"Nothing to lose" ist ein Thriller aus den Niederlanden. 2008 gedreht, wurde er Anfang 2009 von Ascot Elite Home Entertainment auf den deutschen Markt gebracht. Der Originaltitel des Films lautet übrigens "TBS", was die Abkürzung für eine bestimmte Therapieform für gewalttätige Straftäter ist. Wie so oft passt der Originaltitel wesentlich besser auf den Film als seine "Eindeutschung".

Der Gewalttäter Johan sitzt in Gewahrsam. Ihm wird vorgeworfen, seinen Vater und seine Schwester getötet zu haben. Den Mord am Vater gibt er bereitwillig zu, schließlich konnte er nur auf diese Weise seine Schwester vor diesem retten. Doch niemand glaubt ihm. Einzig seine Mutter könnte die Lüge aufdecken und ihm weitere Jahre in Gewahrsam ersparen. Johan sieht in einer Flucht seinen einzigen Ausweg, um die Wahrheit zu beweisen. Er nimmt die dreizehnjährige Tessa als Geisel und reist mit ihr von den Niederlanden nach Belgien, wo seine Mutter sich versteckt hält. Er findet sie - aber kann er sie auch davon überzeugen, dass sie für ihn aussagt? Und ist Johan wirklich unschuldig?

Unvorstellbar, aber wahr: Theo Maassen, der eine unglaublich authentische und erschreckende Darbietung als Johan bietet und zu dem man sehr ambivalente Gefühle entwickelt, kommt eigentlich aus dem humoristischen Fach. Als Kabarettist und Stand-up-Comedian begann Maassens Karriere nämlich. Und sieht man sich im Internet seine Auftritte an, kann man kaum glauben, dass dieser sympathische Witzbold derselbe Schauspieler ist, der einen vermeintlichen Killer so grandios spielt. Denn als Johan verursacht er bei dem Zuschauer eine ganze Reihe unterschiedlichster Emotionen: Von Antipathie über Mitleid und aufkommender Sympathie bis hin zu Angst weckt diese Figur die Gefühle seiner Zuschauer wie nur selten ein Gewalttäter vor ihm. Hier liegt die beeindruckende und größte Stärke des Films. Neben Maassen füllt die junge Lisa Smit ihre Rolle als Tessa glaubwürdig und süß aus. Die beiden harmonieren gut und stellen die Geisel-Täter-Problematik überzeugend dar.
Wer allerdings einen Actionkracher erwartet, liegt falsch: "Nothing to lose" ist unaufgeregt inszeniert, sparsame und leise Musikuntermalung und ruhige Schnitte dominieren den Film. Die Dialoge hinken allerdings dem ansonsten gut arrangierten Rest hinterher. Manchmal zu banal, manchmal zu belanglos, manchmal zu unglaubwürdig treffen die Worte nicht immer den passenden Ton.
Dass man noch bis zum Schluss mitfiebert, ist nicht zuletzt dem cleveren Aufbau der Handlung zu verdanken, der nur bruchstückhaft aufdeckt, was wirklich passiert ist. Ob die Psychologin, die Johan mit einem Komplizen bei dem Ausbruch als vorläufige Geisel nimmt, oder Johans Großmutter, der er einen Besuch abstattet, um herauszubekommen, wo seine Mutter sich aufhält: Indem Regisseur Kuijpers bestimmte Passagen verschweigt und erst nach und nach zeigt, bleibt die Frage, ob Johan nun wirklich ein brutaler Mörder oder aber ein unschuldig Verurteilter ist, lange offen. Lediglich in der zweiten Filmhälfte sind die gestreuten Hinweise zu offensichtlich, und so lässt sich das trotz allem packende Finale vielleicht doch etwas zu früh vorhersagen.

Außer einem Originaltrailer zum Hauptfilm und weiteren Trailern aus dem Hause Ascot Elite finden sich leider keine Extras auf der Silberscheibe.

Letztlich schwankt "Nothing to lose" in der Bewertung zwischen drei und vier Sternen. Ein Geheimtipp ist er sicherlich, mit einer authentischen Geschichte und tollen Darstellern, einem packenden Finale und einer geschickten Inszenierung. Einzelne Dialoge und eine gewisse Vorhersehbarkeit bezüglich des Endes in der zweiten Hälfte des Films sind Schwachpunkte, die sich aber verschmerzen lassen.