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In Nordamerika beginnt der Krieg der Indianer gegen die weißen Neuankömmlinge. Die amerikanischen Ureinwohner wollen ihr Land und ihr Leben schützen, während zur gleichen Zeit in Frankreich Napoleon in Spanien einmarschiert. Diese Geschehnisse im Jahr 1811 bilden den Hintergrund für "Pawnee".
Alban, ein junger Franzose adliger Herkunft, der vor sieben Jahren den Militärdienst in der Neuen Welt angetreten hat, hat sich in den letzten Jahren zwar gut eingelebt, möchte nun aber doch die Heimreise nach Europa antreten. Die Suche nach seinem Freund Louis war erfolglos, er hat die Hoffnung aufgegeben, ihn noch lebend zu finden. Seine Sehnsucht nach seiner Familie ist zu groß, auch wartet seine Schwester Angéle nun bereits viel zu lange auf ihn und ihren geliebten Louis. Alban möchte ihr endlich die traurige Nachricht überbringen und sie wiedersehen. Seine Zeit beim Volke der Minatarees muss damit zu Ende gehen, worüber Sacagawea, selbst Stammesmitglied der Minatarees und eng vertraut mit Alban, sehr traurig ist. Abbringen kann sie ihn jedoch nicht und so tritt Alban die weite Reise schließlich an. Auf seinem Weg schließt er sich zunächst unwissend einer kleinen Gruppe Männer an, die nicht unbedingt einen seriösen Eindruck machen. Erst kürzlich haben sie einige Indianer der bisher den Siedler freundlich gegenüber stehenden Pawnee skrupellos erschossen. Die Gruppe scheint seitdem verfolgt zu werden ...
Indes ist Angéle allerdings nicht untätig gewesen und hat sich selbst von Frankreich ins neue Land aufgemacht. Die junge Gräfin weiß jedoch nicht, dass ein hohes Kopfgeld auf ihren Bruder Alban ausgesetzt ist und sie damit zu einem gefundenen Fressen für den gierigen Halsabschneider wird, den sie als Geleitschutz für die Reise engagiert hat. Kaum hat sie die ersten Schritte auf dem neu zu besiedelnden Kontinent gemacht, ist sie bereits in großer Gefahr.
Szenario und Zeichnungen stammen hier wieder aus einer Hand. Patrick Prugne erzählt mit "Pawnee" die Geschichte der jungen Angéle, ihrem Bruder Alban und ihrer großen Liebe Louis weiter. Vor sieben Jahren sind die beiden Männer nach Nordamerika gekommen und haben dort ein neues Leben begonnen. Alban beim Militär, Louis weiterer Weg aber ist unklar, er gilt als verschollen. Im vorangegangenen Band "Frenchman" kann dieser Beginn der Reise nachgelesen werden. Nötig ist die Lektüre jedoch nicht, da beide Bände eigenständig lesbar und in sich abgeschlossen sind.
In einem kurzen Vorwort wird der geschichtliche Hintergrund erläutert und kann so einen Eindruck der Situation vermitteln, in der die handelnden Personen sich befinden. Nach dieser Einleitung, die durchaus etwas größer und besser platziert hätte sein dürfen als in relativ kleiner Schriftgröße im oberen Teil der Innenseite, legt Prugne gleich mit dem los, was er so wundervoll kann - Aquarellzeichnungen. Jedes Panel ist ein Kunstwerk und drängt sich geradezu auf direkt als Original an die Wand gehängt zu werden. Seine Stärken liegen in den Naturdarstellungen und Kulissen. Und diese scheinen auch zu seinen Lieblingen zu gehören, denn häufig finden sich Wildtiere aus der nordamerikanischen Fauna, die er ihrerseits als Beobachter der Szenen einsetzt. Diese Tierzeichnungen, die trotz ihrer dezenten Pastellfarbgebung und dem weichen verwaschenen Strich wild und immens stark wirken, sind eine Wucht. Überhaupt transportieren Prugnes Zeichnungen die Stille und Weite des Nordamerika des beginnenden 19. Jahrhundert perfekt. Die Einsamkeit ist greifbar. Die triste Weite zu spüren. Seine Darstellungen der kriegerischen und blutigen Szenen in Verbindung mit seinem sanften Stil stellen außerdem eine spannende Stimmung her.
"Pawnee"s Kraft liegt eindeutig in den Bildern und weniger in der Story oder den Charakteren. Zwar bindet der Autor historische Personen wie beispielsweise die an der Clark & Clark-Expedition maßgeblich beteiligte Sacagawea ein, die Geschichte selbst hat aber keinen herausragenden Plot und die Protagonisten bleiben eher blass. Im Grunde bleibt Patrick Prugne hier seinem Konzept treu, das er bereits für seine zauberhaften Aquarelle verfolgt. Wenig Aufregung und weiche Übergänge - dies passt auch auf das Szenario. Eine abgefahrene Geschichte würde hier gar nicht passen, so ist alles gut aufeinander abgestimmt.
Eine Augenweide sind auch die 26 Seiten des Anhangs. Hier hat der Splitter Verlag Skizzen und auch fertige farbige Doppelseiten versammelt. Bewegungs- und Charakterstudien, Coverentwürfe und komplette Panels kommentiert vom Autor lassen alle Liebhaber von Prugnes Zeichenarbeit aufseufzen. Und dies dürfte auch auf die zutreffen, die ihn bisher nicht kannten. Er ist einfach sehr einnehmend. Übersetzungen der französischen Kommentare finden sich auf der letzten Innenseite.
"Pawnee" ist kein Western im klassischen Sinne, weshalb sich niemand von einer solchen vielleicht voreilig getroffenen Genrezuordnung abschrecken lassen sollte. Dieser Comic erzählt einfach eine kleine Geschichte vor einer historischen Kulisse und ist dabei künstlerisch ein Highlight.
Eine Leseprobe steht auf der Webseite des Verlags zur Verfügung: zur Leseprobe.