An ihrem sechzehnten Geburtstag freut sich Sabrina darauf, von ihrer Mutter Geschenke und die bereits zur zur Tradition gewordene heiße Schokolade zu bekommen. Doch irgendwie geht dieses Jahr alles schief. Sie sieht, wie ihre Mutter heimlich einen Mann küsst, den Sabrina gar nicht kennt, und dann bekommt sie auch noch einen Weinberg geschenkt. Dabei kann das Mädchen mit der Begeisterung, die ihre Mutter für die Leidenschaft der Weinherstellung aufbringt, nicht im geringsten mithalten, denn sie weiß selbst noch nicht, wie sie ihr Leben gestalten will.

Ihre Freundin Amelie bestärkt sie in dem Glauben, dass irgendwo das große Abenteuer auf Sabrina wartet. Amelie träumt davon, aus der kleinen Stadt am Rhein zu verschwinden und irgendwo im Ausland ihr Glück zu machen und Sabrina träumt diesen Traum gerne mit ihr gemeinsam. Ein bisschen beneidet das Geburtstagskind Amelie auch darum, wie beliebt und gutaussehend sie ist. Doch dann wird alles anders, als der Fremde in der Stadt auftaucht. Niemand scheint ihn zu bemerken, aber im Eiskaffee wirft er Sabrina einen tiefen Blick zu, der bei ihr ein Kribbeln im Bauch verursacht. Amilie behauptet jedoch, dass er sie angesehen hätte und prompt ist Sabrina wieder verunsichert.

Trotzdem macht sie sich mit ihrer besten Freundin gemeinsam auf die Suche nach dem Unbekannten, den sie an einer abgelegenen Stelle des Flusses vermuten. Sie treffen ihn tatsächlich, doch es entwickelt sich alles so völlig anders als erwartet. Und dann kann kommt für Sabrina plötzlich der Schock: Amelie ist tot. Sie wurde umgebracht. Doch wer ist der Mörder und warum musste sie sterben? Hat der gutaussehende Fremde etwas damit zu tun? Sabrina will das nicht wahr haben. Auch wenn die Anzeichen dafür sprechen, will sie lieber ihrem Herzen glauben. Sie weiß nur nicht, ob sie damit nicht den größten Fehler ihres Lebens begeht ...

Die Autorin Elisabeth Herrmann hat mit "Lilienblut" einen einfühlsamen Roman geschaffen, der sich vor allen Dingen an junge Leserinnen richtet. Zwar können Leser jeden Alters in die Geschichte eintauchen, das Krimi-Element ist für Erwachsene oder Krimi-Erfahrene aber einfach zu schnell zu durchschauen. Tatsächlich ist es auch nicht das, was im Vordergrund steht, obwohl der Roman als Thriller gekennzeichnet ist. Vielmehr geht es um die junge Protagonistin und ihre Suche nach ihrem ganz eigenen Weg, den sie sich nicht von außen bestimmen lassen will. Das muss sie aber erst lernen.

Der Mord an Sabrinas bester und einziger Freundin löst bei ihr heftige Gefühle aus. Schnell entdeckt sie jedoch, dass er jede Menge Geheimnisse birgt, denen sie nur zu gerne auf die Spur kommen würde. Da die Polizei im Dunkeln tappt, beginnt sie mit eigenen Recherchen. Dabei wird sie mit ihrer ersten großen Liebe, aber auch mit anderen Gefühlsverwirrungen konfrontiert. Plötzlich tauchen Menschen in ihrem Leben auf, die sie vorher gar nicht kannte und sie muss sich nicht nur mit ihnen, sondern auch mit ihren eigen Gefühlen zu ihnen auseinander setzen.

Insgesamt ist der Krimi wunderschön in Szene gesetzt. Er spielt in einem kleinen, idyllischen Städtchen am Rhein und wird jedem, der die Gegend kennt, alleine schon deshalb schnell ans Herz wachsen. Man merkt deutlich, wie intensiv die Autorin sich mit dieser ganz eigenen Welt beschäftigt hat und wie viel Liebe in ihren Schilderungen steckt.

Hervorzuheben ist auch, auf welch angenehme und respektvolle Weise Elisabeth Herrmann das Thema Tod beleuchtet, welches gerade für Jugendliche meist noch nicht so präsent ist. Ein sehr großer Teil der Erzählung handelt von dem Bewältigen dieses absolut lähmenden Gefühls, das Sabrina nach dem Verlust ihrer Freundin umfangen hält. Eine rührende Szene, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Roman zieht, ist Amelies Tagebuch, das von Sabrina wie eine Art Orakel benutzt wird.

Insgesamt ist "Lilienblut" ein spannender Krimi (die Bezeichnung Thriller wird ihm nicht ganz gerecht), den man aber vor allen Dingen dann zu schätzen weiß, wenn man eine gefühlvolle Geschichte und eine gute Portion Lokalkolorit mag.