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Der freischaffende Gartengestalter Daniel kehrt an einem heißen Augustabend vom Einkaufen zurück, als ihn ein deprimierender Anruf von seinem Vater erreicht. Ohne auf seine Gefühle Rücksicht zu nehmen, teilt dieser ihm mit, dass seine Mutter mit Wahnvorstellungen in die Psychiatrie eingeliefert wurde. Ein Schock für Daniel, der zusammen mit einem Freund in London wohnt, während seine Eltern schon vor Monaten nach Schweden gezogen sind. Doch es kommt noch Schlimmer. Denn kaum hat Daniel einen Flug gebucht, um seinem Vater vor Ort beizustehen, ereilt ihn ein Anruf seiner Mutter, die auf dem Weg nach London ist. Eine verzwickte Situation, die Daniel an den Rand der Verzweiflung bringt, wo er bald nicht mehr unterscheiden kann, was Wahn und was Wirklichkeit ist.
Tom Rob Smith, der mit seiner Trilogie um den russischen Agenten Leo Demidow eine große Schar von Lesern für sich gewonnen hat, geht diesmal einen völlig anderen Weg, um seine Geschichte zu erzählen. Denn anstatt eine schlüssig konstruierte Handlung in den Mittelpunkt zu stellen, beschränkt er sich im überwiegenden Teil des Buches darauf, einen Dialog zwischen Daniel und seiner Mutter Tilde ablaufen zu lassen. Dabei nimmt Daniel die Rolle eines Zuhörers ein, der mit gezielten Fragen versucht, den merkwürdigen Ereignissen auf den Grund zu kommen, bei seinem Vorhaben jedoch an der Hartnäckigkeit seiner Mutter scheitert. Und so ist sie es, die die knapp bemessene Zeit dazu nutzt, um von grausamen Verbrechen, einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft und der unrühmlichen Rolle von Daniels Vater zu sprechen.
Gefühlvoll geschrieben, schonungslos offen und erst spät zu durchschauen ist dieser Thriller, der von der panischen Angst der Mutter, den Zweifeln ihres Sohnes und dem Unverständnis des Vaters lebt. Deshalb wundert es nicht, dass auch der Leser in seinem Urteilsvermögen schwankt und mal dem Vater, dann wieder der Mutter und zuguterletzt dem Sohn Glauben schenkt. Ein verworrenes Geflecht aus Wahrnehmungen und Fakten, das vom Autor mit einem Gespür für menschliche Schwächen erzählt wurde und durch seine authentische Darstellung fesselt und berührt.
Fazit:
"Ohne jeden Zweifel" ist ein langsam in Fahrt kommender Thriller, der seine Spannung aus der Frage zieht, was in einer kleinen Gemeinde in Schweden wirklich geschehen ist und wie viel von den geschilderten Ereignissen der Fantasie einer neu hinzugezogenen Einwohnerin entspringt. Ein Buch, das vor allem einfühlsamen Lesern mit einem Hang für psychologisch ausgefeilte Geschichten zu empfehlen ist.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website.