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Über Mao Zedong, den Staatsgründer des modernen Chinas, ist bereits viel geschrieben worden. Mit dieser nun vorliegenden Biographie kommt ein weiteres Werk hinzu. Bereits der Blick auf die beiden Autoren macht die Besonderheit des Buches deutlich. Denn mit Alexander V. Pantsov stand dem Mitautor Steven I. Levine ein aus Russland stammender Geschichtswissenschaftler zur Seite, welcher ausgesprochen gute Kontakte zu russischsprachigen Archiven besitzt. Dies führte dazu, dass den beiden Autoren ein weitreicher Zugang in die Sammlung des Russischen Staatsarchivs für sozialpolitische Geschichte gewährt wurde. Darin sind nicht nur zahlreiche Dokumente enthalten, welche das Verhältnis der Sowjetunion zu Mao Zedong widerspiegeln, sondern auch private Dokumente Mao Zedongs und einiger seiner kommunistischen Mitstreiter. Gerade die Letzteren werden unter strengen Zugangskriterien aufbewahrt. Zu den wenigen Wissenschaftlern, welche Einsicht in diese Dokumente nehmen durften, gehört unter anderem eben jener Alexander Pantsov, so dass die vorliegende Biographie bisher nicht berücksichtigte Materialien miteinbezieht.
2005 erschien bereits eine umfangreiche Biographie zu Mao Zedong von
Jung Chang und Jon Halliday. Mancher Leser fragt sich daher sicherlich, warum denn nun schon wieder eine Biographie über den Staatsgründer des modernen Chinas erscheint. Gerechtfertigt wird eine erneute Beschäftigung mit der Person Mao Zedongs sicherlich durch den Einbezug zahlreicher, bisher nicht ausgewerteter beziehungsweise nicht zugänglicher Dokumente aus dem Russischen Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte. Dadurch gelingt es den beiden Autoren Alexander V. Pantsov und Steven I. Levine mit der vorliegenden Biographie auf hervorragende Weise, das Verhältnis zwischen Mao Zedong und der Sowjetunion zu analysieren. Gerade sein Verhältnis zu Stalin rücken die Autoren dabei in ein neues Licht. Denn entgegen der bisherigen Auffassung sei Mao – so die beiden Verfasser – in Wirklichkeit ein treuer und loyaler Anhänger Stalins gewesen. Auch die bisher unterschätzte persönliche Feindschaft zwischen Mao und Chruschtschow arbeiten die Autoren anhand zahlreicher einschlägiger Dokumente präzise und überzeugend auf.
Obwohl Pantsov und Levine auch schwer zugängliche persönliche Aufzeichnungen Mao Zedongs und anderer führender chinesischer Kommunisten aus dem angesprochenen Moskauer Archiv auswerten konnten, bleibt der private Mao Zedong im Gegensatz zur Mao-Biographie von Chang und Halliday verhältnismäßig blass. Unter Umständen mag dies auch daran liegen, dass die beiden der Figur Maos neutraler begegnen, als dies Chang und Halliday taten. Hilfreich ist der Zugang zu diesen neu ausgewerteten Aufzeichnungen Maos vor allem dann, wenn es um die Machtkämpfe und Machenschaften innerhalb der chinesischen Kommunisten geht. Allerdings kostet das gedankliche Eindringen in dieses innerchinesische Parteigeflecht der KPCh auch etwas Mühe, welche jedoch mit neuen Einblicken belohnt wird. Neben diesen innenpolitischen Auseinandersetzungen gewinnt auch die Außenpolitik Mao Zedongs wie beispielsweise während des Korea-Kriegs (1950 bis 1953) durch den Einbezug der erwähnten Dokumente eine neue Kontur. Ohnehin legen die beiden Autoren insgesamt ihren Schwerpunkt auf den "politischen" Mao, während die Folgen seiner Politik zwar angesprochen werden, insgesamt aber weniger im Zentrum stehen, als dies bei Chang und Halliday der Fall war.
FAZIT: Eine faktenreiche und nüchtern dargelegte Biographie zu Mao Zedong, die die "politische" Seite Mao Zedongs mit Hilfe neu ausgewerteter Dokumente treffend analysiert und auf den neuesten Stand bringt
Weitere Informationen zum Buch sowie eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags.