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 Narco


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Bildqualität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Sein bester Freund Lenny ist ein größenwahnsinniger Karateka, der sich selbst für den besten Karatekämpfer aller Zeiten hält. Seine Frau Paméla träumt davon, Nagelverlängerungen für die Zehen statt für die Finger anzubieten. Er selbst verliert jede Arbeit innerhalb kürzester Zeit, weil er Narkoleptiker ist, sprich immer wieder spontan einschläft, und wenn er einschläft, dann träumt er die verrücktesten Abenteuer - das ist Gustave Klopps Leben.
Was soll man mit einem Leben wie diesem anfangen? Gustave, kurz genannt Gus, treibt ziellos dahin, schläft zwischendurch ein, geht zu therapeutischen Gruppensitzungen bei dem Psychiater Dr. Pupkin, sucht Arbeit, schläft wieder einmal ein und weiß nichts anzufangen mit sich … so lange, bis er seine Liebe zum Zeichnen aus der Kindheit wieder entdeckt und spontan beschließt, seine Träume aufzumalen und zu Comics zu verarbeiten. Schließlich will er endlich etwas im Leben erreichen und seiner Frau Paméla etwas bieten. Die Geschichten, die er in seinen Träumen erlebt, kommen in den Gruppensitzungen so gut an, dass selbst Dr. Pupkin Interesse bekundet - auf Grund absoluter Talentlosigkeit musste dieser stets seinen eigenen Wunsch, Comiczeichner statt Psychiater zu werden, aufgeben.
Eifersüchtig auf Gus’ hervorragende Arbeiten heuert Pupkin ein Eiskunst laufendes Killerpärchen (witziger Kleinauftritt: Regisseur Lellouche als männlicher Part des Zwillingsduos) an, denen es zwar nicht gelingt, Gus umzubringen; immerhin aber fällt er ins Koma. Pupkin arrangiert sich mit Paméla, um an die Comics zu gelangen und diese unter seinem eigenen Namen zu verkaufen. Die Zeichnungen werden ein voller Erfolg auf dem Markt, Pupkin genießt den Ruhm und das Geld. Derweil tröstet sich Paméla mit Lenny, die beiden schmieden Pläne, in die USA abzuhauen.
Da erwacht Gus wieder aus dem Koma und merkt, dass es höchste Zeit ist, sein Leben endgültig zu ordnen - und diesmal mit wachem Kopf.

Eine Komödie mit fast poetischem Tiefgang, guten Darstellern, skurrilen Ereignissen und einer in sich schlüssigen Gesamtkomposition … gibt es so etwas wirklich? Nach der Sichtung der französischen Komödie "Narco" kann die Frage mit einem klaren Ja beantwortet werden. Gekonnt umschiffen die beiden Regisseure Aurouet und Lellouche typische Gefahren, die von Klischees über stereotype Charaktere bis hin zu verlorener Balance zwischen Komik und Tiefgang reichen können. Unterstützt werden sie dabei von einer wirklich erstklassigen Schauspielerriege, unter denen sich auch bekannte Persönlichkeiten wie Jean-Pierre Cassel und Jean-Claude van Damme in Kurzauftritten befinden. Mag Guillaume Canet, der die Hauptperson Gustave spielt, zu Anfang noch blass erscheinen, setzt sich diese Unscheinbarkeit bis zum Ende des Films - der kein typisches Happy End darstellt, wie man es erwarten mag - fort und ergibt ein stimmiges Bild dieses seltsamen, interessanten, skurrilen und doch langweiligen Charakters.
In Erinnerung bleiben vor allem die aberwitzigen Situationen, in denen Gus einfach einschläft; mittels Rückblenden wird von seiner Kindheit und Jugend erzählt, als sich sein Schlafproblem bereits bemerkbar machte. Selbst bei der Hochzeit mit Paméla fällt Gus einfach um. Diese Szenen zeugen von einem guten Gespür für das richtige Timing, das sich oftmals bei Komödien nicht einstellt.
Lebt die erste Hälfte des 105 Minuten langen Films von dem erwähnten Humor, der durch die Traumsequenzen ergänzt wird, ist die zweite Hälfte ernsthafter und baut den Tiefgang aus, der sich zu Anfang bereits andeutet. Das Raffinierte dabei ist, dass "Narco" keine völlige Gradwendung vornimmt; obwohl nun die nachdenklich stimmenden Zwischentöne dominieren, verbleibt die Welt stets traumhaft, surreal, komisch.
Allerdings schwächelt die deutsche Synchronisation. Vor allem die humorvolle Seite des Films wirkt im französischen Original wesentlich spritziger und mitreißender, und die - durchweg tollen - Leistungen der Schauspieler kommen besser zur Geltung. Als weiterer Minuspunkt kommt hinzu, dass der Film wenig Tempo aufweist. Zwar fühlt sich der Zuschauer nicht gelangweilt, aber ein paar Längen nehmen dem Geschehen hin und wieder die Lebendigkeit.

Eine französische Antwort auf den Kultfilm "The Big Lebowski" soll "Narco" sein. Aber es wäre schade, den Film auf die Kopie eines erfolgreichen amerikanischen Vorbildes zu reduzieren, denn "Narco" ist in sich stimmig und geschlossen, weist originelle Ideen auf und weiß einfach zu unterhalten.

Tina Klinkner



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Mai 2006 | FSK: 16 | ISBN: B00000B2CW | Laufzeit: 105 Minuten | Preis: 14,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Französisch

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