Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Im Juni 1959 findet in Hamburg ein absolut spektakulärer und dreister Banküberfall statt. Ein maskierter Mann überfällt die Hamburger Zentrale der Deutschen Bank, die in unmittelbarer Nähe einer Polizeiwache liegt. Obwohl die Alarmsirenen schrillen und die Türen sich automatisch schließen, gelingt dem Bankräuber die Flucht, indem er durch ein Fenster springt, sich auf der Straße den Weg freischießt und durch den U-Bahn-Tunnel flüchtet.
Die Polizei, allen voran Kommissar Horst Berger, merkt bald, dass dieser Überfall zu einer ganzen Serie von Überfällen gehört, die schon vor einigen Jahren begonnen hat und, wie die Geschichte zeigt, auch noch einige Jahre weiter gehen wird. Der Polizei gelingt es über viele Jahre hinweg nicht, dem Täter eine Falle zu stellen bzw. ihn auf frischer Tat zu ertappen. Ist diese Aufgabe zu groß für Kommissar Berger, der noch dazu damit zu kämpfen hat, dass ihn zumindest zunächst kaum einer seiner Kollegen auf diesem Posten sehen will? Hat er diesen vielleicht nur deshalb bekommen, weil sein Vater ebenfalls ein erfolgreicher Kriminalist war? Oder wird Kommissar Berger durch dieses Bewusstsein in der Ausübung seines Berufes behindert?
Mit diesem Krimi begibt man sich auf eine Zeitreise zurück in die fünfziger und sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Faszinierend, wie die Banken und Polizeiwachen zum damaligen Zeitpunkt noch ausgestattet waren. Immer wieder ertappt sich der Leser dabei, dass man moderne Techniken wie z.B. den Einsatz von PCs, die Nutzung des Internets oder auch nur das Telefonieren mit dem Handy erwartet. In allen Banken besteht sogar noch die Möglichkeit über den Tresen zu klettern.
Auch der Umgang der einzelnen Personen miteinander passt genau in diese Zeit. Sowohl im Privatleben als auch im Dienst fühlt man sich wirklich in die damalige Zeit zurückversetzt. Die Dialoge zwischen Kommissar Berger und seiner neuen Liebe, der Bankangestellten Irmi, sind hierfür symptomatisch.
Deutlich zu erkennen ist auch, dass in dieser Zeit jeder für sich noch die dramatischen Erlebnisse des Zweiten Weltkriegs zu verarbeiten hatte. Dabei müssen nicht nur die körperlichen Folgen (wie z.B. Tablettenabhängigkeit) überwunden werden, sondern auch die Familienzusammenführung ist ein großes Thema.
Dem Autor ist es hervorragend gelungen, den Leser in eine Zeit vor rund fünfundvierzig Jahren zurückzuversetzen. Als sich dann aber der Verdacht erhärtet, dass der Täter möglicherweise aus Polizeikreisen stammt, kann man durchaus erkennen, dass es auch schon damals und nicht nur heute schwarze Schafe gegeben hat.
"Neben dem Gleis" ist ein Krimi, der die Bezeichnung "Historischer Krimi" wirklich verdient hat. Er trägt dazu bei, die Leute sowie die Anforderungen an das Leben in der damaligen Zeit wirklich zu verstehen. Gleichzeitig gelingt es dem Autor auch aufzuzeigen, dass viele Wesenszüge von damals auch heute noch vorhanden sind.