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 Keine Angst vor Weißraum!

Ein Crashkurs in Print- und Webdesign


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Mit "Keine Angst vor Weißraum!" wollen die Autorinnen Kim Golombisky und Rebecca Hagen dem interessierten Leser einen fundierten, aber gleichzeitig locker und ansprechend geschriebenen Crashkurs in Print- und Webdesign geben. Im Buchtitel eingeschlossen ist auch bereits einer der beliebtesten Anfängerfehler, alles – egal ob Printprodukt oder Website – vollzupacken mit allerlei Fotos, grafischen Elementen und Typografie, bis alles optisch erdrückt wird und man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen kann.

Der Trend geht erfreulicherweise in den letzten Jahren immer mehr in die Richtung "mehr Weißraum", sowohl im Web als auch bei Printerzeugnissen; dies ist aber nur eine von vielen Forderungen an ein gelungenes Web- und Printdesign, die sich im Buch wiederfindet. Die Publikation aus dem dpunkt.Verlag richtet sich keinesfalls ausschließlich an Anfänger im Bereich visuelle Kommunikation, der Schwerpunkt liegt aber deutlich auf den ersten Gehversuchen, die man in diesem weiten Gebiet unternehmen kann. Dennoch werden auch Fortgeschrittene und Profis hier auf jeden Fall wertvolle Tipps und viele interessante Beispiele vorfinden, die man für die eigene Arbeit verwenden kann.

Nach einem kurzen Vorwort, in dem Aufbau und Intention des Buches erläutert werden, startet man zunächst recht theoretisch: Kapitel 1 beantwortet die Frage "Was ist Design?" und gibt einen kurzen Abriss designtechnischer Grundsätze wie etwa "Form follows function" und verschiedener Teilbereiche, zum Beispiel dem Grafik-Design. Nachdem Kapitel 2 sich dann noch kurz mit dem Thema "Brainstorming und Recherche" beschäftigt, widmet sich das dritte Kapitel dann auch schon dem praktischen Einstieg in den Designalltag: Hier präsentieren die Autorinnen ein "Universal-Layout", mit dem sich in kürzester Zeit und mit recht wenig Aufwand brauchbare Ergebnisse zum Beispiel für einen Flyer erzielen lassen. Das klingt auf den ersten Blick nach einer billigen und nicht unbedingt professionellen Lösung von der Stange, die zahlreichen Beispiele zeigen aber, dass sich auf jeden Fall attraktive erste Layouts verwirklichen lassen, wenn man sich an einige Grundregeln hält.

Kapitel 4 ist definitiv Pflichtlektüre für Anfänger im Bereich Design und listet 13 "Layout-Sünden" beziehungsweise Amateurfehler auf, die man leider immer noch viel zu häufig vorfindet. Hier geht es unter anderem um die scheinbar nicht tot zu kriegenden animierten Gif-Dateien, unprofessionell verzerrte Fotografien, zu unruhige Hintergründe, "Schusterjungen und Hurenkinder" beim Setzen von Fließtext, unschöne Aufzählungszeichen und vieles mehr.
Kapitel 5 "Ein kleiner Abstecher in die Kunsthochschule" erläutert in aller Kürze, aber sehr gut auf den Punkt gebracht wichtigte Elemente und Grundsätze des Designs - von Formen, Muster und Strukturen über Kontraste und Tonwerte bis hin zur Perspektive. Kapitel 6 beschäftigt sich mit Rastern – wann und wozu braucht man eins -, danach widmet sich das siebte Kapitel den Grundlagen des Layouts, also der Positionierung von Schrift und Bildmaterial.

Typografie ist ein extrem weites Feld, das natürlich in Kapitel 8 "Schrift" nicht erschöpfend behandelt werden kann, dennoch bietet dieses Kapitel einen guten ersten Einblick in die Geheimnisse von Schriftarten, Schriftgestaltung und Satz, in dem auch die wichtigsten Grundbegriffe erläutert werden. Kapitel 9 beschäftigt sich danach mit Farben, etwa der Wirkung, der Kultur und der Geschichte bestimmter Farbtöne. Hier kommen auch ganz wichtige Basics wie die Arbeit im CMYK- oder RGB-Farbraum zur Sprache und was es damit auf sich hat.
Im zehnten Kapitel "Die Blicke auf sich ziehen" dreht sich alles um Fotos und Illustrationen – in unserer extrem von visuellen Eindrücken geprägten Welt sind dies natürlich nicht zu unterschätzende Elemente eines gelungenen Designs. Das Kapitel reißt in kompakter Form verschiedene Punkte an, unter anderem Wissenswertes rund um Auflösung, Dateiformate und Größe, aber auch Hinweise zu Bildquellen und zur Ethik der Bildbearbeitung. Kapitel 11 widmet sich im Anschluss ausschließlich dem Thema "Infografiken" (etwa Diagramme, Schaubilder, Karten, Listen und dergleichen mehr).
Kapitel 12 spricht dann alle an, die bereits mitten im Arbeitsprozess drinstecken, und erläutert die Grundlagen des Storyboardings, zum Beispiel für einen Werbespot. Das dreizehnte Kapitel thematisiert die Möglichkeiten von Multimedia-Komponenten – zum Beispiel Audio- und Videoclips – und bietet damit eine gute Überleitung zu Kapitel 14, das in Grundzügen die Möglichkeiten und Anforderungen des Webdesigns erklärt.
Wer sich einmal mit dem Thema Druckvorstufe beschäftigt hat, weiß, wie kompliziert dieses Feld sein kann, deshalb kann Kapitel 15 ("Bereit für den Druck") natürlich auch nur die absoluten Basics liefern. Diese sind aber auf jeden Fall lesens- und wissenswert und zeigen zum Beispiel ganz praktisch auf, wie man ein Angebot bei einer Druckerei einholt und was die Druckerei benötigt, wenn man zum Beispiel einen Flyer in Auftrag gibt. Nach dieser Flut von Wissen schließen ein Schlusswort, ein Glossar und ein Index das Werk ab.

"Keine Angst vor Weißraum!" stellt einen ambitionierten Versuch dar, die gesamte Welt des Print- und Webdesigns zumindest in Grundzügen auf gerade einmal 290 Seiten darzustellen. Kann das gelingen? Ja, es kann! Natürlich gehen die einzelnen Kapitel nicht in die Tiefe – umfassen sie doch jeweils nur circa 20 bis 30 Seiten -, dennoch ist der Leser dieses Buches nach der Lektüre einigermaßen gerüstet für die weite Welt des Print- und Webdesigns. Die Zusammenfassung beider Bereiche kommt denjenigen entgegen, die sich zunächst orientieren und ein Allround-Wissen zulegen möchten, denn Print und Web sind heute mehr denn je verknüpft, die Anforderungen an Freelancer und Agenturen tendieren dahin, dass man nicht nur in einem Bereich zuhause ist.

Leicht verständlich und immer wieder mit plausiblen und gut ausgewählten Beispielgrafiken und -fotos unterlegt – wobei auch Negativbeispiele gezeigt werden, an denen man seine eigenen Arbeiten kritisch messen kann -, bietet das Buch einen locker geschriebenen und dennoch professionellen Einstieg, eben einen Crashkurs. Positiv fällt auf, dass die Autorinnen immer wieder dazu auffordern, sich eigene Gedanken zu machen und selbst kreativ zu werden, ohne allerdings dabei die gängigen Design-Regeln zu brechen. Am Ende der einzelnen Kapitel finden sich immer wieder Checklisten und kleine Aufgaben, die man selbst in Angriff nehmen soll, um das eben Gelernte in die Praxis umzusetzen.

Natürlich kann "Keine Angst vor Weißraum!" keine Ausbildung und kein Studium ersetzen, einen guten Einstieg mit Vermittlung der wichtigsten Grundkenntnisse bietet das Werk aber allemal. Begriffe wie "Point-of-View-Shot", "Spaltenwürmer", "Tracking-Aufnahme" oder "Glyphen" sollten für den aufmerksamen Leser kein Geheimnis mehr darstellen, wenn er dieses Buch am Ende zuklappt – und Angst vor Weißraum muss man definitiv auch keine mehr haben!

Einen Blick ins Inhaltsverzeichnis sowie mehrere Leseproben gibt es hier auf der Verlags-Website.

Christina Liebeck



Softcover | Erschienen: 30. Mai 2011 | ISBN: 978-3898647144 | Originaltitel: White Space is not your Enemy! A Beginner's Guide to communicating visually through Graphic, Web and Multimedia Design | Preis: 34,90 Euro | 294 Seiten | Sprache: Deutsch

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