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Die Stadt Jerusalem blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Einige der prägendsten Entwicklungen dürften sich dabei im Zeitalter Jesu Christi abgespielt haben. Mit dem vorliegenden Band zeichnet der an der Universität Siegen lehrende Theologe Bernd Kollmann nun die Geschichte der Heiligen Stadt in jener Zeit nach.
Als zeitlichen Rahmen wählt Kollmann hierbei die Zeit zwischen dem Aufstand der Makkabäer im Jahre 172 vor Christus und der Erhebung der Juden gegen die Römer in den Jahren 66 bis 70 nach Christus sowie 132 bis 135 nach Christus. Im Mittelpunkt stehen hierbei die Herrschaft des Herodes, der Römer sowie jene von Herodes Agrippa I., dem letzten König von Judäa. Ergänzt wird dies durch sozial- beziehungsweise kulturgeschichtlich geprägte Kapitel, in denen beispielsweise das Leben in der Stadt oder der Tempel als zentraler Kultort thematisiert wird. Nicht zuletzt nimmt das Wirken von Jesu Christi einen prominenten Platz in diesem Buch ein, was auch die Anfänge der Kirche nach seinem Tod mit einschließt.
Abgerundet wird das Buch mit einem ausblickenden Kapitel, welches die Geschichte Jerusalems von der Antike bis zur Gegenwart kurz zusammenfasst.
Der Theologe Bernd Kollmann bietet mit diesem Buch eine leicht verständliche und abwechslungsreiche Geschichte Jerusalems im Zeitalter Jesus. Zentraler Ankerpunkt stellt für ihn dabei die Bibel dar. Während Kollmann in vielen Kapiteln die biblische Überlieferung durchaus kritisch durchleuchtet, fällt auf der anderen Seite auch auf, dass bei den für das Christentum zentralen Geschehnissen wie der Auferstehung Jesus, die Bibel quasi als sakrosankte Quelle herangezogen wird. So werden beispielsweise die übereinstimmenden Aussagen zur Auferstehung von Jesu Christi als unwiderruflicher Beweis dargelegt, was sich dann so liest:
"Übereinstimmend berichten diese unverfänglichen Zeugen dem Statthalter Pontius Pilatus, wie sie mit eigenen Augen den Auferstandenen, gestützt von zwei Engeln, aus der Grabhöhle herauskommen sahen."Auch die wenige Seiten später erwähnten Ausführungen über das Grabtuch von Turin weisen ähnliche aus dem Glauben heraus getroffene Aussagen auf, wenn er schreibt:
"Allerdings weisen die offensichtlichen Spuren einer Dornenkrönung und die wohl aus einer Seitenwunde resultierende Blutmenge im Leinen auf Jesus Christus hin." Sehr wohl wird hier zwar zuvor darauf hingewiesen, dass es keine sicheren Beweise dafür gebe, dass es sich um ein Abbild Jesu Christis handele, dennoch wird anschließend mit der zitierten Aussage jene Möglichkeit klar präferiert, sodass letztlich nur die Frage unklar bleibt, "wie das Abbild des Gekreuzigten auf das Leinen gelangte". Gerade bei den beiden aufgeführten Stellen des Buches wird vor allem deutlich, dass dieses nicht aus der Feder eines Historikers, sondern aus der eines Theologen stammt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Buch keinerlei aufklärerische Qualitäten besitzt. Denn gerade wenn es darum geht, die Aussagen der einzelnen Evangelien gegeneinander abzuwägen oder Ereignisse der Bibel in den historischen Zusammenhang einzuordnen, zeigen sich die Stärken des Bernd Kollmanns.
Lesenswert sind zudem die Kapitel, welche die Lebensumstände und die politischen Hintergründe in Jerusalem rund um das Leben von Jesus Christus thematisieren, da hier so manche Einsichten gewonnen werden können, die auch ein tieferes Verständnis des Neuen Testaments ermöglichen. Erfreulicherweise findet der Leser außerdem zahlreiche Abbildungen, welche eine abwechslungsreiche Lektüre garantieren. Schade ist hierbei lediglich, dass im Kapitel um den Tempel in Jerusalem keine Karte abgedruckt wurde, welche zur besseren Orientierung sehr hilfreich gewesen wäre.
FAZIT: eine abwechslungsreiche und leicht verständliche Darstellung zur Geschichte der Heiligen Stadt Jerusalem im Zeitalter von Jesus Christus, die anregende, wenngleich auch zum Teil etwas tendenziöse Einsichten vermittelt.
Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlags