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Ausgerechnet das kleine Dänemark brachte vor ein paar Jahren eine der besten europäischen Krimiserien seit langem hervor: In
"The Killing" (Originaltitel: "Forbrydelsen") klärte die schroffe Kommissarin Sarah Lund (Sofie Grabol) in zwanzig Folgen den brutalen Mord an der Schülerin Nanna Birk Larsen auf, dessen Spuren bis in den Wahlkampf um das Kopenhagener Rathaus führten. Die ungewöhnliche Konzeption der Serie - wohl selten zuvor wurde der Aufklärung eines einzelnen Mordes so viel Raum gegeben -, die Verquickung von Polizeiarbeit und politischen Hinterzimmerintrigen sowie dem intensiv dargestellten Leid der Opferfamilie, aber auch das intensive Spiel der Hauptdarstellerin Sofie Grabol brachten der Serie schnell Ruhm und mehrere Auszeichnungen ein. Folgerichtig wurde eine zweite Staffel in Auftrag gegeben und hierzulande 2010 im ZDF ausgestrahlt. Wer "The Killing 2" - auch unter den Namen "Kommisarin Lund - Staffel 2" oder "Das Verbrechen" bekannt - dort verpasst hat oder sich die Serie gerne in den DVD-Schrank stellen möchte, kann nun endlich zur Staffelbox greifen: Auf 5 DVDs werden alle zehn Folgen der neuen Staffel dargeboten.
Diesmal wird Sarah Lund, die nach ihrem letzten Einsatz und ihren dortigen Fehltritten in der Provinz schuften musste, in die Ermittlungen eines neuen Falls eingeschaltet: Eine Rechtsanwältin, die auf eigene Faust einen Einsatz des dänischen Armeekontingents in Afghanistan untersucht, wird faktisch hingerichtet. Ein bald darauf im Internet kursierendes Video der Hinrichtung weist auf einen Racheakt islamischer Terroristen hin. Allerdings sterben bald darauf weitere Personen, allesamt Armeeangehörige, die einer speziellen Einheit angehörten. Diese stand kurzzeitig in Verdacht, in Afghanistan ein Massaker unter Zivilisten angerichtet zu haben, wurde aber später durch Indizien entlastet. Einer der damals Beteiligten, der junge Soldat Jens Peter Raben (Ken Vedsegaard), hält allerdings an seiner Aussage fest, dass es tatsächlich ein solches Massaker gegeben hat - und sitzt seitdem in der Psychiatrie. Zugleich erleidet der dänische Justizminister einen Schwächeanfall und wird durch den noch unerfahrenen Politiker Thomas Buch (Nicolas Bro) ersetzt. Buch soll trotz der Unruhe, den der Mord an der Rechtsanwältin ausgelöst hat, ein eher gemäßigtes Antiterrorpaket mit dem konservativen Koalitionspartner aushandeln und durch das Palament bringen.
Da es aber ein paar Unklarheiten gibt und die Serienmorde an Armeeanhörigen weitergehen, schaltet die Polizei Sarah Lund ein - und spätestens nun ist es mit der Harmonie vorbei. Kommissarin Lund bezweifelt von Anfang an, dass islamische Terroristen hinter den Morden stecken. Zusammen mit ihrem Kollegen Strange (Mikal Birkkjaer) beginnt sie zu stöbern und stößt rasch auf das vertuschte Massaker in Afghanistan. Auch der neue Justizminister ahnt, dass etwas an der ganzen Sache faul ist - und spürt rasch den Gegenwind aus seiner eigenen Partei, wo manch einer ebenfalls Dreck am Stecken hat. Zu allem Überfluss reisst auch noch Jens Peter Raben aus dem Krankenhaus aus - in der Hoffnung, seine Kameraden auf eigene Faust vor dem Mörder retten zu können.
"The Killing 2" versucht sich an höchst aktuellen Themen. Die Militäreinsätze in Afghanistan, Kriegsverbrechen, Terrorangst und reale Terrorgefahr schaffen einen faszinierenden Hintergrund; und diesmal verknüpfen Regisseur Kristoffer Nyholm und Drehbuchautor Sören Sveistrup gleich drei unterschiedliche Ermittlungsschauplätze miteinander: die Polizei, wo sich Sarah Lund mit ihren eigensinnigen Methoden keine Freunde macht, dann die Armee, die am liebsten keine Informationen über ihren Einsatz an die Öffentlichkeit weitergeben will, und - wie schon in der ersten Staffel - die Politik, wo sich verschiedene Ministerien mit eigenen Interessen gegenseitig an den Karren fahren wollen. Hinzu kommt der unabhängig agierende Soldat Raben, der mit seiner Familie im Mittelpunkt der Ereignisse steht.
Der Fall selbst ist natürlich sehr viel spektakulärer, actionlastiger und überzogener als jener der Vorgängerstaffel. Das tut der Qualität der Serie aber keinen Abbruch. Die verschiedenen Ebenen sind exzellent miteinander verknüpft, jede Menge Verdächtige geben sich die Klinke in die Hand, und Sofie Grabol als Kommissarin Lund spielt erneut phantastisch - eine so fanatische, eigenwillige und zugleich verletzliche Ermittlerin hat das Krimigenre selten hervorgebracht. Ebenfalls großartig: Nicolas Bro in seiner Rolle als ziemlich überforderter Justizminister, der mit Müh und Not die erste Amtswoche übersteht - und seine Gegner mit seiner jovialen Art dann doch austrickst. Schade, dass es so wenige Szenen gibt, in denen Lund und Buch aufeinandertreffen.
Die zweite Staffel hält damit das Niveau ihrer Vorgängerin und zählt zu den Krimihighlights der jüngeren europäischen Fernsehgeschichte. Leider präsentiert sie das ZDF in dieser Box nicht ganz so, wie sie es verdient hätte: Die Auflösung ist suboptimal, die dänische Originaltonspur sowie Untertitelungen fehlen. Wer über diese Schlampigkeit hinwegsehen kann, wird den Kauf aber nicht bereuen - spannende Krimiunterhaltung, ein intelligenter Fall und eine großartige Hauptdarstellerin wissen zu begeistern.