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Die erste Liebe ist die größte und zugleich die tragischste. So empfindet es zumindest Devin Jones, dem im Sommer 1973 von seiner Freundin Wendy das Herz gebrochen wird. Um über den Schmerz hinwegzukommen und sich gleichzeitig sein Studium zu finanzieren, arbeitet er bis in den späten Herbst hinein in Joyland, einem Vergnügungspark. Dort stößt er auch auf Gerüchte, dass es in der Geisterbahn, dem "Horror House", spuken soll. Angeblich findet Linda Grey, die kaltblütig in dieser Attraktion ermordet wurde, keine Ruhe und erscheint manchen Personen. Aus Interesse und um sich weiter abzulenken, beginnt Devin zu ermitteln und kommt dem Mörder tatsächlich gefährlich nahe ...
Geradezu unspektakulär ist Stephen Kings neuste, knapp neunstündige Hörbuchadaption "Joyland" (nach der gleichnamigen
Romanvorlage), in der der Ich-Erzähler Devin Jones sein Leben Revue passieren lässt und gezielt auf die besonderen Momente zurückblickt, genauer gesagt auf das für ihn sehr bewegende Jahr 1973. In jenem Sommer sowie Herbst arbeitet er in dem Vergnügungspark Joyland, an der Küste von North Carolina, und erlebt dort Liebeskummer, Freundschaft, Erfolge und Verlust.
Im Vergleich zu vielen anderen Geschichten entfaltet sich die Handlung nicht nur ruhig und leise, sondern bleibt es auch bis zu der finalen Auseinandersetzung. Dennoch wird der Roman (oder die längere Kurzgeschichte) spannend und vor allem mit den richtigen Worten erzählt, die einen berühren und an vergangene Zeiten erinnern, ergänzt um (traurige) Lebensweisheiten, die man selbst erst mit dem Alter erkennt. Neben einem Hauch Mystery, dem ungeklärten Mord an Linda Grey und der damit verbundenen, wirklich interessanten Recherche, dreht sich die Erzählung hauptsächlich um den Devins Schmerz, seinen Platz in dieser Welt und seine aufkommende Beziehung zu Annie und Mike Ross.
Gelesen wird das Werk von David Nathan, der auch hier wieder die richtige Wahl ist. Wie immer gelingt es ihm sofort, den beteiligten Charakteren eine ihnen einzigartige Stimme zu verleihen. Es ist einfach großartig, wie er den unerfahrenen Devin, den todkranken Mike, dessen besorgte Mutter oder die Schausteller von altem Schrot und Korn verkörpert. Selbst deren Gefühle wie Melancholie, Sehnsucht, Wut oder Angst werden stimmungsvoll umgesetzt und lassen die Figuren real erscheinen. Genauso versteht Nathan es, selbst die banalsten Tätigkeiten in einem Vergnügungspark so vorzutragen, dass der Hörer allzeit gefesselt ist.
"Joyland" ist zwar eine (fast) gewöhnliche, aber toll erzählte Geschichte, die sich ruhig und sanft entwickelt und daher alle Freunde von leisen Romanen anspricht. Insgesamt macht das: vier Sterne für die Erzählung und einen für Nathans tolle Leistung!
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlagsseite.