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Kurzkrimis – eine ganz besondere Art von Krimis. Wer hier, wie bei den "richtigen" Kriminalromanen längere, spannende Ermittlungen sucht, merkt schnell, dass diese Suche vergebens ist. Und spätestens wenn bei den Kurzkrimis auch noch der Humor dazukommt, steht fest, dass selbst Mord keine todernste Sache sein muss.
24 kriminalistische Kurzgeschichten, bei denen die Spannung absolut Nebensache ist und der Humor im Vordergrund steht, sind in einem Taschenbuch zusammengefasst. Ob Auftragsmord, Banküberfall, ein Faux-Pas bei einem Junggesellinnenabschied oder die Gefahr durch Außerirdische, alle Geschichten werden auf skurile Art und Weise mit viel schwarzem Humor gewürzt.
Damit der Leser eine gute Kriminalgeschichte erkennen kann, lernt man im ersten Abschnitt anhand eines praktischen Beispiels alles Wissenswerte über die zehn Regeln einer guten Detektivgeschichte. Denn wer hätte ohne diese Einführung gewusst, dass kein Chinese in der Geschichte vorkommen darf. Dass eine Philippinin hier eine Rolle spielt, sei nur am Rande erwähnt.
Zu dumm aber auch, wenn es sich bei dem geklauten Manuskript eines Krimis um Aufzeichnungen über tatsächliche Straftaten handelt oder wenn der Filialleiter einer Eifeler Bank selbst den Tresorinhalt klaut, nachdem die Möchtegern Eifeler Postzugräuber diesen aufgeschweißt haben. Zum Todärgern ist es, wenn man der Familie Gift ins Weihnachtsessen mischt und versehentlich selbst davon probiert.
Eines ist allen Geschichten gemein – die Begeisterung der Autorin für die Kurzkrimis ist vom ersten bis zum letzten Buchstaben ersichtlich. Das Tempo einer Geschichte, die Anzahl der Pointen, all das zeigt, wie sehr die Autorin diese Kurzgeschichten mag. Wenn ein Hallener Bürger nach drei Weinschorlen am nächsten Morgen total verkatert aufwacht, eine unbekannte Leiche in der anderen Betthälfte und den abgetrennten Kopf eines ebenfalls Unbekannten in seinem Kühlschrank findet, darf man sich schon wundern. Als dann aber ein professioneller Leichenentsorger, der sich im Kleiderschrank versteckt hat, den Betroffenen daran hindert sich anzuziehen, worauf dieser letztendlich im Adamskostüm den Pistolenmann quer über einen Festplatz verfolgt, bleibt sicherlich kein Auge trocken.
Wer bei diesen Geschichten nach handfester Spannung, wie diese in "richtigen" Krimis zu finden ist, sucht, wird dies vergeblich tun. Ermittelnde Kriminalbeamte, die verzweifelt versuchen, Morde aufzuklären, haben keinen Platz in diesen Kurzkrimis. Dagegen findet man völlig abstruse Verbrechen von noch chaotischeren Tätern, die anschließend entweder versuchen auf völlig verrückte Art und Weise die Spuren ihrer Tat zu verwischen oder für etwas, das sie gar nicht getan haben, ins Gefängnis wandern.
Schade nur, dass es sich in diesem Buch nicht um eine Sammlung neuer Kurzkrimis von Tatjana Kruse handelt, sondern dass die meisten davon bereits in anderen Büchern veröffentlicht wurden. Lediglich ein Viertel der hier zusammengestellten Geschichten sind neu, wovon der eifrige Sammler kriminalistischer Kurzgeschichten sicherlich enttäuscht sein wird.
Ein Buch für Leute, denen keine Idee zu ungewöhnlich ist, um daraus einen Kurzkrimi zu schreiben. Leser, die handfeste Handlungen bei den Krimis mögen, sollten auf die Lektüre dieses Buches lieber verzichten.