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 Partitur des Todes

Autoren: Jan Seghers
Verlag: Wunderlich

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Mit zwölf Jahren, im Oktober 1941, sieht Georg seine Eltern zum letzten Mal. Als er die Nacht bei einem befreundeten Ehepaar im Haus gegenüber verbringt, wird er nachts wach. Vom Fenster aus sieht er zu, wie bewaffnete Männer seine Eltern zwingen, in einen Lieferwagen zu steigen.

64 Jahre später gibt Monsieur Hofmann, ehemaliger Besitzer eines kleinen Revue-Theaters in Paris, in einem Fernsehinterview sein ganz persönliches Geheimnis preis: Er ist Jude, war Deutscher. Direkt nach dem Interview wird er von einer ihm unbekannten Frau angerufen. Sie habe einen Umschlag von seinem Vater, so die Frau am Telefon. Neben dem Namen seines Vaters stehe das Wort Auschwitz.
Als Monsieur Hofmann mitsamt Kamerateam und der Journalistin Valerie die Unbekannte aufsucht, um den Umschlag in Empfang zu nehmen, erwartet ihn eine Überraschung: Der Umschlag enthält die Partitur einer verloren geglaubten Operette von Jacques Offenbach. Valerie fährt im Auftrag von Monsieur Hofmann, die Partitur im Gepäck, nach Frankfurt, um weitere Nachforschungen anzustellen und sich mit deutschen Musikverlegern zu treffen.

In Frankfurt werden währenddessen auf einem kleinen Restaurantschiff fünf Menschen getötet. Der Besitzer und eine unbekannte Französin sind verschwunden. Kommissar Robert Marthaler ermittelt und findet heraus, dass es sich bei der unbekannten Französin um die Journalistin Valerie Rochard handelt. Hat die Partitur etwas mit ihrem Verschwinden und den Morden zu tun? Geht es um das Geld, das die Partitur wert ist, oder birgt sie vielleicht ein Geheimnis?

Der deutsche Autor Jan Seghers alias Matthias Altenburg legt mit "Partitur des Todes" seinen dritten Krimi vor. 1993 las er in Klagenfurt für den Ingeborg-Bachmann-Preis, was ihn aber nicht davon abhielt, sich von der "hohen Literatur" des Ernsthaften in die vermeintlichen Niederungen des Unterhaltsamen zu begeben. 2004 veröffentlichte Altenburgs Krimi-Alter-Ego Jan Seghers seinen ersten Kriminalroman "Ein allzu schönes Mädchen", dem 2005 "Die Braut im Schnee" folgte. Drei Jahre mussten sich die Fans von Kommissar Robert Marthaler also gedulden, bis Jan Seghers ihnen einen neuen Fall präsentierte.

Ganz im Stil der europäischen Krimi-Gegenwartsliteratur nimmt der Leser sowohl an den Aufklärungsversuchen des Kommissars als auch an seinem Privatleben teil. Marthaler ist komplett auf die Aufklärung der Morde fokussiert und währenddesssen seiner Freundin Tereza gegenüber eher einsilbig. So kommt es, dass der Kommissar, ebenso wie der Leser, erst spät von den Veränderungen erfährt, die sich in Terezas Leben ereignet haben und ihrer beider Leben verändern werden.

Die Konstruktion des Krimis ist ein wenig fragil und hält nicht allen Nachfragen stand. Unklar ist zum Beispiel, warum der Mörder stundenlang vor dem Restaurantboot herumlungert oder warum er alle fünf Restaurantbesucher umbringt, schließlich geht es ihm ausschließlich um die Partitur. Die Kaltblütigkeit der Tat weckt einen gewissen Erklärungsbedarf, der nicht befriedigt wird. Warum Monsieur Hofmann der Journalistin das Original der millionenschweren Partitur überlässt, ist ebenfalls nicht ganz nachzuvollziehen. Auch am Ende schießt der Autor in seiner Konstruktion über das Ziel hinaus und wirkt unglaubwürdig.

Neben der eigentlichen Ermittlung des Robert Marthaler gibt es einige Nebenschauplätze. So bilden die nazistische Vergangenheit Deutschlands und die Gräuel der Shoa den Rahmen dieser Kriminalgeschichte. Der Prolog führt in die Geschichte von Monsieur Hofmann ein, der als Kind aus Deutschland nach Frankreich geschafft und so vor der Verfolgung der Nazis gerettet wurde. Doch Monsieurs Hofmanns Rolle endet nicht mit dem Prolog. Obwohl für die Geschichte um die verschwundene Partitur mittlerweile gänzlich unwichtig, wird hin und wieder über ihn berichtet. Das führt dazu, dass man entweder enttäuscht ist, nicht mehr über Monsieur Hofmanns Entwicklung zu erfahren, oder aber, dass man sich fragt, warum er über den Prolog hinaus in die Geschichte integriert wird. Auch ein neuer Kollege, der auf eigene Faust in eine andere Richtung ermittelt, dabei zusätzlich ein anderes Verbrechen entdeckt und schließlich vom gesuchten Mörder getötet wird, ist nicht wesentlich für die Geschichte um die Partitur, schafft nur eine weitere Leiche und Fassungslosigkeit im Kollegenkreis.

Die Konstruktion des Krimis ist letztlich nicht wirklich überzeugend. Unterhaltsam und spannend ist der Krimi aber allemal. Dass hier jemand schreibt, der sein Handwerk versteht, merkt man schon auf den ersten Seiten. Leider kann aber die konzeptionelle Ausführung mit der sprachlichen nicht Schritt halten.

Katja Maria Weinl



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 2008 | ISBN: 9783805208390 | Preis: 19,90 Euro | 472 Seiten | Sprache: Deutsch

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