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 Kinder der Nacht

Autoren: Dan Simmons
Übersetzer: Joachim Körber
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Vampire haben allzeit Hochkonjunktur als Charaktere eines Romans. "Kinder der Nacht" aber ist eine nette Abwechslung zwischen all den typischen Vertretern des Genres. Weder romantisch noch erotisch noch historisch angehaucht, sondern immer bemüht, die irreal wirkende Geschichte um Vampire real erscheinen zu lassen und möglichst viele plausible Erklärungen zu finden.

Kate Neuman ist Ärztin und reist in das Rumänien nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes unter Ceausecau. Sie ist schockiert von den Zuständen in den Waisenhäusern, in denen sie eingesetzt wird. Die Kinder dort sterben entweder an Krankheiten und Mangelerscheinungen oder aber wegen Vernachlässigung oder Fahrlässigkeit durch das Personal. Ein kleiner Junge hat es ihr besonders angetan: Er besitzt eine seltsame Blutstruktur, die sie sich nicht erklären kann. Da er ein Findelkind ist, nimmt sie sich seiner an und adoptiert ihn sogar, in der Hoffnung, in ihrer Heimat Amerika bessere Behandlungsmöglichkeiten für den Kleinen, den sie Joshua nennt, zu finden.
In Amerika angekommen, untersucht sie das Kind bald weiter und kommt einigen Merkwürdigkeiten auf die Spur. Es scheint unter einem sehr seltenen Gendefekt zu leiden, der dem Jungen unter anderem große Selbstheilungskräfte verleiht. Dieser Gendefekt, so findet Kate heraus, könnte, wenn man ihn auf andere Zellen übertragen kann, sogar ein Heilmittel für AIDS werden. Dieser Gendefekt heilt verletzte Zellen, wenn ihm fremdes Blut zugeführt wird. Eine Form des Vampirismus, der schon in der DNA festgelegt ist ?

Kate merkt bald, dass Joshua doch nicht so verwaist war, wie sie angenommen hat, denn sie wird verfolgt und Joshua wird entführt. Die Spur führt zurück nach Rumänien und gemeinsam mit zwei Freunden macht Kate sich auf die Suche nach ihrem Kind, die sie immer tiefer in die Verstrickungen der rumänischen Vampire führt und in einen Wettlauf gegen die Zeit ausartet.

Das Buch ist spannend geschrieben, vor allem die Verfolgung von Joshuas Spur durch Transsilvanien fesselt den Leser. Vorher gibt es ein paar Längen, die größtenteils dadurch erklärbar sind, dass die Recherche und Detailgenauigkeit des Autors auch vor den medizinischen Abläufen nicht Halt machten, die für einen Laien doch anstrengend zu lesen und zu verstehen sein können.
Nicht nur Kate wird für den Leser immer sympathischer und nachvollziehbarer, sondern auch O?Rourke, der Pater ohne Glauben, der ihr in Rumänien hilft, wird gut beschrieben und dargestellt.

Dan Simmons hat einen neuen Ansatz zum alten Mythos gefunden. Nicht Bisse und Erotik spielen die Hauptrolle, sondern Vererbung und Medizin. Das ist zunächst ungewohnt, doch man liest sich schnell ein in dieses Fantasy-Horror-Buch, was stellenweise mehr Ähnlichkeiten mit einem Krimi hat.
Doch nicht nur die medizinische Sicht wird beleuchtet, auch Graf Dracula selbst - der Vater Joshuas - meldet sich immer wieder in Monologen zu Wort, in denen er sich an seine Vergangenheit als Vlad der Pfähler erinnert. Diese Teile zeugen von viel Recherche, stimmen die historischen Fakten doch überein mit dem, was Dan Simmons? Buchfigur memoriert.
Beide Zeiten, die Rückblicke in Draculas Vergangenheit und die Gegenwart aus Kates Sicht, sind gleichermaßen spannend und von einer gewissen Dosis an Horror durchzogen, so dass auch der Nervenkitzel nicht zu kurz kommt.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 1. September 2007 | ISBN: 9783453521650 | Originaltitel: Children of the Night | Preis: 9,95 Euro | 670 Seiten | Sprache: Deutsch

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