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König sein ist keine leichte Angelegenheit, vor allem wenn es darum geht, das eigene Reich zu erweitern. Ist ein riesiges zusammenhängendes Waldgebiet lohnender als mehrere kleine Haine? Braucht es einen weiteren See? Und kann auf Schlammgruben womöglich ganz verzichtet werden? Sollte diese Wiese ans Wasser grenzen? Und besteht überhaupt noch die Möglichkeit, aus diesen Landschaften Profit zu schlagen? Denn ohne Krönchen sind schließlich auch die größten Kornfelder nur nutzloses Stroh.
Also gilt es, die richtigen Gebäude zu bauen: Eine Bäckerei, oder doch lieber ein Sägewerk? Wie viele Gebäude lohnen sich überhaupt? Und was, wenn ein Konkurrent den Drachen ausschickt, und das passende Gebäude zerstört wird, bevor die eigenen Konstrukteure es im Königreich errichten können? Sollte der König lieber Ritter anwerben, um Steuern einzutreiben und somit die Staatskassen füllen? Oder besteht die Aussicht die Königin durch ein gut geschütztes Reich mit Wachtürmen und Festungen, für sich zu begeistern? So viele knifflige Entscheidungen müssen getroffen werden in: "Queendomino".
Spiel des Jahres plus Das Spiel des Jahres 2017"Kingdomino", machte viel von sich Reden. Trotz der offenbar recht einfachen Mechanik, die wie der Name schon sagt, auf dem klassischen Dominoprinzip beruht, waren auch etliche Vielspieler, Blogger und Experten begeistert. Nun setzt Autor Bruno Cathala, zuvor bekannt durch Titel wie "Schatten über Camelot" und "Five Tribes", noch einen oben drauf und bringt mit "Queendomino" eine komplexe Variante des Gewinners bei Pegasus Spiele heraus.
Bis zu vier Spieler bauen in "Queendomino" ihr eigenes Königreich zu einem Quadrat von fünf mal fünf Feldern aus. Ausgangspunkt ist die eigene Burg, die auf einem Einzelfeld errichtet ist. Angebaut wird dann jede Runde ein neues Dominoplättchen, das wie im Legespielklassiker, entweder zwei gleiche oder zwei unterschiedliche Spielsteinhälften hat. Diese können sieben unterschiedliche Landschaftstypen zeigen, und manche bilden auch Kronen ab.
Am Ende des Spiels bringt eine Landschaft Punkte, die sich berechnen aus der Anzahl der Felder einer Landschaft mal der darin enthaltene Kronen. Es lohnt sich also große Landschaften zu bauen, und möglichst viele Plättchen mit aufgedruckten Kronen darin unterzubringen. Soweit noch alles wie bei "Kingdomino".
Schaffe, schaffe, Häusle baue Neu bei "Queendomino" sind die sogenannten Stadtgebiete. Sie sind als eine der verschiedenen Landschaftsarten auf den Spielsteinen aufgedruckt, ebenso wie etwa Wald oder Weideland. Es gibt jedoch keine Stadtgebiete mit Kronen, dieser Landschaftstyp zählt also zunächst keinerlei Punkte. Die Stadtgebiete dienen jedoch als Bauplätze für Gebäude. Nach jeder Erweiterung des eigenen Königreichs steht es dem Spieler frei, wenn er das nötige Geld besitzt, Gebäude aus einer gemeinsamen Auslage zu erwerben. Hier finden sich vom Sägewerk, bis zur Statue die unterschiedlichsten Ausbauten, die in manchen Fällen Einfluss auf das Spiel, meist jedoch auf die Punktwertung am Ende nehmen. So bringt eine Mine etwa zwei Punkte pro eigener Gebirgs-Landschaft. Nun ist auf einmal nicht mehr eine möglichst große Landschaft gefragt, sondern viele kleine. Entscheidet sich der Spieler dagegen für eine Statue, bringt diese in jedem Fall fünf Siegpunkte, hier Prestigepunkte genannt, sie kann aber auch niemals mehr einbringen.
Kauft der Spieler ein Gebäude, muss er es direkt anschließend auf einem seiner Stadtgebiete platzieren und kann diese Bebauung auch den Rest des Spieles nicht mehr ändern. Die Entscheidung sollte also gründlich durchdacht sein. Vor allem da nicht alle Gebäude die Punkte direkt sichern.
Von Rittern und einer Edeldame Einige der Gebäude bringen zusätzliche Figuren mit, entweder Türme oder Ritter. Ritter dienen dazu während des eigenen Spielzugs eine Landschaft ähnlich wie am Ende des Spiels zu werten, nur gibt es beim sogenannten Steuern eintreiben keine Punkte pro Feld in der gewerteten Landschaft, sondern Geld. Dies wird dann wiederum benötigt, um neue Gebäude zu bauen. Türme hingegen dienen der Attraktivität des Königreichs. Der Spieler mit den meisten Türmen kann sich über die Anwesenheit der Königin in seinem Reich freuen. Diese reduziert während des Spiels die Kosten für Gebäude und kann am Ende des Spiels als zusätzliche Krone auf ein beliebiges Feld gesetzt werden. Doch leider ist die Königin nicht gerade treu, sondern wendet sich einem Kontrahenten zu, sobald dieser die gleiche Anzahl Türme in seinem Reich errichtet hat. So wandert die Königin gerne mal zwischen zwei Reichen hin und her, ohne diesen während des Spiels jemals wirklich zu nutzen. Doch letztlich geht es ja auch um mehr, als nur die bloße Mechanik: Es geht immerhin um die Queen, die einzige Dame in allen vier Reichen!
Den Drachen schickenDie verschiedenen Gebäude ermöglichen es den Spielern immer wieder neue Taktiken auszuprobieren, und geben dem Spiel eine unerwartete Tiefe und einen besonderen Reiz. Dabei ist es nicht nur eine Frage der richtigen Gebäude, sondern manchmal auch des richtigen Zeitpunkts, wann diese errichtet werden; so etwa um die Queen auf die eigene Seite zu ziehen, und tatsächlich auch einen Nutzen daraus zu schlagen. Eine weitere taktische Dimension erhält "Queendomino" durch den Drachen. Wer diesen mit einem Gold aus seiner Höhle lockt, darf ihn anweisen eines der Gebäude in der Auslage zu zerstören, eine Option, die nicht nur aufgrund der zauberhaften Niedlichkeit der Drachenfigur reizvoll ist. Zum einen können durch den Drachen unliebsame Gebäude abgeräumt werden, die seit Runden die Auslage verstopfen, zum anderen können natürlich bewusst Gebäude zerstört werden, bevor ein Gegner sie erwerben kann. Um dieses Mittel wirklich effektiv einzusetzen, braucht es aber natürlich ein wenig Überblick über den Punktestand am Tisch. Das Einzige, was durch den Drachen kaum verhindert werden kann, ist das Abwandern der Königin, denn wer die Holde in seinem Reich beherbergt, der darf das Untier nicht bestechen. Da hilft nur schnell selbst das Gebäude mit den Türmen zu bauen, bevor der Konkurrent es erwirbt.
Solide Reiche"Queendomino" begeistert mit einem kniffligen Spielvergnügen, das trotzdem leicht und unbeschwert daherkommt. Und es begeistert durch sein tolles Spielmaterial. Die Dominosteine sind aus solider Pappe und zusätzlich beschichtet. Sie kommen in einem Turm mit Magnetverschluss, der den Stoffbeutel aus der ersten Edition "Kingdomino" ersetzt. Die gemischten Plättchen werden zu Beginn der Partie in den Turm gestapelt und dann können jede Runde unten Plättchen herausgezogen werden. Sowohl der Drache als auch die Königin sind massive Holzsteine, ebenso wie die Ritter und Türme aus Holz bestehen. Die Startburg ist ein kleines Pappmodell, obwohl rein formal ein bedrucktes Plättchen ausgereicht hätte. "Queendomino" ist ein Spiel das durch seine qualitative Ausstattung geradezu überrascht. Schön gestaltete Figuren, die einfache Plättchen ersetzen, sind sonst eher ein Markenzeichen der Kickstarter finanzierten Spiel, die solche Zusatzelemente über sogenannte Strech Goals freischalten. Vielleicht ist diese qualitative Leistung auch heute notwendig, um sich in der Flut neu erscheinender Spiele hervorzutun. Auf jeden Fall bleibt festzuhalten, dass "Queendomino" hier mehr leistet, als es für die reine Spielmechanik müsste, was zu einem bedeutend schöneren Spielerlebnis führt.
Eine echte FreudeBruno Cathala hat erneut bewiesen, dass er ein Händchen für rundum schöne Spiele hat. Die Mechanik von "Queendomino", so simpel sie ist, so viel Freude bereitet sie. Ein Legespiel, das die ganze Familie spielen kann, das durch die taktischen Zusatzelemente der Gebäude, des Drachen und der Königin, aber viel Tiefe gewinnt. Das tolle Spielmaterial und die zauberhaften Illustrationen ergänzen das rundum begeisternde Paket. "Queendomino "ist wirklich uneingeschränkt empfehlenswert. Und das Schönste ist, es kann mit "Kingdomino" kombiniert werden. Dann sind entweder größere Spielfelder für eine längere Spielzeit möglich, oder es können mehr Spieler teilnehmen. Also nichts wie ran, ans eigene Königreich.
Kein Spiel hat mich in der letzten Zeit so überrascht wie "Queendomino". Natürlich gab es für mich als Vielspielerin und sogenannte Expertenspielerin jede Menge spannende Neuerscheinung auf den diesjährigen Essener Spieletagen. Und viele der Neuheiten sind wirklich großartige Spiele. Doch "Queendomino" war gerade, weil ich kaum etwas erwartet habe, eine so positive Überraschung. Der Mechanismus klang für mich zunächst wenig reizvoll: zu einfach für meinen Geschmack, der deutlich mehr in Richtung Worker-Placement tendiert. Die vielen positiven Stimmen zu "Kingdomino" haben mich jedoch neugierig gemacht, und da "Queendomino" komplexer sein sollte, wollte ich gerne einen Versuch wagen. Und ich war vom ersten Moment an begeistert, ebenso wie alle meine Mitspieler. Mittlerweile steht "Queendomino" noch in einem weiteren Haushalt unserer Expertenrunde, und wird in Zukunft auch häufiger bei uns auf den Tisch gepackt, auch gerade als kurzer Absacker nach einem langen Strategiespiel. "Queendomino" ist eine wirkliche Bereicherung für unsere Spielesammlung.