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Ein neuer Job, eine neue Stadt und dementsprechend eine neue Wohnung: Nachdem er bei einer Zeitung als Setzer eingestellt wurde, ändert sich für Bo Zimmermann einiges. Mit viel Glück findet er eine große Wohnung zu einem günstigen Preis. Günstig aufgrund des Umstandes, dass das Haus gerade renoviert wird und bisher nur die ehemaligen Bedienstetenräume, eben Bos neue Wohnung, fertig sind. Die Tür zum Treppenhaus stört Bo nicht weiter, ist er vorläufig ohnehin der einzige Mieter. Und dass er hinter der Tür Geräusche vernimmt, schiebt er zunächst auf den Hausmeister.
Schnell lebt sich der Single ein. Mit Jost, einem Kulturredakteur der Zeitung, freundet er sich schnell an; die beiden Männer verbringen von nun an die Abende zusammen, gehen gemeinsam in Bars und reden über Gott und die Welt. An einem dieser Abende macht Bo die Bekanntschaft von Fee, einer jungen Frau, die in der Bar bedient. Sie verabreden sich und besuchen die Kunstausstellung einer Freundin von Fee; die folgende Nacht verbringen sie gemeinsam bei Bo.
Aber irgendetwas scheint mit Fee nicht in Ordnung zu sein. Als Bo in der Nacht aufwacht, liegt sie nicht mehr neben ihm, und die verschlossene Tür zum Treppenhaus ist weit offen. Immer unruhiger fragt Bo sich, was hier geschieht; den Geräuschen im Treppenhaus begegnet er nun mit wesentlich mehr Unbehagen.
Als Bo am nächsten Tag Fee zu erreichen versucht, hat er kein Glück. Er sucht Rat und Hilfe bei Jost, der ihn zu beruhigen versucht und plausible Gründe für das Geschehen vorschlägt. Tatsächlich beruhigt sich Bo
so lange, bis die Ereignisse sich überschlagen: Zurück in seiner Wohnung erwartet Fee ihn im obersten Stock des Treppenhauses, direkt unter dem Dachboden - und gleichzeitig spricht Fee auf seinen Anrufbeantworter.
Der Independent-Hörspielverlag Pandoras Play brachte mit "Öffne die Tür - Open the Door" ein Hörspiel heraus, das beliebte Unterstützung bekam: Andreas Fröhlich, bekannt von den Hörspielen zu "Die drei ???" und als Synchronsprecher von Schauspielern wie Edward Norton, spricht Jost, Bos neuen Freund. Dementsprechend professionell zeigt sich auch die übrige spannende Produktion. Die weiteren Rollen sind ebenfalls ordentlich besetzt, vor allem Marco Göllner - der übrigens Regie, Buch, Bearbeitung und Layout in Personalunion übernahm - als Bo vermag den Hörer mit hineinzuziehen in Schein und Sein der Ereignisse, in unvorhergesehene Wendungen und überraschende Einfälle. Lediglich Christian Schulte als Erzähler schlägt einen zu sachlichen und nüchternen Ton an, der manches Mal aus der spannenden Atmosphäre des Hörspiels reißt.
Beginnt die etwa 78 Minuten lange Geschichte ruhig und beschaulich mit Bos Besichtigung der neuen Wohnung und mit der Einführung von Jost und Fee, so werden schon bald erste Zweifel und erste Unruhen beim Hörer geschürt. Die Spannung steigt rasch, und gut gesetzte Schockmomente sowie ein mitreißendes, verblüffendes und eindrucksvolles Ende bieten Abwechslung und ein komplettes Hörvergnügen. Die Dialoge stechen besonders hervor, denn sie zeichnen sich durch eine lebensnahe, realistische Wortwahl aus, wirken weder klischeehaft noch aufgesetzt und sind meist dementsprechend natürlich gesprochen.
Interessant ist die Aufmachung der CD: Im Booklet wird kaum mehr verraten als die Sprecher, die Titel der anwählbaren Abschnitte und übliche Produktionshinweise, dafür findet man den Grundriss von Bos Wohnung hier vor. Auf der Rückseite der Hülle findet sich nur ein mysteriöser Text, der Neugier auf den Inhalt macht.
Mit "Öffne die Tür - Open the Door" ist Pandoras Play ein spannendes und unheimliches Hörspiel gelungen, das sich an erwachsene Hörer richtet. Eine gut durchdachte Geschichte, die beim ersten Hören Gänsehaut verursacht und beim zweiten staunen lässt über die Ausgefeiltheit der clever gestreuten Hinweise auf das tolle Ende.