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Die Erwartungen an die modernen bildgebenden Verfahren sind unverändert hoch - sowohl in der Klinik als auch in der Forschung. Insbesondere auch die Neuroradiologie hat von diesen non-invasiven Techniken profitiert. Eine nutzenbringende Anwendung dieser Techniken in der Diagnostik beziehungsweise Forschung der Neurowissenschaften setzt jedoch Wissen um neuroanatomische Strukturen und neurofunktionelle Systeme als auch ein Verständnis der Grenzen und Schwächen der Techniken voraus. "Klinische Neuroanatomie und kranielle Bilddiagnostik" will dieses Wissen und das Verständnis vermitteln.
Nach einer Einleitung und einer kurzen Einführung in verschiedene Techniken der Schichtbilddiagnostik und die Leitstrukturen zur Orientierung folgt der Atlasteil, der vier Serien umfasst: eine Frontalserie, eine Sagittalserie, eine Kanthomeatalserie und eine Hirnstammserie. Die nächsten drei Kapitel befassen sich mit der Topographie des Gesichtsschädels, des Kopf-Hals-Bereiches und des Hirnschädels in multiplanaren Parallelschichten. Kapitel Sechs hat neurofunktionelle Systeme zum Inhalt und Kapitel Sieben die Topik der Neurotransmitter und Neuromodulatoren. Ein Literaturverzeichnis mit 515 Referenzen sowie ein Sachregister schließen das Buch ab.
Die Serien des Atlasteils sind verschiedenfarbig gekennzeichnet und erleichtern somit das Nachschlagen. Es finden sich zu jedem Schnitt jeweils zwei MR-Bilder (je ein T1- und T2-gewichtetes, in der Kanthomeatalserie wird statt des T2-gewichteten ein CT-Bild abgebildet) sowie ein Set Röntgenbilder am Ende der Serie. Beiden MR-Bildern sind jeweils Zeichnungen gegenübergestellt, die mit der Schnittebene des Bildes korrespondieren und in der auch Strukturen wie beispielsweise Blutgefäße, die im Schnittbild nicht zu sehen, aber in der Ebene vorhanden sind, dargestellt werden. Sowohl die Strukturen der Zeichnungen als auch der MRT- und CT-Schnitte sind mit Nummern versehen, denen am Rand der Seite die Bezeichnungen der anatomischen Strukturen zugeordnet sind, so dass der Atlasteil sehr übersichtlich ist und nicht nur beim Nachschlagen, sondern auch beim Lernen der Neuroanatomie hilfreich sein kann.
Die drei Kapitel zur Topologie sollen zusätzlich die räumliche Orientierung verbessern helfen. Die dreidimensionale Vorstellung der mitunter recht kompliziert anmutenden Strukturen ist eine besondere Herausforderung. Obwohl hier hin und wieder auch funktionelle und klinische Bezüge erwähnt werden, geht es doch hauptsächlich um die Lage der Strukturen. Dazu helfen Zeichnungen von Schnitten als auch besonders der detaillierte, beschreibende Text. Das Gleiche gilt für das Kapitel über die neurofunktionellen Systeme.
Obwohl in grau hinterlegten Kästen klinische Hinweise gegeben werden, wird die Bildpathologie weder besprochen noch in den Abbildungen dargestellt. Das Anliegen des Buches ist es, funktionelle und topologisch-orientierte anatomische Kenntnisse zu vermitteln, was so gut gelingt, dass Studenten überlegen sollten, ob sie nicht auf den hier vorliegenden Atlas statt auf herkömmliche Atlanten zum Lernen zurückgreifen. Dies gilt umso mehr, wenn diese Studierenden in den Neurofächern ihren Schwerpunkt sehen und dieser Atlas, der sicher nicht zu den preisgünstigsten zählt, auch zukünftig als detailliertes Nachschlagewerk benutzt werden kann. Für alle, denen kartonierte Ausgaben nicht robust genug sind, gibt es auch noch eine gebundene Ausgabe, die allerdings auch doppelt so teuer ist.
"Klinische Neuroanatomie und kranielle Bilddiagnostik" ist ein hervorragender Atlas, der detailliert und engagiert die Neuroanatomie vermittelt. Ein optimales Buch zum Lernen und Nachschlagen, verspricht der Buchrücken und damit tatsächlich nicht zuviel.