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Quecksilber ist eine ungekürzte Lesung und umfasst als solche 4 CDs mit insgesamt 260 Minuten Laufzeit, wobei die einzelnen CDs in Tracks unterteilt wurden.
Um sich um die Gesundheit der Pflegetochter des alten Kapitäns Loncour zu kümmern, reist die Krankenschwester Francoise täglich mit der Fähre zur Privatinsel Mortes-Frontieres. Auf der Insel des reichen Kapitäns wird sie täglich durchsucht und der Kapitän lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er die Krankenschwester zu töten gedenkt, sollte sie je zu weit gehen. Zu weit, das können Gespräche mit der Pflegetochter Hazel sein, die über die Behandlung hinausgehen, allerdings zählen dazu auch Bemerkungen über den Unfall, den Hazel vor Jahren hatte und der sie derart entstellte, dass sie seither, gerettet von Loncour, nicht einmal mehr auf der Privatinsel einen Fuß vor die Tür setzt.
Doch tatsächlich sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen und Loncour hütet ein schreckliches Geheimnis, dessen Lüftung sich die Krankenschwester fest vornimmt. Sie riskiert für dieses Unterfangen sogar ihr Leben.
Amelie Nothomb hat mit diesem Buch ein ausgesprochen zwiespältiges Werk geschaffen.
Auf der einen Seite steht eine Geschichte, die einen in den Bann schlägt, ohne dass man sagen könnte, warum oder was genau es eigentlich ist, das einen an der Geschichte festhalten lässt.
An allen Ecken sind verborgene Schätze zu finden, denn die Autorin erzählt nicht einfach nur eine Geschichte, sondern verbirgt sehr viel zwischen den Zeilen. So geht man bald schon auf Entdeckungsreise und betrachtet all diese Kleinigkeiten mit wachsendem Verzücken. Gerade im Bereich der Literatur setzt Amelie Nothomb viele bekannte Werke ein, um ihren gewollten Aussagen mehr Kraft zu verleihen, aber auch, um den Lesern - oder Hörern - mehr Raum zu geben, sich an die Absichten der Autorin heran zu tasten und sie langsam, Stück für Stück, zu erschließen.
So grandios die Geschichte im Hinblick auf ihre einzelnen Aussagen und Elemente ist, so sehr schwächelt sie jedoch leider bei den grundlegenden Gegebenheiten. Bei den drei Hauptpersonen schwankt man stetig zwischen Authentizität und Unglaubwürdigkeit, und auch für den Rahmen der Geschichte hat Amelie Nothomb mit der einsamen Privatinsel zwar einen sehr geeigneten Ort geschaffen, jedoch viele Aspekte nicht gründlich genug bedacht. Ohne an dieser Stelle zuviel verraten zu wollen, kann gesagt werden, dass gerade die Bediensteten und deren Handeln und Motivation auf der Strecke bleiben, außerdem wäre es tatsächlich nur ein einziges Tasten, um das gesamte Gerüst der Geschichte zum Einsturz zu bringen, sehr schade.
Gelesen wird dieses Hörbuch von Marlen Diekhoff, die eine sehr gute Arbeit vorlegt. Ohne jede Schwierigkeit sind die einzelnen Personen bei der insgesamt sehr intensiv eingesetzten wörtlichen Rede zu unterscheiden. An keiner Stelle kommt die Sprecherin auch nur ansatzweise ins Straucheln, und somit ist auch der Hörgenuss als tadellos zu bezeichnen.
Interessant ist, dass dieses Buch keinen Schluss im eigentlichen Sinn hat. An den Abschluss der Geschichte schließen einige Worte der Autorin, ebenfalls von Marlen Diekhoff gesprochen, die erklären, dass ihr ein einziger feststehender Schluss nicht ausgereicht hat. Daran schließt also ein alternativer Schluss an und es liegt am Hörer, für sich zu entscheiden.
Dieses außergewöhnliche Merkmal ist eher von DVD bekannt, kann als Mehrwert gesehen werden, allerdings auch als Makel, zumal sich das Ende zwar in seiner Herbeiführung unterscheidet, im Wesentlichen aber nicht im Verlauf - abgesehen von einer Nuance mehr menschlichen Abgrundes.