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 Nacht-Tankstelle

Autoren: Andreas Kurz
Verlag: Ubooks

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Der Kunde ist König. Ein Slogan, der, allseits bekannt, im Mittelpunkt eines jeden Verkaufsgespräches stehen sollte. Doch was, wenn dem Konsumenten diese Rolle nahezu auf den Leib geschneidert wird, von einem Verkäufer, der sein Fach von der Pike auf gelernt hat? Dann passiert genau das, was Andreas Kurz in seiner Geschichte „Seelenpower“ so wunderbar beschreibt: Mit List und Tücke werden dem Kunden Bedürfnisse suggeriert, die er, bevor er den Laden betrat, selbst noch gar nicht kannte. Unter Nutzung leichtfertig geäußerter Meinungen wird sein Verhalten gezielt beeinflusst und gesteuert, so dass er letztendlich das Geschäft mit Konsumgütern verlässt, die keiner braucht, aber jeder hat.
Etwas subtiler, aber genauso wirkungsvoll, ist eine Dame zugange, die es versteht, aus dem Singledasein männlicher Zeitgenossen Kapital zu schlagen. Ihres Zeichens nach Versicherungs- und Anlagenberaterin begibt sie sich auf eine eigens erdachte Messe für Singles allen Couleurs und verteilt dort ihre Telefonkärtchen. Glücklich, eine der besonders gut aussehenden Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts an die Angel bekommen zu haben, wundern sich die potentiellen Möchtegernliebhaber nicht, wenn sie kurz darauf das heimische Sofa nicht nur mit der neuen Flamme, sondern auch einem Stapel Verträge teilen müssen, die unterzeichnet werden wollen. Getreu dem Motto, was „Mann“ alles falsch machen kann, sind die Schmetterlinge im Bauch genauso schnell verflogen wie die Verträge abgeschlossen und zurück bleiben Singles, die gut angelegt und hoch dotiert versichert sind.

Andreas Kurz, bekannt durch kuriose und humorvoll erzählte Kurzgeschichten, hat wieder einmal zugeschlagen. Für seinen neuen Band „Nacht-Tankstelle“ hat er zwei Thematiken gewählt, die brisanter nicht sein können. Zum einen nimmt er nimmt er die Konsumgesellschaft aufs Korn und hält ihr gekonnt einen Spiegel vor, zum anderen kämpft er an der Seite seiner Geschlechtsgenossen einen schier aussichtlosen Kampf, um gegen die holde Weiblichkeit bestehen zu können. Eine wunderbare Mischung, die fließend ineinander läuft und es schafft, die Lacher auf ihre Seite zu bringen. Dabei versteht es der Autor, äußerst vielseitig zu agieren und bestehende Brennpunkte ironisch darzustellen. Knackig kurz und schnell auf den Punkt kommend sind die meisten dieser Geschichten, in denen sich der Leser so manches Mal wieder erkennt. Ob es Produktpunkte sind, die es zu sammeln gilt oder der Datenwahn um sich greift, mitten aus dem Leben gegriffen, spiegeln sie alltägliche Dinge wider. Leider aber gelingt es dem Autor nicht in jeder seiner Erzählungen kurz und prägnant zu bleiben. Gerade die Geschichte, die dem Buch seinen Titel gegeben hat, ist zu weitschweifig geraten und entbehrt einiger Vorzüge, die Andreas Kurz in seinen anderen Geschichten gekonnt eingesetzt hat.

Fazit:
„Nacht-Tankstelle“ ist eine bunte Sammlung von ironisch präsentierten Alltäglichkeiten, die sich vor allem wegen ihrer in sich geschlossenen Geschichten hervorragend für ein kleines Lesevergnügen zwischendurch eignen.

Dorit Wiebke



Taschenbuch | Erschienen: 1. März 2010 | ISBN: 978-3866081321 | Preis: 9,95 Euro | 159 Seiten | Sprache: Deutsch

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