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Köln gehört sicher nicht zu den schönsten Städten Deutschlands, wenn es um die Optik geht – häufig dreckig, oft verbaut, mit hässlichen Nachkriegsbauten allerorten präsentiert sich das Stadtbild vor allem den Besuchern der Millionenstadt am Rhein. Dennoch fallen dem Kölner aus dem Stehgreif sicher 100 Dinge auf, die Köln so liebens- und lebenswert machen: Flönz, Kölsch, Karneval, der FC, die netten, weltoffenen Menschen, der rheinische Frohsinn, der Dom, Vater Rhein … – oder, knapp auf den Punkt gebracht: Köln ist eben ein Gefühl!
Tatsächlich hat die Domstadt mehr schöne Plätze zu bieten, als man auf den ersten flüchtigen Blick zu entdecken meint. Die Fotografin Britta Schmitz hat solche Lieblingsorte mit der Kamera eingefangen und präsentiert sie im Bildband "Kölner Lieblingsorte", erschienen bei Emons. Auf 143 Seiten zeigt sich hier Köln von seinen besten Seiten, wobei wohlbekannte Orte wie der Dom, das Rheinufer, der Aachener Weiher oder die Altstadt sich abwechseln mit kleineren, privateren Einblicken – etwa ein typisches Büdchen in Köln-Sülz, eine Pferdemetzgerei in Mülheim, ein Blick auf die Fahrgeschäfte der Deutzer Kirmes oder ein Basketballspiel am Rheinufer der "Schäl Sick", der rechten Rheinseite. Die Fotografien stehen dabei für sich, lediglich drei, vier kleine Worte sind als Betitelung des Motivs eingeflossen.
Spontan blättert man zum Ende des Buches, hofft man doch, hier nähere Informationen zu finden, doch man wird enttäuscht, es gibt keine Zusatztexte zu den Bildern, ihrem Entstehungsort oder den Umständen, wie sie entstanden sind. Darin liegt auch der größte Kritikpunkt an diesem Buch: Die Chance, die Lieblingsorte dieser großartigen Stadt vielleicht auch Nicht-Kölnern und Zugezogenen näherzubringen, wurde versäumt. Manche Erläuterungen geben fast gar nichts her und lassen den Ort, an dem das Foto gemacht wurde, nur sehr vage erkennen, außer man hat gute Ortskenntnisse. Zu häufig sind die Motive auch sehr brav und wenig originell geraten – "Rheinpanorama bei Sonnenuntergang" oder "Am Rhein auf den Poller Wiesen" hat man schon gefühlte tausend Mal gesehen, nicht zuletzt auf Touristenpostkarten. Es sind gelungene Aufnahmen, aber die Intimität und die Besonderheit, die diese Orte zu "Lieblingsorten" machten, fehlen größtenteils.
Andere Bilder fangen tatsächlich besondere Momente ein, etwa die alte Spaziergängerin mit winzigem Hund auf Seite 88 oder der Aufpasser auf dem Heinrich-Böll-Platz. Das sind kölsche Momente, die etwas hergeben, die das besondere Lebensgefühl der Domstadt vermitteln können, doch hier stören dann wieder die fehlenden Erläuterungen (die ja ruhig kurz hätten sein dürfen, vielleicht als Einleger im Buch). Worauf hat der Aufpasser auf dem Heinrich-Böll-Platz ein Auge? Kölner wissen es, Nicht-Kölner wohl eher nicht, dabei hätte doch gerade hier eine kleine Anekdote das Besondere herausgehoben, nämlich dass der Platz aus akustischen Gründen dreimal täglich komplett gesperrt wird, wenn darunter die Kölner Philharmonie probt oder ein Konzert gibt.
So ist "Kölner Lieblingsorte" trotz der hochwertigen Aufmachung mit Hochglanz-Cover und gutem Druck leider etwas enttäuschend. Selbst wenn die Fotografien nur für sich selbst sprechen und ein Gefühl von Köln vermitteln sollen, so sind sie teilweise eben einfach nicht herausragend genug in Szene gesetzt. Bildausschnitte und Kompositionen sind bis auf wenige Ausnahmen sehr konventionell, oft fällt einem als Kölner direkt ins Auge, dass man diesen Ort schon schöner und treffender mit eigenen Augen gesehen hat. Der fotografierte Blumenkübel in der Flora oder die Reklame vom "Haus am See" sind zweifellos nette Motive – aber Köln ist eben ein Gefühl, und daher hätten auch die Fotos in diesem Bildband mehr Gefühl verdient gehabt.