirn zu Brei wird, wenn er Kelly nur sieht, mit ihr reden? Wie soll er Eindruck schinden, erreichen, dass Kelly ihn überhaupt als menschliches Wesen wahrnimmt und ihn ansieht? Und wie soll er seinen Freund Horazio Zorzotto, den „Razman“, abhalten, für ihn zu sprechen und sein irres Gedicht „Heiß, oder?“ als seines auszugeben und es Kelly zu geben?
Und schon nach wenigen Minuten wird sein Gehirn wirklich zu einer weichen Masse, die keinerlei Gedanken, Hoffnungen und Träume mehr zulässt. Denn Brad, die jüngere Reinkarnation von Brad Pitt, ist offensichtlich Kellys Freund. Und die zufällig in den Pool gefallene Sirupflasche, die Ismael zertritt, ehe die Beleuchtung die entstehende gelb-grüne Wolke zwischen seinen Beinen offenbart, ist nur die Krönung einer Party, die unauslöschlich die Niederlage Numero Uno im Leben Ismaels besiegelt, und fällt da auch nicht mehr ins Gewicht. Zumindest nicht in der Romanze zwischen Kelly und Ismael, die nicht mal mehr im Traum eines Wahnsinnigen existent wäre nach diesem Wochenende. Nur in Horazios Gehirn nimmt sie fast körperliche Formen an und sein Plan, Ismael mit Kelly zu verkuppeln, nimmt auch diese Hürde spielend. Bis zu dem Tag, als er Ismael Kellys Tagebuch in die Hand drückt und den Raum verlässt. Doch Ismael würde niemals, wirklich niemals einen Blick riskieren, oder?
Nach „Nenn mich nicht Ismael“, dem ebenso furiosen wie irrsinnig lustigen Debüt des Australiers Michael Gerard Bauer, ist „Ismael und der Auftritt der Seekühe“ (wobei die Seekühe die Band von Ismaels Vater sind, die keine unwichtige Rolle in dieser Geschichte spielt) mehr als eine Fortsetzung. Es ist die Quadratur des Kreises. Es führt Ismaels Leidens- und Liebesgeschichte zu Höhen, die man nicht für möglich hält. Und zwar in puncto Humor, Spannung, Irrsinn, Groteske, Komödie und Liebesgeschichte. Und nicht nebenbei, aber dennoch unaufdringlich und stimmig ist diese Geschichte auch ein Stück über Jugendkultur, vergangene Chancen Erwachsener und die Gedanken, die bei der ersten Liebe aufkeimen – nebst den hormonell bedingten Fehleinschätzungen von pubertierenden jungen Männern. All diese teils ernstzunehmenden, teils völlig grotesken Elemente werden zu einem Hörbuch, das seinesgleichen sucht. Denn eins krönt diese Geschichte zweifellos. Bereits nach Minuten muss man neidlos anerkennen, dass der gebürtige Däne Jens Wawrczeck – bekannt aus hunderten „???“-Hörbüchern, mit „Ismael und der Auftritt der Seekühe“ sein Meisterstück abliefert. Sein Horazio ist köstlich, sein Ismael bemitleidenswert und atemberaubend, sein Ignatius Prendabel irrsinnig komisch, sein Barry Bagley überzeugend ekelhaft und sein James Scobie unvergleichlich. Man muss ihn einfach erlebt haben, wie er diese chaotische Truppe zum Leben erweckt, wie er sie absolut mitreißend mit Charakterzügen füllt.
Hinzu kommen neun Songs der Seekühe, gesungen von der Band „Gone Fishin'“, nach der Musik und den Texten von Buchautor Michael Gerard Bauer, die dem Geschehen Rahmen, Struktur und ein grandioses Finale geben.
Erstaunlich, dass man fünf Stunden und fünfzig Minuten auf vier CDs quetschen kann, von denen keine einzige Sekunde langweilig oder auch nur mittelmäßig ist.
Diesen Roman von Michael Gerard Bauer kann man lesen – oder sich dem Vergnügen hingeben, ihn von Jens Wawrczeck vorgetragen zu bekommen, inklusive neun Liedern der Seekühe. Keine Frage, was die bessere, weil einmalig perfekte Lösung ist.