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Man muss mittlerweile schon blind und taub - und vielleicht noch Bild-Leser - sein, um nicht zu merken, dass das deutsche Fernsehen seine Glanzzeiten längst hinter sich hat, wenn es sie denn je gab. Die Suche nach irgendwelchen Stars, gleichgültig ob sie singen oder über einen Laufsteg gehen können, die Beratung in Sachen Schuldenfragen, Wohnungseinrichtung und Autotuning, unzählige Verkaufssendungen, Talkshows und so weiter treiben die intellektuelle Geduld des Fernsehkonsumenten oftmals an ihre Grenzen. Da heißt es am besten: abschalten und ein Buch zur Hand nehmen.
Dass Oliver Kalkofe kein Fan dieses Programms ist, weiß man spätestens seit "Kalkofes Mattscheibe". Doch scheinbar hat seine lästerliche Kritik nur wenig geändert, denn immer noch flimmert es auf tiefstem Niveau über die heimischen Fernseher. Also muss sich der Comedian Gleichgesinnte suchen - und zwar unter denjenigen, die aus Verzweiflung zum Buch gegriffen haben. So hat der Lappan Verlag "Kalkofes letzte Worte - Geschafft, wir sind blöd!" herausgebracht, eine Sammlung seiner besten Kolumnen aus der Zeitschrift TV Spielfilm.
Und wer bisher noch daran gezweifelt hat, ob das Fernsehen wirklich so mies ist wie sein Ruf, der kann sich jetzt davon überzeugen, dass es noch mieser ist. Kalkofe gibt sich gar nicht erst mit charmant-ironischen Seitenhieben und pointierten, aber harmlosen Spitzen ab, sondern fährt gleich die schweren Geschütze auf. Sarkastisch und zynisch haut er einen Tiefschlag nach dem anderen heraus, und jeder Schuss ist ein Treffer. Groteske Übertreibungen sind seine Spezialität, und die finden sich zuhauf.
So kann der Leser Oliver Kalkofes bescheidene Meinung über die GEZ ebenso nachlesen wie über die Werbeslogans der privaten Fernsehsender oder die Reality-Fernsehformate. Er leidet mit, wenn Kalkofe sich einen Autorenstreik wie in den USA herbeisehnt oder aus sämtlichen sogenannten TV-Ereignissen und Filmproduktionen der Privaten einen Überfilm zusammenbastelt, den die Welt hoffentlich nie zu Gesicht bekommt.
Natürlich ist die ständige Überspitzung der Gegebenheiten auf Dauer ein wenig zu viel des Guten, aber Kalkofe gelingt es in nahezu jeder Kolumne, den Finger auf die Wunde zu legen und in seiner selbstgefälligen Art dabei stets das Schmerzzentrum zu erwischen. Denn ob man Kalkofe mag oder nicht, die manchmal hysterisch überdrehten Sätze spiegeln doch auch immer wieder die Misere des deutschen Fernsehprogramms wider. Ob sich Kalkofe darüber lustig macht, wie in bestimmten Sendungen der Wohnungsstil von Leuten der Lächerlichkeit preisgegeben wird oder wie Eva Herman in eines der größten Fettnäpfchen der Fernsehgeschichte getreten ist, er kennt kaum eine Schmerzgrenze, kaum ein Tabuthema.
Ganz zuletzt lässt Oliver Kalkofe doch noch etwas Gnade walten und zählt einige Fernsehformate auf, die sich der Leser ohne schlechtes Gewissen - und ohne Gehirnzellenverlust - ansehen kann.
Wer schon "Kalkofes Mattscheibe" mochte und über den bisweilen eigenwillig überspitzten Humor des Comedians lachen kann, ist mit "Kalkofes letzte Worte - Geschafft, wir sind blöd!" bestens beraten. Hier finden sich absurde Übertreibungen und spitzzüngige Analysen zum Thema Fernsehprogramm noch und nöcher, und sogar das Körnchen Wahrheit, das es erst möglich macht, die Kolumnen nicht nur von der humorigen Seite zu betrachten, ist enthalten - also das ideale Geschenkbuch, wenn dem Chef zufällig ein Fernsehsender gehört.